Der wundersame Aufstieg der SV Elversberg

Mischt der Dorfverein aus Elversberg bald die Bundesliga auf? Treiber des Erfolgs ist ein ehemaliger Profi mit seiner Arzneimittelfirma, dazu kommt eine besondere Kontinuität in der Führung.
Die Bayern kommen an die Kaiserlinde, Auswärtsfahrt nach Dortmund - die "kleine" SV Elversberg mittendrin im Konzert der Großen: Diesen greifbaren märchenhaften Aufstieg des Dorfvereins hat selbst der Boss nicht kommen sehen. "Nein. So etwas kann man sich einfach nicht erträumen. Diese Geschichte hier ist einfach unglaublich", sagte Franz Holzer der "Saarbrücker Zeitung". Als er vor 35 Jahren in den Verein kam, schien die Bundesliga nicht mal mit dem Fernglas in Reichweite.
Februar 1990: Letzter Platz der Landesliga Nord-Ost, 800.000 D-Mark Schulden, ein katastrophaler Rasenplatz und noch nicht einmal eine kleine Tribüne. Und heute: Fehlt nur noch ein Erfolg in den Relegationsspielen am Donnerstag und Montag (jeweils 20:30 Uhr/Sky und Sat.1) gegen den 1. FC Heidenheim zum Sprung in die Erstklassigkeit. Und der wundersame Aufschwung ist vor allem auf Holzer und dessen Arzneimittelfirma zurückzuführen.
Dennoch trifft das Klischee vom reichen Geldgeber, der sich einen kleinen Verein zum Hobby macht, in der 13.000 Einwohner-Gemeinde Spiesen-Elversberg nicht wirklich zu. Holzer schoss in den 70er-Jahren den 1. FC Saarbrücken in die Bundesliga, absolvierte anschließend 39 Erstligaspiele für Braunschweig. Dann zwangen ihn Knieprobleme zum frühen Karriereende, er machte ein Staatsexamen in Pharmazie und stieg 1984 ins Familienunternehmen Ursapharm ein, welches er bis heute führt.
Vergleiche mit TSG Hoffenheim und dem 1. FC Heidenheim
Die auf Augenheilkunde spezialisierte Firma in Bübingen, das bekannteste Mittel sind die Augentropfen Hylo, wächst und wächst unter seiner Regie - und mit ihr eben auch die SV Elversberg. Holzer stieg ein als Vereinsvorsitzender, sprang mehrmals als Interimstrainer ein. "Als ich damals das Vorstandsamt übernommen hatte, habe ich mir gedacht: Schauen wir mal, wie weit man mit solch einem kleinen Verein kommen kann", erzählte er einst. Mit Geduld, Bescheidenheit und Kontinuität offenbar sehr weit.
Seit 2010 agiert er als Vorsitzender des Aufsichtsrats aus zweiter Reihe, während sein Sohn Dominik Vereinspräsident ist. Gemeinsam stellte das Familienduo die Weichen - sowohl in Sachen Infrastruktur als auch im sportlichen Bereich. Die Königstransfers: Sportvorstand Nils-Ole Book und Trainer Horst Steffen in den Jahren 2017 und 2018. Die beiden fingen zusammen im Abstiegskampf der Regionalliga an und formten mit unzähligen guten Entscheidungen das vielleicht spielstärkste Team der 2. Bundesliga.
"Viele vergleichen uns ja mit Hoffenheim", sagte Holzer mit Verweis auf die von Mäzen Dietmar Hopp in die Bundesliga geführten Kraichgauer. Doch das Modell sei ein anderes, statt Millionentransfers machen clevere Leihgeschäfte die Saarländer stark. Der 72-Jährige vergleicht seine SVE viel lieber mit Relegationsgegner Heidenheim. Der FCH sei ein Beweis dafür, "dass nachhaltiger Erfolg nicht von großen Investoren, sondern von Kontinuität, Bodenständigkeit und kluger Vereinsführung abhängt", so Holzer.
Nun gilt es dieses Vorbild zu schlagen - und den schier unmöglichen Traum von der Bundesliga tatsächlich wahrzumachen.