13.06.2015 13:27 Uhr

Mit dem Glauben zum Ziel

Marcel Koller und Christian Fuchs haben in Moskau eine Mission
Marcel Koller und Christian Fuchs haben in Moskau eine Mission

"Wir glauben an uns." ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs strahlt Zuversicht und Selbstvertrauen aus. Mit einem guten Ergebnis gegen Russland will das österreichische Nationalteam einen wichtigen Schritt zur EM 2016 in Frankreich machen.

Ausgerechnet am "Tag Russlands" landete das ÖFB-Team nach rekordverdächtiger Flugzeit (2:10) in Moskau-Scheremetjewo. Der russische Nationalfeiertag wird seit dem 12. Juni 1990 gefeiert, an diesem Tag löste sich Russlands von der Sowjetunion. Zelebriert wird der Feiertag mit Gratiskonzerten am Kreml und einem großen Feuerwerk. Viele Bewohner Moskaus nützen allerdings auch das verlängerte Wochenende, um in ihre Datschas zu fahren. Ein angenehmer Nebeneffekt für das ÖFB-Team – die sonst staugeplagten Straßen waren für Moskauer Verhältnisse ungewohnt frei befahrbar, der Transfer vom Flughafen ins Hotel ging zügig.

"Alles verlief problemlos", freute sich auch Christian Fuchs. Vom Feuerwerk und Kreml hatte der Teamkapitän freilich nichts mitbekommen. "Wir haben viel Autobahn und viel vom Hotel gesehen. Es wird auch nicht viel mehr werden", so Fuchs. Denn die rotweißrote Equipe ist nicht wegen der vielen Sehenswürdigkeiten nach Moskau gekommen. Beachtung fand lediglich die neu errichtete Otkrytije Arena (42.000 Plätze). "Man sieht, dass für die WM gearbeitet wird. Das schöne Stadion wird auch fertig, nicht so wie in Brasilien", sagte ÖFB-Teamchef Marcel Koller. Das leicht an die Münchner Allianz-Arena erinnernde Stadion von Spartak Moskau ist zwar schon fertig, an den Verkehrsanschlüssen wird noch eifrig gebaut.

Nicht in Schönheit sterben

Im bisher einzigen Länderspiel Russlands in der Otkrytije Arena reichte es lediglich zu einem mageren 1:1 gegen Moldau. Ein Ergebnis, mit dem Koller am Sonntagabend (ab 18:00 im weltfussball-Liveticker) zufrieden wäre. "Es muss unser Ziel sein, hier Punkte mitzunehmen. Ob das gelingt, wissen wir nicht, aber wir wollen nicht in Schönheit sterben", erklärte der Teamchef. Als Ansage auf ein Remis will Koller diese Aussage aber nicht verstanden wissen. "Es ist immer schwierig auf Unentschieden zu spielen", sagte Koller. "Wir versuchen das Team immer auf drei Punkte einzustellen, aber wenn wir mit einem nach Hause fahren, dann passt das auch."

"Aktuell sind wir Tabellenführer und das wollen wir auch präsentieren und mit viel Selbstvertrauen unser Spiel auf den Platz bringen", gab Koller die Marschrichtung vor, der wie gewohnt vor den flinken russischen Offensivspieler warnte: "Wir müssen aber gewappnet sein vor Russland. Sie haben ein gutes Team."

Fuchs: Druck liegt bei Russland

Denn trotz des bisher enttäuschenden Verlaufs in der EM-Qualifikation hat die Sbornaja in den letzten 21 Heimspielen keine Niederlage einstecken müssen. "Diese Serie war mir nicht bekannt", gestand Fuchs, "der Druck liegt aber bei Russland. Sie haben bisher viele Punkte liegengelassen." Von dem Fünf-Punkte-Vorsprung auf die drittplatzierten Russen will sich Fuchs nicht täuschen lassen: "Wir sehen Russland weiter als Favoriten in der Gruppe."

Ein Favorit, der gänzlich ohne Legionäre im Nationalteam auskommt, in deren Reihen aber etliche Champions-League-erprobte Spieler von CSKA Moskva und Zenit St. Petersburg stehen. "Wir alle kennen die russische Liga zu wenig, um das zu beurteilen", warnte Koller. "Aber ich kenne das russische Nationalteam und weiß, dass sie sehr gute Spieler haben", so der Teamchef, der an den Stangenschuss von Aleksandr Kokorin beim Hinspiel in Wien erinnerte.

Harnik ist am Aufraffen

Mit Sergey Ignashevich und Martin Harnik (Rückenprobleme), immerhin der Assistgeber für Rubin Okoties Goldtor, sind jeweils zwei wichtige Stammkräfte fraglich. "Harnik ist beim Aufraffen, ob er spielen kann, werden wir erst sehen", sagte Koller. Bei den Russen fehlte Abwehrrecke Ignashevich bisher bei den Trainings. "Er ist ein sehr erfahrener Spieler und hat in Wien eine gute Leistung geboten. Wenn er nicht spielen kann, ist das ein Faktor, aber wir werden mehr auf uns schauen", wollte Koller nicht allzu viel über den Gegner sprechen.

Auf die eigene Stärken schauen, fokussiert sein – was Koller seit dreieinhalb Jahren dem Team einimpfte, ist angekommen. "Wir haben den Glauben und sehen das Ziel, dass eine Qualifikation möglich ist", führte Kollers Kapitän aus. "2008 bei der Heim-EM war es schon unglaublich schön und jetzt wollen wir es aus eigener Kraft schaffen."

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Clemens Schotola, weltfussball.at aus Moskau

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