19.04.2021 17:51 Uhr

Flick über Wechsel-Aussage: "Wollte nicht mehr rumeiern"

Hansi Flick verlässt den FC Bayern wohl am Saisonende
Hansi Flick verlässt den FC Bayern wohl am Saisonende

Der FC Bayern München gleicht auf der Zielgeraden der Saison einem Pulverfass. Der offene Machtkampf zwischen Trainer Hansi Flick und den Bossen zerreißt den Rekordmeister.

Hansi Flick hatte keine Lust, eine weitere Lunte an das Pulverfass FC Bayern zu legen. "Ich bin dem Verein sehr dankbar", betonte der Trainer ungeachtet des eskalierten Machtkampfes mit seinen Bossen, der den deutschen Fußball-Rekordmeister auf der Saison-Zielgeraden zu zerreißen droht.

Doch Flick klang nun plötzlich versöhnlich. "Ich hatte und habe hier ein tolle, erfolgreiche Zeit", sagte er am Montag, "und Erfolg hat man immer gemeinsam, nicht alleine. Das ist immer mein Credo." Sollte er sich im Sommer wie erhofft mit der neunten Meisterschaft in Folge und dem damit verbundenen fünften Stern fürs Bayern-Trikot verabschieden, "können wir alle gemeinsam feiern", meinte er.

Alle! Gemeinsam! Also auch Flick mit seinem Dauer-Rivale Hasan Salihamidzic und dem restlichen Vorstand, der ihm am Sonntag noch öffentlich eine Rüge erteilt hatte. Dazu, erklärte der Coach bei seiner Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel gegen Bayer Leverkusen am Dienstag (20:30 Uhr) mit beschwichtigendem Tonfall, "gibt es nichts mehr von mir zu sagen".

Dass er am vergangenen Samstag in Wolfsburg entgegen der internen Absprache mit seinem Wunsch nach Auflösung seines bis 2023 laufenden Vertrags vor jede Kamera getreten war, sei "eine spontane Sache" gewesen. Der einzige Grund dafür war laut Flick, dass seine Spieler von ihm persönlich von der bevorstehenden Trennung erfahren sollten. Er habe es getan, ergänzte er, "damit ich nicht länger rumeiere". Und jetzt wolle er bitte nur noch sportliche Fragen beantworten.

Dabei fordern nicht nur die Bayern-Fans dringend weitere Antworten. Kommen die Bayern Flicks Bitte um Vertragsauflösung nach? Wie weit ist der Rekordmeister in seinem Bemühen, Julian Nagelsmann von RB Leipzig als Nachfolger zu holen? Und wann gibt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Verpflichtung Flicks als Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw bekannt?

Die Bayern-Bosse halten sich ebenso bedeckt wie Nagelsmann und der Verband. DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat den früheren Weltmeister-Assistenten Flick zwar längst als Wunschkandidaten für das Löw-Erbe ab Sommer ausgemacht, will das ohnehin brüchige Verhältnis zum FC Bayern aber nicht zusätzlich belasten. Das wäre der Fall, wenn der Eindruck entstünde, Flick habe seinen Abschied nur deshalb forciert, weil er sich mit Bierhoff längst geeinigt hat.

FC Bayern stimmt Klose "nachdenklich"

In Flicks Assistent Miroslav Klose wird ein weiterer Münchner bei der Nationalmannschaft gehandelt. Der über die Bayern ebenfalls verärgerte DFB-Rekordtorschütze könnte seinem Chef zum Verband folgen, heißt es. Es habe ihn "nachdenklich" gemacht, sagte Klose kicker und Bild, "wie hier gerade miteinander kommuniziert wird".

Er vermisse den "Respekt voreinander". Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Ehrenpräsident Uli Hoeneß hätten den Klub "zu einem Weltverein gemacht, weil es ihnen immer um den FC Bayern ging - und nicht um persönliche Eitelkeiten". Inzwischen ist das offenbar anders.

Ob sich Nagelsmann das antun möchte? Erste Gespräche zwischen den jeweiligen Klubverantwortlichen soll es bereits gegeben haben. Und auch wenn der Coach beteuerte, er kenne die Pläne der Bayern nicht, ließ er doch durchblicken, dass er sich für geeignet hält. Er sei ein Typ, führte er aus, "der immer die Meinung des Klubs für wichtiger hält als die des Trainers". Auch in Transferfragen.

Das dürften die Münchner Bosse gerne gehört haben, war dies bei Flick doch einer der Gründe für die Eskalation. Eine vorzeitige Trennung noch in dieser Saison ist aber nicht angedacht. Auch Flick sieht es als seine "Pflicht" an, wenigstens noch die Meisterschaft einzufahren.

Gegen Leverkusen kann er wieder auf Nationalspieler Leon Goretzka bauen. Auch Weltfußballer Robert Lewandowski mache "einen hervorragenden Eindruck", dürfte aber erst am Samstag in Mainz dabei sein. Dort könnte Flick sein Abschiedsgeschenk fünften Stern bereits perfekt machen.


Die Aussagen von Hansi Flick zum Nachlesen:

+++ Flick über Gegner Leverkusen +++

Ich kenne Hannes Wolf und schätze ihn. Ich habe seinen Weg verfolgt und hoffe, dass er seine Chance in Leverkusen nutzen kann und die Mannschaft weiter betreuen kann. Fußballerisch ist Leverkusen stark, hat viel Speed. Das wollen wir natürlich unterbinden. Wir wollen das Tempo rausnehmen und auf die tiefen Läufe vorbereitet sein.

+++ Flick über Danksagungen der Spieler auf Insta + Saisonfazit +++

Natürlich wäre mehr drin gewesen. Wir hatten in der wichtigsten Phase viele Ausfälle. Wir konnten erhobenen Hauptes aus Paris abreisen. Wir haben vielleicht etwas das Halbfinale verspielt, wegen der vielen ungenutzten Chancen. Niederlagen gehören aber dazu. Wir müssen die Dinge so nehmen. 

Ich bin in den Sozialen Medien nicht so unterwegs und habe mich über die Postings gefreut.

+++ Flick über mögliche Meisterschaftsfeier +++

Erst müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Der fünfte Stern ist unser großes Ziel, das können wir dann feiern. Ich bin dem Verein sehr dankbar, ich hatte hier eine sehr erfolgreiche Zeit. Erfolg hat man nur gemeinsam. Deswegen ist es auch so, dass wir dann auch gemeinsam die Meisterschaft holen und dementsprechend auch feiern. Wir haben dann Hervorragendes in den letzten zwei Jahren erreicht.

+++ Flick über angeschlagene Spieler +++

Alaba hat trainiert, Sané hat trainiert. Alle vom Wochenende sind dabei. Goretzka hat auch trainiert, er wird zur Verfügung stehen. Lewandowski macht einen hervorragenden Eindruck. Wir hoffen auf einen Einsatz am Samstag.

+++ Flick über letzte fünf Spiele +++

Wir haben immer gesagt, dass wir der Meisterschaft einen Schritt näherkommen wollen. Wir brauchen den Fokus für die nächsten Spiele. Leverkusen ist eine gute Mannschaft mit Speed und Qualität. Die Mannschaft ist gefordert, wie in jedem Spiel.

+++ Flick über geplante Super League +++

Ich kann nur sagen, dass ich nicht alle Details weiß, aber hinter der Aussage des Vereins. Ich finde, es wäre nicht gut für den europäischen Fußball.

+++ Flick über möglichen Strudel wegen Diskussionen +++

Die letzten Wochen waren für die Mannschaft nicht unbedingt ruhig. Hier ist es immer so, dass die Mannschaft sehr fokussiert auf das Sportliche ist und auf den Erfolg. Die Mannschaft hat eine herausragende Mentalität. Man darf nicht vergessen, dass wir viele Verletzte hatten und wir einige Spieler ersetzen mussten. Wir haben immer nur kurze Phasen der Erholung. Die enorme Mentalität und Qualität zeichnet die Mannschaft aus.

+++ Flick mit Bitte wegen Wechselwunsch +++

Bitte heute keine Diskussionen über meine Aussagen am Samstag und die Stellungnahme des Vereins. Von mir gibt es nichts mehr dazu zu sagen. Ich wollte der Mannschaft von meiner Seite aus sagen, dass ich den Verein darum gebeten haben, den Vertrag aufzulösen. Ich wollte, dass es die Spieler von mir wissen. Es war eine spontane Sache, dass ich die Mannschaft darüber informiert habe. Ich wollte nicht weiter rumeiern.

+++ Transfer-Alleingänge von Flick? +++

Hansi Flick sorgte am Samstag mit seinem in der Öffentlichkeit formulierten Wechselwunsch für große Verwunderung in der obersten Etage des FC Bayern. Der Cheftrainer preschte vor, ohne dieses Statement mit den höchsten Verantwortlichen der Münchner abgesprochen zu haben.

Offenbar war es nicht Flicks einziger Alleingang. Laut "kicker" tätigte dieser bei seinen Wunschspielern eigenmächtige Anrufe. Um welche es sich dabei handelte, wird indes zwar nicht überliefert. Womöglich handelt es sich dabei aber um Spieler wie Sergino Dest, Kai Havertz, Callum Hudson-Odoi und Timo Werner, die Flick unbedingt in seinem Kader haben wollte. Mehr dazu hier.

+++ Hoeneß schießt gegen Flick +++

Auch Dieter Hoeneß hat eine Meinung zu Hansi Flicks Abschiedsplänen vom FC Bayern München - und schlägt sich klar auf die Seite seines langjährigen Vereins.

"Ich bin überzeugt, dass Hansi das nicht gut überlegt hat, vielleicht auch nicht gut beraten war", sagte Hoeneß im Gespräch mit dem "SWR".

Erfolgstrainer Flick habe die Bayern mit der Ankündigung am vergangenen Samstag, den Klub im Sommer verlassen zu wollen "auf dem falschen Fuß erwischt. Es gab eine andere Absprache, es ist besprochen worden, dass nach dem übernächsten Spiel eine Erklärung erfolgt. Es war einfach ein Fauxpas. Zu so einem Konflikt gehören zwei." Mehr dazu hier.

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