09.05.2025 08:20 Uhr

Jupp Heynckes: Vom Lumpensammler zum Welttrainer

Mit dem FC Bayern holte Heynckes das Triple
Mit dem FC Bayern holte Heynckes das Triple

Weltmeister, Triple-Trainer, Hundefreund: Jupp Heynckes wird nicht nur in Gladbach und München verehrt. Am Freitag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Emotional wurde es für Jupp Heynckes schon vor seinem 80. Geburtstag. Der WM-Titel 1974, das legendäre Bayern-Triple 2013, die vier Meisterschaften als Spieler - all das und noch viel mehr bekam der Jubilar bei einem Rundgang durch das Vereinsmuseum von Borussia Mönchengladbach noch einmal vor Augen geführt. "Ich bin begeistert", sagte Heynckes tief bewegt über die Sonderausstellung zu seinen Ehren.

Heynckes hatte nur seine Frau Iris mitgenommen, auf Rummel hat er keine Lust mehr, erst recht nach einer schweren Herz-Operation im November 2022. "Es geht mir relativ gut. Aber man muss im Alter einsehen, dass alles beschwerlicher wird", sagte Heynckes nun dem kicker. Auch seinen Ehrentag am Freitag werde er "ganz still und besonnen im engsten Kreis" feiern.

"Einer der genialsten Fußballspieler"

Gegen die Glückwünsche aus aller Welt konnte Heynckes sich aber nicht wehren. "Für mich ist Jupp einer der genialsten Fußballspieler, die Deutschland je hervorgebracht hat", sagte etwa sein langjähriger Wegbegleiter Günter Netzer. Aus München meldete sich Uli Hoeneß. "Du bist ein Freund, für den ich durch dick und dünn gehe", schrieb Bayerns Ehrenpräsident, zu dem Heynckes auch während dessen Aufenthalt im Gefängnis stets Kontakt hielt. Auch in Bilbao, Teneriffa und bei Real Madrid hat man "Don Jupp" nicht vergessen.

An eine solche Weltkarriere ist nicht zu denken, als Heynckes am 9. Mai 1945 geboren wird, einen Tag nach Ende des 2. Weltkrieges und als neuntes von zehn Kindern. Als Lumpensammler trägt der kleine Josef zum Einkommen der Familie bei. "Jeder musste schauen, dass er überlebt. Diese Zeit hat mich geprägt", sagt er später.

Befeuert von Ehrgeiz geht dann sein Stern als Fußballer auf. "Jupp hat es von ganz unten nach ganz oben geschafft", sagte Hoeneß einmal. Und wie: Mit 220 Toren ist Heynckes bis heute die Nummer vier der ewigen Bundesliga-Torjägerliste. "Ich wollte Tore schießen. Immer", sagt er. Beim legendären 12:0 gegen Borussia Dortmund 1978 verabschiedet er sich mit gleich fünf Treffern in die Fußball-Rente.

Zu diesem Zeitpunkt ist Heynckes viermal Meister (1971, 1975, 1976, 1977), DFB-Pokal-Sieger (1973) und UEFA-Cup-Gewinner (1975) - und natürlich Europameister 1972 und Weltmeister 1974. Bei der WM im eigenen Land aber verletzt er sich, sitzt im Finale anders als sein ewiger Bayern-Gegenpart Gerd Müller auf der Bank. "Das war die größte Enttäuschung meiner Laufbahn", sagt er heute.

In Bayern steigt er endgültig zur Legende auf

Der Übergang zum Trainerdasein erfolgt fließend. Nicht immer läuft es rund - in Frankfurt oder auf Schalke etwa oder in der zweiten Amtszeit in Gladbach. Real feuert ihn 1998 sogar nach dem Gewinn der Champions League, später erhält er wegen seiner roten Gesichtsfarbe den despektierlichen Spitznamen "Osram". Doch meist hat er Erfolg. Zur Legende wird Heynckes in seinen vier Amtszeiten bei den Bayern, die er zu vier Meisterschaften (1989, 1990, 2013, 2018) führt.

Vor allem das Triple 2013 aus Meisterschaft, Pokal und Champions League ist eng mit dem Namen Heynckes verbunden. "Du warst immer da, wenn der FC Bayern dich gebraucht hat", sagt Hoeneß. 2017 holen die Bayern ihn sogar aus dem Ruhestand zurück. Heynckes zögert zunächst, bis sein Schäferhund Cando "zweimal bellt", so die gern erzählte Geschichte, "dann war das Ding in trockenen Tüchern".

Heute lebt Heynckes vor den Toren von Mönchengladbach in Schwalmtal auf seinem Hof. Schon vor Jahren hatte er um Verständnis für seinen Verzicht auf öffentliche Auftritte gebeten: "Mein einziger Wunsch ist es, mit meiner Frau gesund alt zu werden."

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