Sportpsychologe erklärt Probleme des BVB

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat den Schlingerkurs eingeschlagen und würde nach aktuellem Stand die Champions League verpassen. An der Qualität fehlt es dem BVB wahrlich nicht. Ein Sportpsychologe hat sich der schwarz-gelben Situation nun angenommen und erklärt, dass sich die sportliche Lethargie mit einfachen Mitteln vertreiben lässt.
Neben den jungen Talenten wie Erling Haaland, Jadon Sancho oder Youssoufa Moukoko beschäftigt Borussia Dortmund bekanntlich auch erfahrene Spieler wie Emre Can, Thomas Delaney oder Thomas Meunier. Die richtige Mischung aus Erfahrung und jugendlichem Leichtsinn ist also gegeben. Doch der BVB bekommt seine Qualität einfach nicht auf den Rasen.
"Viele Profi-Sportler bauen sich in solchen Situationen selbst Druck auf. Sie denken dann nur an 'wir müssen, wir müssen'. Dadurch gehen die spielerische Leichtigkeit und der Spaßfußball verloren", analysierte der erfahrene Sportpsychologe Matthias Herzog im Interview mit den "Ruhr Nachrichten".
Zu Saisonbeginn, als der BVB noch unter den Top 3 weilte, rechneten die Experten den Schwarz-Gelben noch gute Chancen aus, dem FC Bayern gefährlich werden zu können. In dieser Hinsicht ist die Titelfrage allerdings schon längst beantwortet worden – der Branchenprimus ist auf 16 Punkte davongeeilt.
Herzog: Das ist das Brutalste an der BVB-Situation
Das ständige Auf und Ab, so führte es Herzog weiter aus, sei momentan das Brutale an der Situation, denn die BVB-Stars können aus einem Erfolg kein Selbstvertrauen ziehen, "aber mit jedem weiteren Misserfolg wird ihnen Selbstvertrauen entzogen".
Diese Problematik hatte erst vor Kurzem Thomas Delaney bemängelt. Die Mannschaft sei zu ungeduldig, meinte der Däne, der eine gewisse "Gelassenheit" forderte.
Eine der Ursachen für die derzeitige Situation der Dortmunder liegt also im mentalen Bereich. "Dann liegen sie zurück und wachen plötzlich auf, verkrampfen aber und die klare Struktur fehlt. Das Gefühl 'wir drehen das eh', wird ersetzt durch 'wir müssen unbedingt gewinnen'", stellte Herzog weiter fest.
BVB noch in allen Pokalwettbewerben dabei
Bis auf den Meistertitel ist aber nichts verloren. Das Team von Edin Terzic ist noch in der Champions League vertreten, in der es am Mittwoch kommender Woche (21:00 Uhr) im Hinspiel des Achtelfinals gegen den FC Sevilla geht. Im Viertelfinale des DFB-Pokals trifft der BVB auf die andere Borussia aus Mönchengladbach.
Auf Dortmunder Seite muss das Verkrampfte aber schnell gelöst werden, sonst lösen sich die gesteckten Ziele in den Pokalwettbewerben ebenfalls schneller auf als es den Verantwortlichen lieb ist. Und es ist offenbar nicht ganz so schwierig, sich davon zu entfernen, wie Herzog zu verstehen gab.
"Mit der Körpersprache kann man am schnellsten die Energie in die eine oder andere Richtung lenken. Es hört sich verrückt an: Aber die Gedanken gehen mit der Körpersprache", sagte der Mentalcoach. "Die können es ja, nur das reine Selbstvertrauen ist weg. Eine Situation reicht da schon."