26.08.2016 16:57 Uhr

Namhafte Gegner für Bundesliga-Trio

Die Auslosung der Gruppenphase der Europa League am Freitag im UEFA-Hauptquartier in Nyon in der Schweiz ergab für das international verbliebene ÖFB-Trio RB Salzburg, Rapid und die Austria durchaus prominente Gegner.

Der an Dinamo Zagreb im Playoff der Champions League gescheiterte österreichische Meister RB Salzburg trifft in der Gruppe I auf Schalke 04, den FK Krasnodar und OGC Nice. Rapid bekommt es in der Gruppe F mit Athetic Bilbao, KRC Genk sowie Sassuolo Calcio zu tun und die Austria spielt in der Gruppe E gegen Viktoria Plzeň, AS Roma und Astra Giurgiu.

"Bullen" gegen Kultverein aus dem Ruhrpott

Über Salzburg-Gegner Schalke 04 muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren. Der Kult um den Verein ist ungebrochen – und das, obwohl die Königsblauen fast schon traditionell hinter den eigenen (hochgesteckten) Erwartungen bleiben. In der vergangenen Saison verpasste man als Fünfter den Qualifikationsplatz für die Champions League nur knapp.

Schalke musste zwar Leroy Sané an Manchester City abgeben, kassierte dafür aber die unglaubliche Summe von 50 Millionen Euro. Dafür wurde gleich das Schweizer Top-Talent Breel Embolo verpflichtet.

Mit Alessandro Schöpf hat man auch einen Österreicher in den Reihen. Der Tiroler rechnet sich unter Neo-Trainer Markus Weinzierl, der im Sommer André Breitenreiter ersetzte gute Chancen auf Einsatzzeit aus.

Die Veltins Arena, die mittlerweile auch schon 15 Jahre auf dem Buckel hat, ist noch immer eines der modernsten Stadien Europas. Auf das verschließbare Dach und den ausfahrbaren Rasen schielen noch immer zahlreiche Architekten neidisch.

Salzburg am EM-Spielort in Nizza

Mit OGC Nice trifft Salzburg auf den Vierten der vergangenen Saison in der Ligue 1. Die Franzosen haben mit dem Schweizer Lucien Favre, der davor bei Borussia Mönchengladbach war, einen prominenten Trainer. Mit dem ehemaligen Bayern-Spieler Dante hat die Mannschaft von der Côte d’Azur im Sommer zudem einen erfahrenen Innenverteidiger holen können.

Das nötige Kleingeld im Börserl hat man in Nizza aufgrund der stolzen Ablösesumme von mehr als 15 Millionen Euro, die man von Leicester City für den defensiven Mittelfeldspieler Nampalys Mendy kassierte. Ablösefrei musste man hingegen Hatem Ben Arfa ziehen lassen und Valère Germain musste nach dem Ende der Leihe zurück zum AS Monaco. Gemeinsam erzielten die beiden 30 der 58 Tore des Vereins.

Man darf gespannt sein, wie sich die Mannschaft nun von diesem Aderlass erholen wird. Gespielt wird im wunderschönen Allianz Riviera Stadion, das auch Spielort bei der EM 2016 war.

Erstmals nach Russland

Gegen Krasnodar betritt RB Salzburg im wahrsten Sinne des Wortes Neuland. Noch nie bot der Europacup den Mozartstädtern die Gelegenheit zum Kräftemessen mit einem russischen Verein.

Erst 2008 aus der Taufe gehoben gilt der FK Krasnodar zudem als Vorzeigeprojekt. Nach dem Aufstieg in die Premier Liga 2010 etablierte sich der Verein aus der etwa 800.000 Einwohner zählenden Stadt im Kaukasus bald im Spitzenfeld und ist seit 2014 Dauergast im Europacup.

Selbst stellt sich der FK Krasnodar gerne als Kontrast zum ansonsten von Oligarchen oder staatsnahen Betrieben dominierten russischen Vereinsfußball dar, ist aber dennoch von den Investitionen des Milliardärs Sergej Galitski abhängig. So können auch zahlreiche internationale Spieler geholt werden.

Aktuell stehen mit dem Polen Artur Jędrzejczyk sowie dem Schweden Andreas Granqvist zwei internationale EM-Teilnehmer im Kader des Tabellenvierten. Zudem vertraten auch Pavel Mamaev, Dmitriy Torbinskiy und Torjäger Fedor Smolov Russland bei der Endrunde in Frankreich.

Witziges Detail am Rande: Auch Krasnodar hat wie Salzburg einen Brasilianer namens Wanderson in seinen Reihen. Dieser konnte sich 2009 in Schweden sowie 2013 in Russland die Torjägerkrone sichern.

Rapid trifft auf das Aushängeschild des Baskenlandes

Mit dem Athletic Club de Bilbao trifft Rapid in der Gruppe F auf eine eingespielte Mannschaft, die sich in der Sommerpause kaum verändert hat. "Sie haben viel Tradition, dort wird Fußball gelebt. Fußballerisch sind sie auf ganz hohem Niveau", meinte Rapid-Trainer Mike Büskens in einer ersten Reaktion. Bilbao ist für ihn der Gruppenfavorit: "Die anderen drei Mannschaften werden sich um den zweiten Platz streiten."

Den Basken könnte aber ein wenig die Offensivpower fehlen, denn der 35-jährige Top-Torjäer Aduriz wird auch nicht jünger. Die vergangene Saison beendete Bilbao auf dem fünften Tabellenplatz der Primera División, nur zwei Punkte fehlten auf die Qualifikation der Champions League.

Das hypermoderne neue Stadion San Mamés ist immer ausverkauft, der Verein ist auch so etwas wie der Stolz der Region – was durch die Tatsache verstärkt wird, dass nur Basken in der Mannschaft spielen dürfen.

Chance auf Revanche

Mit KRC Genk hat Rapid noch eine Rechnung offen. In der Gruppenphase der Europa League 2013/14 trennten sich die Grün-Weißen von den Belgiern mit einem 2:2 daheim und einem 1:1 auswärts, im Rennen um den Aufstieg hatte Genk aber letztlich als Gruppensieger die Nase vorne. "Die kennen wir schon. Ich würde sagen, dass sie mit uns auf Augenhöhe sind. Aber wir brauchen auf jeden Fall einen guten Tag", meinte Christopher Dibon.

Den Grunddurchgang der etwas komplizierten belgischen Meisterschaft beendete Genk in der vergangenen Saison auf dem fünften Rang und setzte sich im internen Playoff gegen Sporting Charleroi durch. In der Qualifikation der Europa League eliminierten die Belgier dann Budućnost Podgorica, Cork City und Lokomotiva Zagreb.

Die Talentschmiede verkaufte erst in diesem Sommer Christian Kabasele um knapp sieben Millionen an Watford, der defensive Spielmacher Onyinye Ndidi wird im Moment von zahlreichen Vereinen gejagt. So soll der Hamburger SV bereit sein, zehn Millionen für den 19-jährigen Nigerianer zu zahlen.

Italienischer Durchstarter

Sassuolo ist so etwas wie der italienische Senkrechtstarter. Als Sechster lösten sie das Ticket für die Europa League, dort setzte man sich in der Qualifikation gegen den FC Luzern und Crvena Zvezda durch. Starspieler ist Rechtsaußen Domenico Berardi. Aber auch Innenverteidiger Francesco Acerbi wird der Sprung zu einem großen Verein zugetraut. Neu im Team ist Regisseur Alfred Duncan der um sechs Millionen Euro von Sampdoria verpflichtet wurde.

Sassuolo liegt wenige Kilometer südlich von Modena, spielt aber im Mapei Stadion in Reggio nell'Emilia, welches für knapp 20.000 Zuseher zugelassen ist. Ein Publikumsmagnet ist der Verein aber nicht. Knapp 11.000 Besucher kamen in der vergangenen Spielzeit im Schnitt ins Stadion. Für die Italiener ist es der erste Auftritt auf internationalem Parkett. "Sassuolo ist in Europa noch nicht so bekannt. Aber der Vergleich mit italienischen Teams ist immer interessant", so Büskens.

Roma-Legende Totti beehrt die Austria

Herbert Prohaska jubiliert. Austrias Jahrhundert-Spieler hat in der Saison 1982/83 mit AS Roma den italienischen Meistertitel geholt und erlebt nun in der Gruppe E das erste Kräftemessen seiner Veilchen mit den Giallorossi rund um Superstar Francesco Totti. Die Roma-Legende steht vermutlich vor der letzten Saison im Profifußball und wird auf ihrer Abschiedstournee nun auch im Wiener Ernst Happel Stadion Station machen.

Roma scheiterte im Playoff der Champions League am FC Porto und wird zumindest im ersten Gruppenspiel ohne Ersatzkapitän Daniele de Rossi und den Brasilianer Emerson auskommen müssen. Beide sahen nach brutalen Fouls jeweils die Rote Karte. Weitere prominente Spieler der Römer sind unter anderem der Belgier Radja Nainggolan, der Niederländer Kevin Strootmann sowie der polnische Keeper Wojciech Szczęsny.

Die Bilanz der Austrianer gegen Mannschaften aus der Serie A ist in UEFA-Bewerben alles andere als positiv. Ihren einzigen vollen Erfolg feierten die Veilchen im UEFA-Cup 1983/84 daheim gegen Inter. Beim 2:1-Heimsieg war auch Prohaska mit dabei, Tibor Nylasi erzielte beide Treffer. Mit einem 1:1-Remis im Rückspiel warf man die Mailänder dann aus dem Bewerb.

Im bisher letzten Duell mit einem italienischen Vertreter scheiterte die Austria im UEFA Cup 2004/05 gegen Parma nur wegen der Auswärtstorregel am Einzug in das Halbfinale. Es war gleichzeitig der größte internationale Erfolg der Wiener in der Ära von Mäzen Frank Stronach.

Umgekehrt hat Roma gute Erinnerungen an das bisher einzige Kräftemessen mit einem österreichischen Klub. 1992/93 stellte Wacker Innsbruck für AS Roma keine hohe Hürde dar und wurde in der ersten Runde des UEFA-Cups mit einem Gesamtscore von 5:1 abgefertigt.

Austria trifft auf Rapid-Veteran

Tschechiens Meister Viktoria Plzeň verpasste im Playoff der Champions League gegen den bulgarischen Titelträger Ludogorets Razgrad den Einzug in die Königsklasse. 2011 wurde in Pilsen zum hundertjährigen Vereinsjubiläum der erste Meistertitel eingefahren und auch 2013, 2015 sowie eben 2016 beherrschte Viktoria erneut die Liga.

Trainiert wird der aktuelle Tabellenvierte der tschechischen Liga seit vergangenem Mai von Roman Pivarnik, der zwischen 1994 und 1997 im Dress von Austrias Erzrivalen Rapid Cupsieg, Meistertitel, das Europacupfinale sowie die Gruppenphase der Champions League erreichte. Zwischen 2005 und 2007 war Pivarnik als Co-Trainer bei den Grün-Weißen, erneut inklusive Meistertitel. Im Sommer 2006 war der Tscheche sogar kurz interimistisch Rapid-Chefcoach.

Hammer-Gegner aus Rumänien

Astra Giurgiu komplettiert die Austria-Gruppe. Nach dem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte starteten die Rumänen in der Qualifikation der Champions League und mussten dabei gegen den FC København die Segel streichen. In der Europa League lief es besser. Dort wurde im Playoff West Ham United eliminiert - bereits zum zweiten Mal hintereinander. Das Goldtor in London erzielte diesmal der Portugiese Filipe Teixera.

Für Giurgiu datiert der bisher einzige Kontakt mit dem österreichischen Vereinsfußball aus der Saison 2014/15. In der Europa League bezog Astra gegen RB Salzburg zwei Niederlagen.

Bei der Austria herrscht große Vorfreude, nicht nur weil nach zwei Jahren Pause wieder ein europäischer Herbst auf dem Programm steht. "Meine erste Gedanken zu diesen Gegnern sind gute", erklärte Trainer Thorsten Fink in seiner ersten Reaktion. "Zum einen, weil wir keine allzu weiten Reisen zu den Auswärtsspielen haben werden, und zum anderen, weil es uns auch schlechter hätte treffen können. Wir freuen uns auf diese Gruppe", so Fink.

Man müsse sich einen Überblick verschaffen, meinte nicht nur Fink, sondern auch Austria-Kapitän Robert Almer: "Im ersten Moment ist es schwer, etwas über die Chancenverteilung zu sagen." Auch Austria-Vorstand Markus Kraetschmer jubilierte über das gute Los: "Es ist genau das, was wir uns gewünscht haben – mit AS Roma haben wir einen Gegner, der europaweit bekannt ist. Insgesamt ist es eine interessante und höchst attraktive Gruppe mit wirklich guten Chancen für uns."

Erster Spieltag der Gruppenphase der Europa League ist der 15. September. Weitere Spieltermine sind der 29. September, 20. Oktober, 3. und 24. November sowie am 8. Dezember. Die jeweiligen Gruppenersten und -zweiten steigen auf und bestreiten mit den Gruppendritten der Champions League die Runde der letzten 32 Teams im Februar 2017. Finaltermin der Europa League ist der 24. Mai. Ausgetragen wird das Endspiel in Solna, unweit der schwedischen Hauptstadt Stockholm.

Mehr dazu:
>> Spielplan Europa League 

red

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