14.12.2016 08:30 Uhr

Windtner: "Bei Stadien im Hintertreffen"

ÖFB-Präsident Leo Windtner sieht in Österreich vor allem im Bereich Fußball-Infrastruktur Aufholbedarf.
ÖFB-Präsident Leo Windtner sieht in Österreich vor allem im Bereich Fußball-Infrastruktur Aufholbedarf.

Der Österreichische Fußball-Bund hatte zur Präsentation seiner Jahresabschluss-Bilanz 2016 geladen. Neben einem enttäuschenden Jahr für das "Zugpferd" A-Nationalteam gab es immerhin Erfolge in der Nachwuchsarbeit, im Breitenfußball und im Falle des Frauenfußballs sogar historische Meilensteine zu vermelden. Nicht erwähnt wurde indes ein Thema, das heuer in vielerlei Hinsicht bewegt hat: Infrastruktur. Weltfussball hat daher bei ÖFB-Präsident Leo Windtner nachgefragt.

Weltfussball: Der ÖFB präsentiert seine Jahresbilanz. Das heuer in Österreich sehr prominente Thema Infrastruktur wird ausgespart. Warum?

Leo Windtner: Weil dieses Thema kommt, wenn wir auch eine wirtschaftliche Bilanz legen. Das wird im kommenden Jahr sein, weil auch das Wirtschaftsjahr nicht abgeschlossen ist. Das Thema ist sicherlich ein Schwergewicht in diesem Kontext, weil wir in Österreich speziell beim Stadienangebot im Hintertreffen sind im Vergleich zur internationalen Konkurrenz. Wir haben nur zwei echt international konkurrenzfähige Stadien von der Größenordnung und Ausstattung her. Das sind Klagenfurt und Salzburg. Und wir wissen, dass alles andere darüber hinaus entweder in der 15.000er Kategorie rangiert oder nicht entsprechende sicherheitstechnische oder medientechnische Voraussetzungen mitbringt.

Mit dem Allianz Stadion wurde in Wien ein neues Stadion eröffnet, das dem internationalen Vergleich standhält. Während der Planungen hieß es, dass es auch für den ÖFB interessant sein könnte. Wie sieht es nun nach Fertigstellung mit dem Interesse aus?

Wir haben schon vor längerer Zeit die Anfrage an den SK Rapid gestellt, haben aber bis dato noch keine Antwort erhalten.

Wie sehr schmerzt es Sie als Oberösterreicher, dass ein Linzer Klub sein "Heimspiel" im Cup nach Wien verlegen muss und das Linzer Stadion mehr durch Doppelbelegungen mit Karate-WM und WTA Tennisturnier Schlagzeilen macht als mit Fußball?

Das beschreibt natürlich die katastrophale Situation am deutlichsten, wenn so ein Topmatch im österreichischen Cup hier auf einem wiederum unzureichenden Sportgrund ausgetragen werden muss. Weil einfach in Linz trotz aufwändiger Stadionsanierung in keiner Weise Voraussetzungen geschaffen wurden, um in Zukunft Länderspiel oder einfach nur Spiele der zweiten Ebene oder Cupspiele auszutragen. Einfach weil das Rundherum nicht passt.
>> Kein Derby-Feeling in Linz

Der ÖFB hat das Thema Nationalstadion schon 2014 und zuletzt öfter auf das Tapet gebracht. Inwieweit sind mit dem Untermieter Austria Wien im Ernst-Happel-Stadion bis Sommer 2018 die Hände gebunden?

Ich gehe davon aus, dass wir 2017 die Grundsatzentscheidung herbeiführen können, mit dem Sportminister, dem das Projekt am Herzen liegt, mit der Stadt Wien. Wenn sich hier was abzeichnet, können 2018 Umsetzungen erfolgen.

Die Trainingsanlagen rund um das Happel-Stadion würden zu diesem Großprojekt gehören?

Dem kann man zwar nicht vorgreifen, aber wir haben heuer schon erfahren müssen, dass diese Trainingsinfrastruktur auch nicht hinreichend ist.

Sie meinen das kurze Exil des A-Teams in der Südstadt?

Ja. Es gibt mehrere Faktoren bis hin zum Flutlicht, das nicht passt.

Gleichzeitig hat aber der SK Rapid bei seiner Generalversammlung den Wunsch geäußert die Anlage als Trainingszentrum langfristig nutzen zu wollen. Gab es diesbezüglich schon Kontakt?

Nein, wir haben da nicht Kontakt mit Rapid. Denn das ganze ist eine Anlage der Stadt Wien. Wir sind im Gespräch mit dem Anlagen-Eigentümer. Hier wird man sehen, welche Lösung tatsächlich herausschaut für das Ernst-Happel-Stadion. Denn da gibt es ja auch mehrere Varianten und Zugänge.

Die Bundesliga hat nicht nur ihr Format reformiert, sondern auch Stadionbestimmungen verschärft. Wird die Infrastruktur bald das Sportliche als Ausschlusskriterium ablösen?

Nicht ganz, für die zweite Ebene wurden sie nicht in die Höhe geschraubt, im Gegenteil, weil hier auch Teams mit Amateurcharakter einrücken. Da geht es in Richtung einer leichteren Verträglichkeit. Ansonsten ist es sicherlich notwenig, dass wir die Kriterien im sportlichen wie auch im infrastrukturellen Bereich qualitativ in die Höhe schrauben, weil wir sonst international zurück fallen.

Glauben Sie, dass es auf einen nach unten weitgehend abgeschotteten Profibereich hinauslaufen wird, weil Amateurteams, die sportlich reüssieren, ohne einen Umzug in einen Ballungsraum mit entsprechender Infrastruktur nicht mithalten werden können?

Die Gefahr ist sicher immer da. Auf der anderen Seite ist es eine zwingende Notwendigkeit und Voraussetzung eine Eliteliga zu bilden. Sonst sind wir international weg, und dann sind wir uninteressant.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr dazu:
>> Von der Notwendigkeit eines Nationalstadions 

Das Gespräch führte Sebastian Kelterer

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