20.08.2021 11:53 Uhr

Zorc erzählt irre Transfer-Anekdote: "Zigmal hin und her"

Arbeitet noch bis 2022 als Spordirektor des BVB: Michael Zorc
Arbeitet noch bis 2022 als Spordirektor des BVB: Michael Zorc

Sportdirektor Michael Zorc von Borussia Dortmund hat Erling Haalands Berater Mino Raiola gegen öffentliche Kritik verteidigt und sich über seine verrückteste Transfer-Verhandlungen sowie seine eigene Zukunft nach dem Ende seiner BVB-Ära geäußert.

Für Raiola, mit dem die Dortmunder Verantwortlichen in den letzten Jahren bereits mehrfach zu tun hatten, wollte Zorc im "WDR2"-Podcast "Einfach Fußball" "eine Lanze brechen".

Über den angeblich extrem gierigen italienischen Star-Berater werde in den Medien "ein übertriebenes Bild" gezeichnet.

"Die Gespräche, die wir mit ihm geführt und die Sachen, die wir mit ihm gemacht haben, sind durch eine hohe Professionalität gekennzeichnet", sagte Zorc. "Was mir daran imponiert: Du weißt, was du bekommst. Du weißt, dass dann keine Mutter Theresa dabei ist. Wenn man das vorher weiß, kann man sich darauf einstellen. Da geht es um Verlässlichkeit, darum, einen klaren Plan zu haben."

BVB: Michael Zorcs kuriose Transfer-Anekdote

Auch der frühere BVB-Star Henrikh Mkhitaryan war ein Klient Raiolas. Bei der Verpflichtung des armenischen Offensivspielers von Schachtar Donezk im Sommer 2013 erlebten Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Kurioses.

"Wir haben in Donezk nicht mit dem Besitzer von Schachtar, Rinat Akhmetov, selbst gesprochen, sondern mit einem Vermittler. Der ist dann alle fünf Minuten raus, um mit Akhmetov zu telefonieren. Das ging dann zigmal hin und her, bis wir ein Ergebnis hatten. Das waren sehr zähe Verhandlungen", schilderte der Dortmunder Manager.

Aktuell sei der Transfermarkt aufgrund der Coronavirus-Pandemie "deutlich ruhiger und nicht ganz so trubelig" wie früher, sagte Zorc. "Die Vereine machen nur das Nötigste und schauen, wo sie sparen können."

BVB sieht sich als "Champions-League-Klub"

Der BVB hat trotz der finanziellen Einbußen weiter große Ambitionen, so Zorc. "Das soll nicht überheblich klingen, aber wir sehen uns als Champions-League-Klub, der dort seine Visitenkarte so gut wie möglich abgeben sollte."

Dieses Ziel sei in der letzten Saison phasenweise "in Gefahr" gewesen, gab Zorc zu. "Wir waren mehrere Monate nicht auf den ersten vier Plätzen. Dann haben wir hier auf der Geschäftsstelle hier auch nicht ganz so gute Laune."

Sich selbst bezeichnete Zorc als "typischen Westfalen, als bodenständig. Aber im Fußball-Business musst du dich entscheiden, ob du purer Romantiker bist oder erfolgreich sein willst. Aber dann muss ich auch mit den Wölfen heulen und bereit sein, Risiken einzugehen."

BVB: Hans-Joachim Watzke "grausam" pessimistisch

Pläne für die Zeit nach dem Ende seiner Sportdirektoren-Tätigkeit beim BVB im kommenden Sommer hat Zorc noch nicht. "Ich bin noch mitten in der Saison. Es interessiert mich jetzt nur, dass wir gewinnen und dass wir erfolgreich sind." Sein designierter Nachfolger Sebastian Kehl sei "bei jedem wichtigen Gespräch dabei und arbeitet sich nach und nach in alles ein."

Auch mit Hans-Joachim Watzke arbeitet Zorc seit Jahren eng zusammen. Der Dortmunder Klub-Chef sei "so pessimistisch, das ist grausam. Wenn seine Vorhersagen alle eingetreten wären in den letzten Jahren, würde ich jetzt irgendwo in der 3. Liga arbeiten", sagte Zorc mit einem Augenzwinkern. "Wahrscheinlich ist es Zweckpessimismus, damit er am Ende nicht negativ überrascht werden kann. Bei mir gehen die Antennen immer hoch, wenn er vor einem Spiel sehr positiv eingestellt ist."

Fast-Pleite des BVB: "Haben über unsere Verhältnisse gelebt"

Zorc blickte in dem Podcast auch zurück auf seine schwierigste Zeit beim BVB rund um die Fast-Pleite 2005. "Wir waren damals vom Kader her viel zu teuer für das, was wir letztendlich erreicht haben und haben längere Zeit über unsere Verhältnisse gelebt. Das kennt man aus dem privaten Bereich auch: Du kannst ein-, zwei-, vielleicht auch dreimal das Konto überziehen, aber dann irgendwann wird es schwierig. Danach mussten wir die Budgets runterfahren und uns wirtschaftlich und sportlich konsolidieren."

Die Verpflichtung von Erfolgstrainer Jürgen Klopp sei 2008 dann "ein absoluter Glücksgriff" gewesen. "Er hat eine Ära mit uns geprägt, die einzigartig ist. Es hat einfach gepasst."

Klopp sei zwar "total glücklich" beim FC Liverpool, "aber ich glaube, wenn man Jürgen Klopp irgendwann einmal fragt, was die schönste Zeit seiner Karriere war, wird die bei Borussia Dortmund nicht an letzter Stelle stehen, sagte Zorc.

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