Salzburg begeistert mit Spielfreude
Dynamik, Spielfreude und viele Tore: Red Bull Salzburg hat am Samstag beim 5:1-Heimsieg über Blau-Weiß Linz ein sehr plakatives Beispiel für die neue Philosophie von Coach Pepijn Lijnders geliefert. Oscar Gloukh krönte die energiegeladene Vorstellung mit einem Triplepack, Startelfdebütant Moussa Yeo machte mit einem Treffer auf sich aufmerksam. Der entthronte Meister scheint für das Dienstag-Rückspiel der Champions-League-Quali bei Twente Enschede gerüstet.
Der dribbelstarke Yeo war einer von sechs Änderungen gegenüber dem 2:1 im Heimhinspiel gegen Twente und stellte eindrücklich unter Beweis, was Lijnders in ihm sieht. Mit dem 4:1 schrieb er im Finish sogar an. Auch der linke Außenverteidiger John Mellberg durfte erstmals überhaupt in der Liga gleich von Beginn an werken und gab ebenfalls eine gute Figur ab. "Das ist ein sehr gutes Zeichen, das zu sehen. Dass der Stil der gleiche bleibt und alle das machen, was sie tun sollen", sagte Lijnders.
Fast 80 Prozent Ballbesitz, 66 Ballaktionen im gegnerischen Strafraum und 29 Torschüsse sprechen eine klare Sprache. Blau-Weiß, in der ersten Hälfte noch mit einigen Nadelstichen gefährlich, war spätestens nach der Pause offensiv völlig abgemeldet. Nichts mehr erinnerte bei Salzburg an den wenig spektakulären und letztlich auch nicht erfolgreichen Kick der jüngsten Vergangenheit. "Wir wollen einfach guten Fußball spielen", meinte Gloukh nach seinem ersten Triplepack im Profifußball überhaupt.
"Als wir eng zueinander gestanden sind und den Ball wirklich gut bewegt haben, hat sich viel Kreativität gezeigt, hat es viele Kombinationen gegeben und individuelle Momente", sagte Lijnders. "Mir haben viele Dinge gefallen: Wir haben fünf Tore geschossen, haben nach dem 0:1 eine Reaktion gezeigt, haben mit sechs Neuen gespielt. Es gefällt mir richtig gut."
Das Publikum reagierte für Salzburger Verhältnisse fast schon frenetisch - auch das ein Grund für das breite Dauerlächeln im Gesicht von Lijnders. "Die Atmosphäre in der zweiten Hälfte war wirklich sehr speziell. Es waren nur 11.000, aber wenn die so laut sind, dann hilft das dem Team sehr", meinte der Niederländer.
"Ich glaube, unser Spiel ist schön anzuschauen. Es macht uns Spaß aber auch den Fans", gab Außenverteidiger Amar Dedic an. "Es läuft einfach im Moment, wir sind zufrieden, was wir abliefern und spielen einfach offensiv begeisternd. Das ist auch dem Trainer geschuldet", meinte wiederum Mittelfeldmann Maurits Kjaergaard, der den Assist zum Schlusspunkt durch Mads Bidstrup servierte.
Dass die junge Truppe Lijnders' Prinzipien schon so stark verinnerlicht hat, darf den 41-Jährigen zuversichtlich machen. "Wir haben vom ersten Tag der Vorbereitung an wirklich klar gemacht, was wir wollen", meinte er, vergaß aber nicht eine Warnung hinterher zu schicken: "Es wird nicht immer so weitergehen. Wir werden mit Widerständen zu kämpfen haben, für diese Momente müssen wir bereit sein."
Ohne Fehler war seine einmal mehr hoch aufgerückte Elf freilich nicht, das zeigte u.a. das frühe 0:1 durch Conor Noß (12.). "Das haben wir verpennt", meinte Dedic. "Fußball ist nie perfekt", erklärte Lijnders dazu. "Das wird man nicht sehen, nirgends. Wirklich wichtig ist, dass wir immer reagieren, dass wir weiter Selbstvertrauen haben, das wir unserem Stil treu bleiben."
Gloukh, der als dritter Israeli nach Ex-Salzburger Munas Dabbur und Shon Weissman (Ex-WAC) in Österreich dreimal in einer Partie traf, erhielt Sonderlob. "Er hat ein wirklich gutes Spiel gespielt, war immer anspielbar, hat sich gut zwischen den Linien bewegt. Besonders freut mich, dass er scort und nicht nur Assists gibt", merkte Lijnders an. Auch die aktuelle Form des Olympiateilnehmers kann ihn für die Partie der dritten Qualirunde am Dienstag (19.00 Uhr/live ServusTV) optimistisch stimmen.
Blau-Weiß trauerte der verlorenen Führung kaum nach, das Videostudium werde sich auf wenige Aktionen beschränken, erklärte Trainer Gerald Scheiblehner eine Woche nach dem 1:0-Auftaktsieg über die Wiener Austria. "Mit ihrer Qualität sind sie an einem guten Tag schwer zu stoppen. Diese Mannschaft hat einfach viel mehr Energie, viel mehr Spielfreude und ist nicht mehr so verkrampft", meinte er im Hinblick auf die Veränderungen beim Gegner. Nun wartet in der kommenden Woche der Gang zu Aufsteiger GAK. "Wir werden uns durch das 1:5 sicher nicht aus der Ruhe bringen lassen."
apa