30.03.2016 15:00 Uhr

Trotz Niederlage positives Koller-Fazit

Trotz der 1:2-Niederlage am Dienstagabend in Wien gegen die Türkei hat Marcel Koller ein überwiegend positives Resümee des Länderspiel-Doppeltermins gegen zwei EM-Starter gezogen. Auch wenn gewisse Dinge zuvor beim 2:1-Sieg gegen Albanien noch nicht nach Wunsch funktioniert hätten, sei es positiv gewesen, den Spielern neuerlich seine Ideen näherbringen zu können, erklärte der ÖFB-Teamchef beim Pressetermin am Mittwoch im Ernst Happel-Stadion.

"Es war wichtig, dass wir den Spielern wieder unsere Philosophie vermittelt haben", sagte Koller, der seine Schützlinge davor vier Monate nicht beisammen hatte. "Bis zum nächsten Lehrgang ist es kürzer, vielleicht sind wir dann wieder schneller in unserem Spiel drin."

Der kommende Lehrgang steigt vom 22. bis 30. Mai in Laax in der Schweiz und ist gleichbedeutend mit dem letzten echten Trainingslager vor der Europameisterschaft 2016. Unmittelbar danach steigen die Partien am 31. Mai in Klagenfurt gegen Malta und am 4. Juni in Wien gegen die Niederlande, ehe es am 8. Juni nach Frankreich geht. Dort steht am 14. Juni in Bordeaux das erste EM-Gruppenspiel gegen Ungarn auf dem Programm.

Den Spielern gilt auch nach Fehlern das Vertrauen des Teamchefs

Bis dahin gilt es, die diversen Fehler der Partien gegen Albanien und die Türkei abzustellen - gelingen soll das weitgehend mit dem bewährten Personal. "Wenn ich jeden Spieler für jeden Fehler bestrafen würde, wären wir nicht dort, wo wir jetzt sind", betonte Koller.

Der Teamchef vertraut weiterhin auf seinen Kader und damit auch auf Ramazan Özcan, der sich gegen die Türkei einen folgenschweren Patzer erlaubte. "Er war geknickt. Das ist so, wenn man einen Fehler macht. Aber er hat genügend Erfahrung, um darüber hinwegzukommen, und ist ein wichtiger Spieler für uns, der in der Kabine positive Stimmung macht, auch wenn er nicht spielt", meinte Koller.

Ein Aussetzer eines Tormannes sei folgenschwerer als der eines Offensivspielers. "Wenn ein Stürmer ein Tor nicht macht, ist das Geschrei nicht so groß wie bei einem Fehler eines Torhüters, noch dazu, wenn er das entscheidende Gegentor verursacht", sagte Koller.

Erneuter Özcan-Patzer: "Möchte spezielle Leistung bieten und überdreht dann"

Allerdings unterlief Özcan am Dienstag nicht die erste Unsicherheit in seiner Team-Laufbahn, wie auch dem ÖFB-Coach aufgefallen ist. "Bei der Nationalmannschaft ist es noch einmal eine Stufe höher als beim Verein. Vielleicht möchte er hier eine spezielle Leistung hinlegen und überdreht dann ein bisschen", vermutete Koller.

Der Theorie, wonach der Özcan-Patzer und die daraus resultierende Niederlage gegen die Türkei angesichts der großen Euphorie ein Dämpfer zur richtigen Zeit war, wollte sich der 55-Jährige nicht anschließen. "Man verliert nicht gerne. Jetzt ist es wichtig, die richtigen Lehren daraus zu ziehen."

Eine richtige Lehre zog die ÖFB-Auswahl schon nach dem 2:1-Erfolg gegen Albanien: Die Abwehrarbeit funktionierte gegen die Türkei deutlich besser. "Wir waren in der Defensive hervorragend. Wir haben keine einzige Torchance zugelassen, aber trotzdem verloren. Das ist bitter und ärgerlich, aber das, was ich sehen wollte, hat die Mannschaft gezeigt", beteuerte Koller, nachdem er die komplette Partie noch einmal per Video analysiert hatte.

Weniger zufrieden war Koller mit der Chancenauswertung. "Man kann in solchen Spielen nicht zwei, drei Möglichkeiten liegenlassen. Die letzte Konsequenz hat gefehlt", kritisierte der Schweizer.

"Wir können die Leute nicht ins Stadion prügeln"

Ein kleiner Wermutstropfen war auch der nicht überwältigende Publikumszuspruch in beiden Partien. Obwohl viele Fans der Gäste im Stadion saßen, reichte es im Happel-Stadion gegen Albanien lediglich zu 28.600 Besuchern und gegen die Türkei nur zu 26.700 Zuschauern. "Warum es so ist, weiß ich auch nicht. Es wäre am schönsten, wenn immer 48.500 Fans da wären, aber wir können die Leute nicht ins Stadion prügeln. Wir können nur versuchen, mit guten Spielen Werbung zu machen", erklärte Koller.

Für den ÖFB-Erfolgscoach geht nun die Vorbereitung auf die EM in ihre heiße Phase. Von den kommenden Gegnern Malta, Niederlande, Ungarn, Portugal und Island will Koller in den kommenden Wochen bis zu 55 Spiele auf dem Laptop analysieren. "Damit ich den Spielern eine Idee der Gegner vorzeigen kann", meinte der Nationaltrainer.

Seinen Schützlingen wünschte Koller, dass sie die Spielzeit bei ihren Vereinen erfolgreich und verletzungsfrei abschließen. "Und dann ist es wichtig, bei der EM den Kopf nach einer langen, anstrengenden Saison freizukriegen."

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apa

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