26.02.2021 07:35 Uhr

Flecker: "Das Gesamtpaket hat einfach gestimmt"

Florian Flecker hat sich in Hartberg auf Anhieb in der Startelf etabliert
Florian Flecker hat sich in Hartberg auf Anhieb in der Startelf etabliert

Nach eineinhalb lehrreichen Jahren in Deutschland ist Florian Flecker wieder zurück beim TSV Hartberg an alter Wirkungsstätte. Beim steirischen Bundesligisten will der 25-jährige Flügelspieler seine ins Stocken geratene Karriere wieder auf Vordermann bringen.

>> Die Vereinsstatistik von Florian Flecker in der weltfussball-Datenbank

Es ist der 25. Mai 2019 und ein Schrei der Befreiung und des Jubels hallt durch die Profertil Arena in Hartberg. Der steirische Bundesliga-Klub macht im Jahr nach dem Aufstieg am letzten Spieltag den Klassenerhalt perfekt, unter den Jubelnden auch Florian Flecker, der an diesem Tag mit einem Assist ebenfalls seinen Anteil am Erfolg hat. War es für die die Truppe von Markus Schopp eine hart-erkämpfte Saison gegen den Abstieg, lief es für Florian Flecker sportlich hervorragend. Mit 13 Scorerpunkten in 32 Ligaspielen avancierte er zum Topscorer der Hartberger und schoss sich ins Schaufenster europäischer Klubs.

"Das Gesamtpaket hat einfach gestimmt"

Darunter der damalige Zweitligist Union Berlin, der bereits im Winter während der Aufstiegssaison sein Interesse am 25-jährigen Flügelspieler anmeldete, doch der Wechsel kommt zunächst noch nicht zustande. Nachdem der Aufstieg der "Eisernen" in die Bundesliga und der Klassenerhalt von Hartberg perfekt gemacht wurde, wagte Florian Flecker im Sommer aber schließlich den nächsten Schritt und schloss sich dem Berliner Traditionsverein ein.

Für ihn ein absolutes Highlight, wie er im Gespräch mit weltfussball erzählt: "Das Ausland hat einfach einen extremen Reiz für jeden Profi in Österreich. Dann war die Chance mit Union da, das Interesse gab es bereits seit Winter. Im Sommer wollten sie mich dann immer noch holen, ich hab ein sehr ordentliches Frühjahr gespielt und dann war mir relativ früh klar, dass ich den Weg nach Deutschland machen möchte. Union ist ein extrem cooler Klub, sie haben fantastische Fans und Berlin ist, glaub ich, auch nicht die schlechteste Stadt zum Leben. (lacht) Das Gesamtpaket hat einfach gestimmt, da hab ich nicht viel überlegen müssen und es war schon eine super Erfahrung dort."

Ein Wechsel innerhalb Österreichs kam für den variablen Mittelfeldspieler trotz Interesse damals nicht in Frage: "Es gab schon Interesse, aber ich hab damals ziemlich früh entschieden, dass ich das mit Union Berlin machen will und von dem her war das für mich eigentlich nie ein Thema."

Bilanz zum Vergessen bei Union Berlin

Mit Christopher Trimmel steht auch ein weiterer ÖFB-Legionär seit Jahren bei Union Berlin unter Vertrag, hat es mittlerweile bis zum Kapitän der Berliner gebracht und war auch für den damals erst 23-jährigen Florian Flecker eine große Hilfe, um sich im neuen Umfeld einzuleben: "Er war schon eine Bezugsperson für mich, einfach weil er schon länger dort war und alles gekannt hat und mir daher viel helfen konnte. Ich hab viel mit ihm geredet, privat haben wir zwar nicht extrem viel gemacht, hin und wieder was gemeinsam unternommen, aber er war für mich schon eine wichtige Person in Berlin."

Trotz ansprechender Leistungen in den Vorbereitungsspielen und im Training, konnte Florian Flecker seinen damaligen Trainer Urs Fischer nicht wirklich von sich überzeugen. Lediglich sechsmal steht er im Bundesligakader von Union Berlin, zu einem Einsatz in der höchsten deutschen Spielklasse reicht es nicht. Auch im DFB-Pokal erhält der Flügelspieler keine Chance, die Bilanz von null Pflichtspieleinsätzen in der Saison 2019/20 ernüchternd.

Warum es damals mit ihm und Union Berlin nicht klappen wollte, fragt sich Florian Flecker noch heute: "Das würde ich auch gerne wissen. Ich hab das gesamte Jahr gut trainiert, war in den Trainings immer voll da, hab auch ein paar Tore und Assists gemacht, aber schlussendlich entscheidet dann der Trainer. Der hat zwar oft zu mir gesagt, dass ich so weitermachen und weiter Gas geben soll und dass meine Chance kommen wird, aber schlussendlich habe ich dann nicht die Möglichkeit bekommen."

"Es war eine unglaubliche Erfahrung, die ich dort gemacht habe"

Bei Union Berlin herrschte nach dem Aufstieg eine sehr große Euphorie im Verein, der Kader wurde für die folgende Bundesliga-Saison verstärkt, darunter Florian Flecker, der am Ende des Transferfensters einer von rund 15 Neuzugängen beim deutschen Hauptstadtklub war. Der aufgeblähte Kader mit rund 33 Spielern vielleicht ein Mitgrund für seine Chancenlosigkeit bei den Berlinern: "Ich war damals der erste Neuzugang und dann sind noch 14 weitere dazugekommen. Das ist natürlich schon hart, wenn du rund 33 Spieler im Kader hast. Es herrschte dort eine starke Kaderdichte und dort ist halt jeder Spieler auch einfach gut. Da war es natürlich schwieriger, seinen Platz zu finden."

Frust schiebt Florian Flecker deswegen jedenfalls nicht, allein vom dortigen Training hat er einiges mitgenommen, wovon er jetzt als Profi durchaus profitiert: "Ich hab sehr viel Ballsicherheit mitnehmen können, auch körperlich habe ich zusätzlich sehr viel gemacht. Ich hab' rund sechs Kilo zugenommen, weil ich etwas zu viel in der Kraftkammer war, was aber auch notwendig war. Ich war damals schon recht schmächtig." (lacht)

Trotz der verheerenden Ausbeute von keiner einzigen Pflichtspielminute bei Union Berlin, bereut es Florian Flecker nicht, den Schritt ins Ausland gewagt zu haben: "Ich kann das wirklich jedem nur empfehlen. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die ich dort gemacht habe und von dem her war die Entscheidung absolut richtig."

Rückkehr nach Hause und Traumdebüt

Während Florian Flecker bei Union Berlin ein Reservistendasein fristete, sorgte sein Ex-Klub Hartberg in der Bundesliga für Furore, erreichte die Meistergruppe und konnte sich am Ende der Saison sogar erstmals für den Europacup qualifizieren. Flecker fieberte dabei auch aus der Entfernung mit seinem damaligen Ex- und heutigen Stammklub mit: "Ich hab' hab mir eigentlich fast jedes Spiel von Hartberg angesehen und mit dem Kainz Tobi und dem Heil Jürgen war ich immer im Austausch, wusste daher immer genau was los ist und wie es gerade läuft. Einen Verein, bei dem man erfolgreich war, den verfolgt man auch danach auf alle Fälle weiter."

Im vergangenen Sommer gab es dann die ersten Gerüchte, um eine Rückkehr von Florian Flecker nach Hartberg, Gespräche haben auch stattgefunden wie er bestätigt: "Im Sommer kam es für mich aber noch nicht in Frage." Doch ein halbes Jahr später und nach einem Zwischenstopp bei den Würzburger Kickers kehrte der verlorene Sohn schließlich in seine steirische Heimat zurück: "Ich wollte wieder zurück zur Basis, wo ich meine Leistung bringen kann und wo ich wertgeschätzt werde. Das war der ausschlaggebende Grund für meine Rückkehr."

Viel Eingewöhnungszeit brauchte Florian Flecker nicht nach seiner Rückkehr, der Grundkern der Mannschaft ist nach seinem Abgang im Sommer 2019 gleich geblieben, mit Markus Schopp steht zudem sein alter Trainer immer noch bei den Hartbergern an der Seitenlinie. Ein hilfreicher Umstand, wie Flecker sagt: "Ihn zeichnet das Menschliche aus, ich kann mit allem zu ihm kommen, er ist immer offen für Kritik, so wie ich auch, man kann alles ehrlich ansprechen und seine Art, wie er Fußball spielen lässt, taugt mir einfach. Hier kann ich am Flügel wieder weiter vorne Spielen und hab offensiv alle Freiheiten. In Würzburg zuletzt hab ich rechts in der Fünferkette doch mehr Defensivarbeit leisten müssen."

Das Debüt nach seiner Rückkehr verlief mit seinem Siegestor im Spiel gegen die Austria nach Maß ("Dass es so funktioniert im ersten Spiel war natürlich perfekt"), seit seiner Rückkehr holten die Hartberger aus ihren letzten drei Ligaspielen ordentliche sieben Punkte. Die Meistergruppe ist wieder in greifbarer Nähe, ein erneutes Erreichen wäre für den Verein zwar ein wichtiger Erfolg, aber kein Muss, wie Flecker klarstellt: "Dass das neuerliche Erreichen der Meistergruppe für den Verein ein großer Erfolg wäre, steht außer Frage, aber unser Ziel ist grundsätzlich der Klassenerhalt. Es klingt wie eine Fußballerfloskel (lacht), aber wir müssen einfach von Spiel zu Spiel schauen, jede Woche alles reinhauen und so viele Punkte wie möglich mitnehmen. Dass wir es können, wissen wir, wir müssen es halt dann nur auch auf den Platz bringen."

Max Augustin

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten