13.09.2017 11:10 Uhr

Kölner Fehlstart verdirbt Europapokalfreude

Miese Stimmung bei den Kölner Verantwortlichen
Miese Stimmung bei den Kölner Verantwortlichen

Der 1. FC Köln kehrt in London nach 25 Jahren auf die internationale Bühne zurück - doch der Fehlstart in der Bundesliga drückt gewaltig auf die Stimmung.

Für die Fans des 1. FC Köln muss es wirken wie ein riesiger, gemeiner Streich des Fußball-Gottes. Ein Vierteljahrhundert haben sie die großen Bühnen des Sports nur aus der Ferne gesehen, haben Abstiege und Blamagen durchlitten, um nun endlich für all die Entbehrungen belohnt zu werden: Flutlichtspiel in London, Köln beim FC Arsenal - doch ausgerechnet in diesem großen Moment verdirbt der schlechteste Saisonstart der Klubgeschichte die Europapokalfreude.

"Wenn ich die Saison jetzt bewerten würde, würde ich sagen: 'Die Saison ist scheiße'", räumte auch FC-Sportchef Jörg Schmadtke ein: "Die Ergebnisse sind nicht stimmig für uns."

Horn: "Können die Trendwende schaffen"

Drei Bundesligaspiele, drei Niederlagen, 1:7 Tore. Der FC kehrt ziemlich gebeutelt in den internationalen Wettbewerb zurück. Begegnet der Situation aber mit einigem Trotz. "Wir wollen uns in drei Wochen nicht kaputt machen lassen, wovon wir 25 Jahre lang geträumt haben", sagte Timo Horn. Der Torhüter ist gebürtiger Kölner, er weiß, was das Europa-League-Spiel am Donnerstag (21:05 Uhr im Liveticker) für diese Stadt bedeutet.

Der 24-Jährige war noch nicht auf der Welt, als der FC 1992 letztmals im UEFA-Cup (bei Celtic FC) antrat. Und wie alle Kölner seiner Generation erlebte er den größten Verein der Stadt lange Zeit nur als Fahrstuhl- und Chaosklub. Doch seit vier Jahren nimmt der FC unter Trainer Peter Stöger und Schmadtke eine positive Entwicklung und wirkte zuletzt stabil wie seit Jahrzehnten nicht.

Horn mahnt daher zur Sachlichkeit angesichts des Fehlstarts. "Wir haben erst drei Spiele hinter uns, und natürlich können wir die Trendwende schaffen", sagte der olympische Silbermedaillengewinner von 2016. Am liebsten soll das schon beim scheinbar übermächtigen FC Arsenal um Weltmeister Mesut Özil gelingen. "Wir machen da kein Sightseeing", sagte Schmadtke zuletzt im Sport1-Doppelpass: "Wir fahren da hin, um zu gewinnen."

Modeste noch im Hinterkopf

Für Chancen auf ein positives Ergebnis müssen zunächst aber die grundlegenden Probleme aus den Spielen in Mönchengladbach (0:1), gegen Hamburg (1:3) und in Augsburg (0:3) beseitigt werden: In der Offensive ließ die Mannschaft klare Torchancen liegen, und damit gewann ein Thema automatisch an Bedeutung. Anthony Modeste, der 25-Tore-Mann der Vorsaison, spielt jetzt in China - und bislang kann die Mannschaft seine Treffer nicht ersetzen.

"Der Klub schleppt diese Modeste-Diskussion mit", sagte Schmadtke, "und unsere Offensivspieler auch. Weil denen natürlich immer der 'Über-Stürmer' Modeste im Nacken hängt." Das gilt auch für Rekordeinkauf Jhon Córdoba, der bislang noch nicht traf.

Fast noch bedeutender mit Blick auf die kommenden Spiele in London und anschließend bei Borussia Dortmund dürfte aber die Defensive sein, die zuletzt durch folgenschwere individuelle Fehler auffiel.

Wann kehrt die Stabilität zurück?

"Die Stabilität war in den vergangenen Jahren immer unsere Grundlage", sagte Horn, "zu der müssen wir zurückfinden." Zumindest in der Theorie könnten die anstehenden Aufgaben gegen spielerisch überlegene Topteams der Mannschaft tatsächlich besser liegen, denn defensives Umschaltspiel war jahrelang so etwas wie Kölns Markenzeichen unter Stöger.

Ein wenig Hoffnung macht, dass die für den Konterfußball so wichtigen Marcel Risse und Milos Jojić am Donnerstag wohl wieder zur Verfügung stehen. Und dass Tausende Kölner Fans die Mannschaft in London unterstützen werden. Nach einem Vierteljahrhundert konnte sie auch der Fehlstart nicht abhalten.

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