24.09.2013 01:48 Uhr

Rapids gläserne Revolution liefert Zahlen

Die Ära Edlinger ist beendet, die Ära Krammer beginnt
Die Ära Edlinger ist beendet, die Ära Krammer beginnt

Zahlen, Daten und Fakten wurden gestern Montag bis spät in die Nacht bei Rapids außerordentlicher Hauptversammlung präsentiert. Beschlossen wurden neue, moderne Satzungen. Die Rapid-Mitglieder haben die Weichen für eine transparente Zukunft gestellt.

Die Halle E der Wiener Stadthalle war gefüllt mit Rapidfans. Rapidfans, die mehrheitlich unzufrieden mit der Situation ihres Vereins sind und deswegen diese Versammlung erzwungen haben. Die Klub-Verantwortlichen brachten sie im Vorfeld somit ordentlich ins Schwitzen.

"Mehr Demokratie – mehr Transparenz – mehr für Rapid" war die Devise. Man kann der Vereinsführung absolut nicht vorwerfen, dass sie sich nicht gut vorbereitet hätten. Ein hundertseitiger, ausführlicher A4-Geschäftsbericht der letzten drei Jahre wurde jedem Anwesenden ausgehändigt.

Kein Wintertrainingslager mehr

Dem ist zu entnehmen, wie es finanziell um den Verein bestellt ist. Per 30. Juni 2013 hatte Rapid Verbindlichkeiten in der Höhe von 3,1 Millionen Euro und konnte diese im Vergleich zum Vorjahr um zwei Millionen verringern. Das Guthaben auf der Bank und der Kassabestand betrugen 3,6 Millionen Euro. Das Geschäftsjahr konnte 2012/2013 mit einem Gewinn von 338.050 abgeschlossen werden. Wenig, verglichen mit dem dem Verlust von 3,3 Millionen in der Vorsaison. Eine Saison außerhalb der präsentierten Spielzeiten soll sich laut Edlinger sogar mit mehr als fünf Millionen ins Minus gefressen haben. Der Ballast des negativen Eigenkapitals liegt bei1,4 Millionen Euro.

Geberell konnte Rapid nur dann eine gewinnbringende Saison hinlegen, wenn man in die Gruppenphase der Europa League kam und Transfers zusätzliche Einnahmen in die Kassen spülten. Für die laufende Saison wurde aber vonseiten des Klubs die vorsichtige Prognose erstellt, dass man auch ohne Verkäufe schwarze Zahlen schreiben kann.

Das sollen die aus der Not heraus beschlossenen Einsparungen des letzten Sommers in der Höhe von 900.000 Euro ermöglichen. Nun wurde erstmals genannt, welche Posten dabei gestrichen wurden. Unter anderem handelt es sich um das Auslandstrainingslager im Winter, Testspiele werden nicht mehr im Stadion ausgetragen um den Rasen zu schonen, Reduktionen gibt es im medizinischen Bereich und auch beim Nachwuchs wird gespart.

Manager Kuhn bleibt (vorerst)

Die Personalkosten betrugen in der vergangenen Saison 12,5 Millionen Euro – insgesamt 53 Prozent vom 25-Millionen-Gesamtumsatz. Die Kosten des Trainerteams und der sportlichen Betreuung (Sportdirektor, Physiotherapeuten, medizinisches Personal, etc.) machen in dieser Spielzeit knapp über zwei Millionen Euro aus. Das sind aufgrund der Causa Schöttel – hier wurden Fehler eingestanden - 700.000 Euro mehr als noch vor zwei Jahren. Auch das Gehalt von Sportdirektor Helmut Schulte findet sich in dieser Summe. Die Personalkosten von Pressesprecher Klinglmüller, Marketingmanager Pernhaupt, Klubservice-Leiter Marek und General Manager Kuhn sollen bei rund einer halben Million Euro liegen.

Der Antrag auf eine sofortige Entlassung von Kuhn wurde abgewiesen, da das Präsidium hier die Zuständigkeit bei der Geschäftsführung sieht. Das sorgte für den einzigen Moment, an dem es Buh-Rufe gab. Ansonsten lief die Versammlung sehr gesittet ab. Hin und wieder gab es aber doch mäßig qualifizierte Zwischenfragen à la "Wer kommt auf die Idee diesen Schulze (sic!) einzustellen?".

Mit einer überwältigenden Mehrheit – nur drei Gegenstimmen bei knapp 1.400 anwesenden Wahlberechtigten - wurde die neue Satzung angenommen. Die größte Änderung betraf das Wahlprozedere für das Präsidium. Den Wahlvorschlag dazu liefern nun drei Vertreter der Vereins-Mitglieder, zwei vom Kuratorium und einer vom Präsidium selbst. Die Entscheidung selbst fällen dann wieder alle Mitglieder – in diesem Fall am 18. November. So wie es derzeit aussieht tritt ohnehin nur Erich Kirisits mit seiner Liste an. Der derzeitige Präsident Rudolf Edlinger stellt sich bekanntlich nicht der Wiederwahl.

Rapid auf dem Weg zurück zur AG

Außerdem werden mit dem Ethikrat und dem Legendklub zwei offizielle Gremien gegründet. Zukünftig wird jährlich eine ordentliche Hauptversammlung durchgeführt. Auch das Vereinswappen ist nun in den neuen Satzungen enthalten – es kann somit nicht verändert werden, beispielsweise durch Sponsorenschriftzüge.

Zu später Stunde wurde der Antrag zur Gründung einer Kapitalgesellschaft – im wahrscheinlichsten Fall einer nicht börsenorientierten Aktiengesellschaft - angenommen. Dabei wurde an den notwendigen Stadion-Neubaus gedacht, denn mit diesem Konstrukt ist ein Vorsteuer-Abzug möglich. Im Gegenzug muss aber der Vereinsstatus aufgegeben werden, es  fällt damit die Steuerfreiheit auf den Ticketverkauf weg. Mittelfristig soll diese Rechnung aber aufgehen. Zum neuen Stadion gab es zwar eine zeitlich ausgedehnte Präsentation, allerdings ohne richtige Neuigkeiten. Gedacht ist an eine multifunktionalen Arena mit durchgehenden Rang und Platz für 24.000 Zuseher. Kostenpunkt: 46,5 Millionen. Über die Finanzierung wurde nichts bekannt. Der Bau wird erst durch das neue Präsidium beschlossen, als realistisches Fertigstellungs-Datum gilt Sommer 2016.

>> Mitglieder schicken Rapid auf Reformkurs

Johannes Sturm

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