19.01.2020 13:39 Uhr

Dortmund feiert seinen "Heiland Håland"

Håland schlug ein wie eine Bombe
Håland schlug ein wie eine Bombe

Erling Håland hat sogar die eigenen Erwartungen übertroffen. Der Ex-Salzburger erzielte am Samstag bei seinem Debüt für Borussia Dortmund in Augsburg (5:3) einen Dreierpack. "Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht von drei Toren geträumt, sondern von zwei - und das war schön", sagte der 19-Jährige, den die Dortmunder im Winter mithilfe einer 20-Millionen-Euro-Klausel aus Salzburg losgeeist hatten.

Håland imponierte seine neuen Chefs nicht nur mit seinen Toren, sondern auch mit seiner coolen, unbekümmerten Art. Der Rummel um seine Person schien dem Norweger nichts anzuhaben. "Ich habe kurz mit ihm gesprochen, und er hat gesagt: Das ist der Grund, warum ihr mich gekauft habt", berichtete BVB-Sportdirektor Michael Zorc mit einem lauten Lachen. "Und das stimmt."

1:3 lagen die bis dahin enttäuschenden Dortmunder beim FC Augsburg zurück - dann kam Håland. Drei Tore, seine Präsenz und eine beeindruckende Kaltschnäuzigkeit im Abschluss verhinderten den Rückschlag zum Rückrundenstart. "Ein fantastischer Einstand. Er ist ein superbelebendes Element", stellte Dortmunds Lizenzspielerchef Sebastian Kehl zufrieden fest.

Erinnerungen an Aubameyang

Håland ist der siebente Spieler, der bereits in seinem ersten Spiel in der deutschen Bundesliga drei Tore erzielte. Zuletzt war dies Pierre-Emerick Aubameyang 2013 ebenfalls für Dortmund gelungen - bei einem 4:0 gegen Augsburg. Dabei wurde Håland erst in der 56. Minute eingewechselt. "Ich wollte so viel positive Energie wie möglich reinbringen und das Spiel drehen", erklärte das Ausnahmetalent.

Dortmund-Trainer Lucien Favre ließ seinen neuen Wunderknaben vorerst auf der Ersatzbank, setzte anstelle des abgangswilligen Spaniers Paco Alcacer im Sturmzentrum auf Kapitän Marco Reus. "Er ist noch nicht bereit für die 90 Minuten", begründete Favre mit Hinweis auf die Knieprobleme, die Haaland in der Vorbereitung beeinträchtigt hatten.

Der Norweger selbst wischte Fragen über seine Fitness, die ihn schon im vergangenen Halbjahr in Salzburg begleitet hatten, beiseite. "Habe ich fit gewirkt?", lautete seine rhetorische Frage. Favre lobte ihn für seine Präsenz, aber auch für seine Läufe in die Tiefe. "Er will lernen, er ist aufnahmefähig, hat eine Top-Mentalität und hat mit 19 viel Potenzial", meinte der Schweizer.

Dieses will Håland trotz anderer Angebote in Dortmund ausschöpfen. Sportdirektor Zorc ließ allerdings durchblicken, dass der "Rohdiamant", wie er ihn bezeichnete, in seinem bis Sommer 2024 datierten Vertrag erneut eine Ausstiegsklausel verankert haben könnte. "Wenn man weiß, wer alles noch im Boot war, diktiert man nicht die Bedingungen", erklärte Zorc vielsagend.

Håland hätte sich etwa Manchester United oder Juventus Turin anschließen können, entschied sich gemeinsam mit seinem Vater Alf-Inge aber für Dortmund als den nächsten Karriereschritt. Der Weg ist ein Gegenentwurf etwa zu jenem von Norwegens Wunderkind Martin Ödegaard. Håland Landsmann wechselte 2015 mit 16 Jahren zu Real Madrid, wartet fünf Jahre später bei Real Sociedad aber immer noch auf den ganz großen Durchbruch.

>> Håland: "Dafür habt ihr mich gekauft, oder?"

Fjørtoft: "Anderes Instrument im Orchester"

"Wahnsinnig viel Geld" hätte Håland bei ManUnited unter Ole Gunnar Solskjær, seinem Ex-Coach bei Molde FK, oder bei Juventus an der Seite von Cristiano Ronaldo verdienen können, erklärte Håland-Kenner Jan Åge Fjørtoft. "Manchester United ist in Norwegen wie Allah, Gott und Buddha gemeinsam, trotzdem denken die nach, wo er sich besser entwickeln kann", lobte der frühere Rapid-Stürmer als Sky-Experte in Augsburg die Besonnenheit seiner Landsleute.

Mit acht Toren in sechs Champions-League-Spielen für Salzburg hatte Håland seine Durchschlagskraft auf großer Bühne bereits im Herbst unter Beweis gestellt. In Deutschland soll er den BVB vom vierten Tabellenplatz noch nach vorne schießen. "Mit ihm hat Dortmund ein anderes Instrument im Orchester", schwärmte Fjørtoft. "Irgendwie haben sie eine neue Waffe." Von der "Bild"-Zeitung wurde der Neuzugang bereits als "Heiland Håland" gefeiert.

"Håland Debüt war historisch", schrieb die norwegische Zeitung "Aftonposten". Den Jubel der Medien in seiner Heimat ist der 1,94-Meter-Mann bereits gewohnt. Mit den neuen Wegen muss er sich dagegen noch anfreunden. In Augsburg verlief sich Haaland beim Weg aus dem Stadion. Den Matchball hatte er unter dem Arm. Das hatte er schon nach seinem Dreierpack beim Champions-League-Debüt für Salzburg im September gegen KRC Genk (6:2) so gemacht.

apa

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten