Rapid nach Derbysieg im Freudentaumel

Die abgedroschene Phrase von den eigenen Gesetzen in Wiener Derbys hat sich am Sonntag bewahrheitet. Die Austria ging als Favorit in die Partie vor eigenem Publikum, war auch die bessere Mannschaft, doch am Ende gewann Rapid 2:1. "Heute hat der Fußballgott ein bisschen auf uns runtergeschaut", gestand Interimstrainer Stefan Kulovits. Sein Team reduzierte die Meisterchancen des Erzrivalen auf ein Minimum und ist der Teilnahme am Europacup-Play-off ganz nahe.
Der dafür nötige Platz fünf ist zwei Runden vor Schluss mit vier Punkten Vorsprung auf Blau-Weiß Linz abgesichert. Sollte diese Position gehalten werden, ginge es in Hin- und Rückspiel gegen den Sieger des Semifinales, das der LASK voraussichtlich gegen Hartberg bestreitet. Im Hinblick auf das große Ziel, in der kommenden Saison international dabei zu sein, könnte der Erfolg über die Austria einen entscheidenden Impuls geben, so Kulovits. "Ich hoffe, dass uns dieser Sieg die gewisse Selbstverständlichkeit zurückgibt."
Nach nur einem Punkt aus den jüngsten vier Runden fuhr Rapid wieder einen Dreier ein, und das aufgrund einer zuletzt nur selten zutage getretenen Stärke bei Standardsituationen. Guido Burgstaller und Ercan Kara trafen jeweils nach Cornern, dabei hatte die Austria davor in dieser Saison nur ein Gegentor aus einem Eckball kassiert. "Die Standards waren der Dosenöffner", erkannte Kulovits.
Kulovits freute sich für Burgstaller und Kara
Dass Burgstaller erstmals seit seiner schweren Kopfverletzung und Kara erstmals seit seiner Rückkehr zu Rapid scorten, machte die Sache noch emotionaler. "Ich freue mich extrem für beide", meinte Kulovits. Kara sagte über sein Gefühl nach dem entscheidenden Tor in seinem 100. Pflichtspiel für Grün-Weiß: "Das kann man nicht beschreiben, das muss man erleben. Manchmal hat man als Stürmer eine Ladehemmung, aber die bin ich los."
Auch Burgstaller war im Sky-Interview aufgewühlt. "Natürlich muss man sagen, dass es ein sehr glücklicher Sieg war, aber das ist uns jetzt nach dem Spiel wurscht. Bei dem Ganzen, was in der Vergangenheit bei mir war, träumst du davon, aber dass es dann so passiert, ist mit Worten nicht zu beschreiben - ein Traum", meinte der 36-Jährige, der offenließ, ob er noch eine Saison bei Rapid dranhängt.
Der Fokus bei Burgstaller und seinen Kollegen liegt nun auf dem Heimspiel in einer Woche gegen Sturm Graz. Die Steirer könnten im Allianz Stadion die erfolgreiche Titelverteidigung fixieren, sollten sie mehr Punkte holen als der WAC daheim gegen die Austria. Der Meisterkampf ist für Kulovits aber nur sekundär. "Es werden viele Grazer nach Wien pilgern, die Hütte wird voll sein. Wir schauen nicht, dass wir irgendwem etwas versauen, sondern dass wir das Europacup-Play-off fixieren." In dieser Partie dürften Nenad Cvetkovic und Nikolaus Wurmbrand wieder einsatzfähig sein.
Weichenstellungen stehen an
Noch vor dem Duell mit Sturm könnte es zu langfristigen Weichenstellungen kommen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Rapid schon in der kommenden Woche den neuen Trainer - Peter Stöger gilt als Favorit - und den neuen Geschäftsführer Wirtschaft bestellt. Die Verlängerung mit Geschäftsführer Sport Markus Katzer ist so gut wie durch.
apa