20.08.2015 08:00 Uhr

Entschärfte Rapidler brannten zu wenig

Alex Teixeira hatte gegen Florian Kainz und Stephan Auer die Oberhand
Alex Teixeira hatte gegen Florian Kainz und Stephan Auer die Oberhand

"Wir können mithalten", lautete am Mittwochabend der allgemeine grün-weiße Tenor im Bauch des Ernst Happel-Stadions nach der 0:1-Heimniederlage von Rapid gegen Shakhtar Donetsk im Playoff der Champions League. "Mithalten können" alleine reicht aber nicht aus für die Königsklasse. Im Rückspiel am kommenden Dienstag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in der Ukraine wird Rapid eine ordentliche Leistungssteigerung benötigen.

Humorlos bremsten die Ukrainer die Leidenschaft des Rekordmeisters aus, sodass sie nie wirklich entfachen konnte. "Vorne haben sie Badkicker, hinten stehen ein paar Verbrecher drinnen. Die wissen schon, was zu tun ist", analysierte Mario Sonnleitner. Die extrem tief stehende Abwehr des Gegners ließ Rapid zumindest in der zweiten Hälfte nie über die Schnelligkeit, die gefährlichste Waffe der Wiener, ins Spiel kommen.

"Shakhtar ist eine abgezockte Truppe. Sie beherrschen alle Mätzchen. Das muss man auch auf diesem Niveau. Ihr Durchschnittsalter ist 28, das sagt ja schon alles", meinte Rapid-Trainer Zoran Barišić über den erfahrenen Gegner. "In der zweiten Hälfte haben wir nicht mehr so viel riskiert. Das ist ja immerhin ein Champions League-Match", erklärte Shakhtar-Coach Mircea Lucescu.

Im ersten Durchgang war das Bild ein anderes. Beide Teams spielten mit Speed nach vorne und gingen hart zur Sache. "Rapid war sehr aggressiv", bemerkte auch Oleksandr Kucher, der seinen Turban dem Ellbogen von Robert Berić zu verdanken hatte. Das einzig dumme Foul, laut Barišić.

Statt Führung durch Florian Kainz Gegentreffer kurz vor der Pause

Einem weniger erfahrenen Schiedsrichter als Björn Kuipers wäre die intensive Begegnung vielleicht entglitten. Ein anderer Referee hätte aber wohl auch auf den Elfmeterpunkt gezeigt, als Louis Schaub gerade noch Alex Teixeira stoppte. Sechs Gelbe Karten wurden schon vor der Pause gezückt.

Negativer Höhepunkt war diesbezüglich die Verletzung von Taras Stepanenko nach einem Kopfballduell mit Srđan Grahovac. "Er konnte nach dem Aufprall seinen rechten Arm nicht mehr spüren. Er bleibt erst einmal im Krankenhaus", sprach der besorgte Lucescu.

Rapid kam mit dem beidseitig hart geführten Match eigentlich ganz gut zurecht und erspielte sich in den Minuten vor dem Ende des ersten Durchgangs sogar ein ziemliches Übergewicht. Florian Kainz hatte die Krönung dieser Drangperiode am Pratzerl, Andriy Pyatov lieferte mit seiner Glanzparade aber ein besseres Argument. "Keine Ahnung, wie der den gehalten hat", musste Rapid-Kapitän Steffen Hofmann nach dem Spiel zugeben.

Kurz darauf klingelte es auf der anderen Seite. Technisch einwandfrei nahm sich Marlos den Ball mit, ließ Stephan Auer aussteigen und beförderte den Ball via Innenstange ins Netz. "Wir wollten Eins-Gegen-Eins-Situationen bestmöglich vermeiden und die Gegner mittels Doppeln am Durchbrechen hindern", erklärte Barišić. Hat in dieser Situation nicht geklappt.

"Hinten waren sie wirklich gut"

Nach Seitenwechsel fand Rapid bis 30 Meter vor dem gegnerischen Tor genügend Raum vor. In die gefährliche Zone war aber kein oder kaum Vordringen. Eigentlich ist Rapid es ja aus der Bundesliga schon gewöhnt, dass der Gegner hinten dicht machen will und das restliche Feld größtenteils aufgibt. Nur sind die Herren Darijo Srna und Yaroslav Rakitskiy aber nur bedingt mit den Herren Stephan Zwierschitz und Matthias Maak vergleichbar.

"Hinten waren sie wirklich gut", stöhnte Berić. "Wir waren auch gut, aber nach vorne hat es ein bisschen gefehlt. Auch ich muss es besser machen", meinte der Torjäger, der größtenteils abgemeldet war.

"Nächste Woche brauchen wir so eine Chancenverwertung wie in Amsterdam", ist sich Hofmann bewusst. "Das Tor ist uns nicht gelungen, ansonsten waren wir ebenbürtig. Es ist noch nicht vorbei", meinte Sonnleitner. In Lviv steht Rapid also vor einer fast aussichtslosen Mission. Dass die Grün-Weißen eine solche meistern können, haben sie schon oft bewiesen. Dazu wird man aber bedeutend mehr brennen müssen, als am Mittwochabend im Ernst Happel-Stadion.

Mehr dazu:
>> Rapid muss sich Shakhtar geschlagen geben
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Johannes Sturm

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