17.08.2015 09:00 Uhr

Die dunkle Stunde der Bergarbeiter

17. September 2002: Kein guter Tag im Prater für Shakhtar Donetsk
17. September 2002: Kein guter Tag im Prater für Shakhtar Donetsk

Für Shakhtar Donetsk ist das Hinspiel im Playoff der Champions League am Mittwochabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen den SK Rapid eine Erinnerung an eine der bittersten Niederlagen der Vereinsgeschichte. Die Rückkehr nach Wien und in das Ernst Happel-Stadion lassen den 17. September 2002 wieder aufleben, als die Gäste aus der Ukraine von der Austria im Hinspiel der ersten Runde des UEFA-Cups mit einer 1:5-Packung nach Hause geschickt wurden.

Obwohl Oleksiy Belik in der 16. Minute damals für die 1:0-Führung von Shakhtar gesorgt hatte, gab es danach noch eine gehörige Abreibung: Ein Doppelschlag von Vladimír Janočko (31. und 35.), ein verwandelter Elfmeter von Djalminha (44.) sowie ein Doppelpack des eingewechselten Thorstein Helstad (85. und 87.) stellten die Partie völlig auf den Kopf. Eine dunkle Stunde für die "Bergarbeiter" aus der Region Donbass.

Vor der offiziellen - allerdings von der Austria sehr freundlich angegebenen - Zahl von 13.100 Zuschauern im Prater eine historische Stunde für alle Beteiligten. Speziell für beide Trainer, die kurz danach schon nicht mehr im Amt waren. 

Die Pleite kostete Star-Trainer Nevio Scala den Job

Es war die Hochblüte der violetten Ära von Milliardär Frank Stronach. Geld spielte vorübergend keine Rolle. Abwehrchef Krzysztof Ratajczyk war von Rapid zum Lokalrivalen geholt worden, der slowakische Supertechniker Janočko geigte im Mittelfeld auf, der Brasilianer Djalminha (von Austria-Sportchef Peter Svetits gemeinsam mit seinem Landsmann Júlio César auf einer Pressekonferenz jeweils unter falscher Namensangabe vorgestellt) gab eine der wenigen Kostproben wie zu seinen besten Zeiten bei Deportivo La Coruña und an vorderster Front wirbelten Radosław Gilewicz sowie Joker Helstad.

Auf der Betreuerbank der Veilchen wurde damals stolz Schnurrbart getragen: Walter Schachner wähnte sich nach der Europacup-Gala im siebenten Himmel. "Beim Elfer von Djalminha ist mir fast das Herz stehen geblieben, aber das ist eben seine Klasse und Rafinesse. Gratulation an meine Mannschaft. Sie hat alles, was wir vorher besprochen haben, umgesetzt."

Seinem Kollegen hingegen kostete das Debakel den Job: Der italienische Star-Trainer Nevio Scala teilte Shakhtar-Boss Rinat Akhmetov noch auf dem Heimflug seinen Rücktritt mit, den dieser akzeptierte.

Scala war zuvor äußerst erfolgreich bei Parma (Gewinn des Europacups der Cupsieger sowie des UEFA-Cups) und Borussia Dortmund (Triumph im Weltpokal, wo er von ÖFB-Klasselibero Wolfgang Feiersinger geschwärmt hatte) tätig gewesen. Shakhtar hatte er im Jänner 2002 übernommen und zum damals historischen ersten Meistertitel geführt. Trotz des Doubles in der Ukraine zog Scala nach der Blamage in Wien die Konsequenzen.

Auf Walter Schachner folgte Christoph Daum

Walter Schachner sollte es bei der Austria nur wenig besser gehen: Nach dem Schützenfest im Hinspiel, dem ersten Europacup-Match der Violetten seit 1995, hatte "Schoko" noch gejubelt. Anfang Oktober wurde der Coach nach der 0:1-Niederlage beim Rückspiel in Donetsk entlassen. Der souveräne Aufstieg im UEFA-Cup und die Tabellenführung in der Bundesliga waren nicht genug.

Statt Schachner übernahm Christoph Daum, der bereits in der Ukraine auf der Tribüne gesessen war - allerdings als vermeintlicher Nachfolger von Scala. "Walter war wie vom Blitz getroffen, mit einer solchen Entwicklung hat er nach seiner guten Arbeit nicht gerechnet", meinte seine Frau Conny. Auch Ernst Dospel konnte den Trainerwechsel kaum glauben: "Für uns Spieler ist das noch überraschender als für alle anderen. Wir sind aus allen Wolken gefallen."

Der neue Austria-Coach Daum scheiterte mit der Austria übrigens in der zweiten Runde des UEFA-Cups am späteren Sieger FC Porto mit Erfolgstrainer José Mourinho.

Mehr dazu:
>> Die Spieldaten der UEFA-Cup-Partie zwischen der Austria und Shakhtar

red

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