21.03.2021 10:31 Uhr

Empörung und Wirbel um Vogel-"Strafe"

Gladbachs U23-Trainer Heiko Vogel steht im Blickpunkt
Gladbachs U23-Trainer Heiko Vogel steht im Blickpunkt

Das Echo aus dem Frauen-Fußball war laut und deutlich. Wie bitteschön könne "das Trainieren eines Frauen- oder Mädchenteams als eine Strafe festgelegt" werden, wollten die Fußballerinnen der 1. und 2. Bundesliga am Wochenende in einem Offenen Brief wissen und forderten den Deutschen Fußball-Bund als höchste Instanz auf, "aktiv zu werden". Der Vorwurf: Hier werde Sexismus mit Sexismus bekämpft.

Auslöser des Wirbels, der vor allem in den sozialen Medien hochkochte, war ein beleidigender Satz von Heiko Vogel, dem Trainer der Regionalliga-Mannschaft von Borussia Mönchengladbach. Vogel hatte sich Ende Januar gegenüber einer Schiedsrichter-Assistentinnen in "ausfallender Weise geäußert", so hielt es der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) fest.

Vogel wurde mit einer Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro und einem Innenraum-Verbot für zwei Spiele bestraft. Zudem sei ihm "auferlegt" worden, so formuliert es der WDFV, sechs Trainingseinheiten einer Frauen- oder Mädchenmannschaft zu leiten. Auch der WDFV sieht diesen Punkt inzwischen kritisch und veranlasste, das Urteil durch das Verbandsgericht überprüfen zu lassen.

Gladbach sieht es nicht als Strafe

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl hatte dagegen am Freitag dementiert, dass es sich bei dem Training um eine "Strafe" handelt. Vogel habe "definitiv einen Fehler gemacht", was er an der Seitenlinie gesagt habe, "missbilligen wir im Verein". Das Training habe Vogel aber im Zuge der Verhandlung selbst angeboten.

Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" wurde die Borussia noch deutlicher. Bei den Trainings handelte es sich keineswegs um eine Initiative des Verbandes. "Weder Borussia noch er (Vogel) sehen diese Maßnahme als Strafe an, es ist von Borussia vorgeschlagen worden, dies als Zeichen der Entschuldigung ins Urteil aufzunehmen. Im Übrigen ist auch im Urteil des Verbands in diesem Punkt nicht die Rede von einer 'Strafe'", teilte die Borussia mit. Derartige Maßnahmen seien auch im Strafenkatalog überhaupt nicht als Strafen vorgesehen.

Spielerinnen fühlen sich "lächerlich gemacht"

Die Reaktion des WDFV deutet jedoch auch daraufhin, dass die Formulierung im eigenen Urteil zumindest hinterfragt wird. Hannelore Ratzeburg, Vizepräsidentin im DFB, äußerte ebenfalls Unverständnis: "Es ist mir auch unbegreiflich, dass man ein Training einer Frauenmannschaft als Teil einer Strafe verordnet. Ich kann den großen Ärger der Spielerinnen deshalb verstehen und nachvollziehen, dass sie sich dazu öffentlich Gehör verschaffen."

Das sahen die Fußballerinnen ähnlich. Es sei "keine Wertschätzung, wenn man zum Ausgleich für ein solches unsportliches Verhalten anbietet, für ein paar Stunden eine Frauenmannschaft zu trainieren. Dieses Urteil diskriminiert alle Frauen im Sport und speziell im Fußball", heißt es in dem Brief, den Nationalmannschaftskapitänin Alexandra Popp auf Instagram veröffentlichte.

Zudem sei die Bewertung des Verhaltens als "nur als unsportlich" falsch: "Vanessa Arlt als Schiedsrichter-Assistentin des besagten Spiels gab im Gespräch mit den "Westfälischen Nachrichten" an, Heiko Vogel hätte 'Frauen haben auf dem Fußballplatz einfach absolut nichts zu suchen' beim Verlassen des Platzes von sich gegeben". Dies sei "beleidigend und diskriminierend", die Spielerinnen fühlen sich "lächerlich gemacht".

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