30.07.2017 20:40 Uhr

Halbfinale! Österreich wirft Spanien raus

Das rot-weiß-rote EM-Sommermärchen geht weiter
Das rot-weiß-rote EM-Sommermärchen geht weiter

Österreichs Frauen-Nationalteam steht bei der EM sensationell im Halbfinale! Die ÖFB-Publikumslieblinge schalteten Spanien am Sonntagabend in Tilburg mit 5:3 im Elfmeterschießen aus. Nun wartet das Semifinal-Duell mit Dänemark auf die rot-weiß-rote Turnier-Sensation.

Sarah Puntigam verwandelte im Elferkrimi den letzten Penalty und stieß ein ganzes Land in einen großen Freudentaumel. In den 120 Minuten davor passierte im Willem II Stadion herzlich wenig. España fand kein Mittel, Austria konnte kaum Nadelstiche setzen. In der Elfmeter-Entscheidung trafen dann aber alle Österreicherinnen, während bei Spanien Silvia Meseguer Bellido an der glänzend parierenden Manuela Zinsberger scheiterte.

Die rot-weiß-rote Abwehr, in der Viktoria Schnaderbeck im Zentrum Virginia Kirchberger ersetzte, schwamm in den ersten Minuten gewaltig. Irene Paredes fand eine Hundertprozentige vor, nachdem Carina Wenninger einen Volley etwas unglücklich im Strafraum blockte. Aus rund elf Metern fand der Schuss aber das Ziel nicht.

Auch Vicky Losada und Amanda Sampedro fanden mit Distanzschüssen gute Gelegenheiten vor. Das Pressing der extrem tief stehenden ÖFB-Elf kam erst nach rund 20 Minuten in Schwung. Aus spitzem Winkel tastete sich Nicole Billa erstmals heran, ihr Versuch ging aber drüber. Bei zwei weiteren Möglichkeiten stand die Stürmerin haarscharf im Abseits.

Schock nach schwerer Verletzung von Lisa Makas

Von da an war das Spiel offen. Die Souveränität und das Selbstvertrauen aus den letzten Spielen konnte Östtereich aber nur selten unter Beweis stellen. Gedämpft wurde die Stimmung zusätzlich, als Lisa Makas kurz vor der Pause vom Feld musste.

Zweimal hatte die Flügelspielerin bereits einen Kreuzbandriss, ein dritter kann jetzt nicht ausgeschlossen werden. Tränenüberströmt trat sie den Weg in die Kabine an. Dominik Thalhammer zögerte keine Sekunde und brachte sofort Nadine Prohaska.

Mit 68 Prozent Ballbesitz und 317 gespielten Pässen dominierte Spanien die Zahlenspiele zur Pause. Österreich brachte es nur auf 32 Prozent und 93 Zuspiele. Statistik schießt aber bekanntlich noch keine Tore.

Chance und Stellungskrieg

Das wusste auch "Joker" Prohaska. Gleich nach Wiederanpfiff schraubte sich die eingewechselte Spielerin bei einem Corner von Laura Feiersinger hoch, erst im Nachfassen konnte Sandra Paños den Kopfball bändigen.

Das war es aber auch schon mit den Highlights aus der zweiten Hälfte. Je länger das Spiel lief, desto weniger Risiko gingen beide Teams. Spanien schob den Ball hin und her und versuchte Österreich müde zu machen. "Ihre Dominanz werden wir aushalten müssen", hatte Teamchef Thalhammer bereits am Vortag prophezeit.

Erstmals in diesem Turnier wirkte Österreich erschöpft. Das kollektive Aufbäumen, herausrücken und Anpressen blieb weitgehend aus. Aber auch die Gegnerinnen ließen die nötige Spritzigkeit vermissen. Ab der 70. Minute schien es, als ob die Kräfte schon für die Verlängerung geschont wurden. Und in die sollte es auch gehen. Das Attraktivitäts-Level sank in dieser noch einmal, der Zettel mit den notierten Chancen blieb blank.

Hin und wieder flogen ein paar hohe Bälle in den österreichischen Strafraum, die fing aber die starke Torfrau Zinsberger alle locker herunter. Nach vorne hin ging bei Nina Burger und Co. gar nichts mehr. Die logische Konsquenz war ein Elfmeterschießen.

Alle ÖFB-Spielerinnen bleiben eiskalt

In der kurzen Pause davor ereignete sich denkwürdiges. Lachend gingen die auserkorenen Österreicherinnen zum Mittelkreis, so als ob sie null Druck hätten.

Laura Feiersinger fasste als erste Spielerin Mut. Trocken versenkte sie die Kugel hoch im Netz. Olga Garcia war ebenso cool – 1:1. Nina Burger war die Nächste. Angelaufen, kurz aufgeschaut, cool ins rechte Eck. Beim Elfer von Sampedro war Zinsberger knapp nicht dran, 2:2.

Aschauer trat an – kein Problem. Silvia Meseguer wurde bei Spanien auserkoren – und fand in "Panther" Zinsberger ihren Meister. Toll tauchte die Bayern-Schlussfrau ab und zog den Schuss aus dem Eck.

Um den Trend zu bestätigen musste Viktoria Pinther ran. Eiskalt verwandelte sie ihren Schuss. Um ein Haar wäre hätte Zinsberger das Elferschießen dann entschieden, der Schuss von Marta Correda ging aber doch noch von ihren Fingerspitzen rein.

Also blieb die Ehre für Sarah Puntigam übrig. Die zentrale Mittelfeldspielerin hatte Nerven aus Stahl, drosch die Kugel in die Maschen und stieß einen Schrei aus, der sämtliche Dämme brechen ließ. 5:3 nach Elfmeterschießen. Österreich steht im Halbfinale und trifft dort auf Dänemark. Ein Team, das in der Vorbereitung eindrucksvoll mit 4:2 bezwungen wurde. Der Traum geht weiter. Ans Aufwachen denkt keiner.

Mehr dazu:
>> Desolate DFB-Damen scheitern an Dänemark

Johannes Sturm, weltfussball.at aus Tilburg

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