26.07.2018 13:58 Uhr

Ilzer: "Klassenerhalt wäre ein bequemes Ziel"

Christian Ilzer zeigt seit Sommer beim WAC, wo's langgeht
Christian Ilzer zeigt seit Sommer beim WAC, wo's langgeht

WAC-Trainer Christian Ilzer spricht im weltfussball-Talk über ambitionierte Ziele, seinen "quasi nicht vorhandenen" Urlaub und warum er nicht mit den aufstiegseuphorisierten Hartbergern in deren Premierensaison in der Bundesliga geht.

Nur der über weite Strecken unterirdischen Saison des SKN hatte es der Wolfsberger AC zu verdanken, in seinem sechsten Jahr in der Bundesliga nicht in ernsthafte Abstiegsgefahr geraten zu sein. Ein Umbau war im Lavanttal bitter nötig und dieser wurde im Sommer auch radikal vollzogen. Eine Spielzeit wie 2017/18 soll sich am Fuße der Pack keinesfalls wiederholen.

"Es sind 18 Verträge ausgelaufen und diese Chance, einen neuen Geist reinzubringen, wollten wir nutzen", erklärt Neo-Cheftrainer Christian Ilzer im Gespräch mit weltfussball. Der Steirer kennt den Klub bestens, war zwischen 2015 und 2017 Co unter Heimo Pfeifenberger und galt als dessen taktisches Mastermind im Hintergrund.

Mit dem sensationellen Aufstieg des TSV Hartberg in der letzten Saison auf der Visitenkarte kehrte der 40-Jährige ins Lavanttal zurück und soll, mit umfassenden Kompetenzen ausgestattet, den Neustart managen. "Wir haben eine Mannschaft aus meinen Wunschspielern zusammengestellt", lobt er die Zusammenarbeit mit Präsident Dietmar Riegler und dessen Vize Christian Puff. "Sie haben sich meine Ideen angehört und versucht, diese umzusetzen."

Wolfsberger Transfercoups: "Haben sehr viel telefonieren müssen"

Agiert hat der WAC auf dem Transfermarkt im Stile eines Big Players. Das Trio Michael Liendl, Marcel Ritzmaier und Lukas Schmitz bringt Erfahrung aus über 450 Profispielen in Deutschland und den Niederlanden mit. "Da bin ich sehr zufrieden, denn der Step Kaderplanung ist mir sehr wichtig", freut sich Ilzer über seine Neuzugänge, zu denen er mit Manfred Gollner, Stefan Gölles und Sven Sprangler auch "drei richtig gute Mentalitätsspieler" aus Hartberg mitgenommen hat. Gleichzeitig weiß der Coach: "Namen sind null Garantie!" Zunächst müsse man "eine Gruppe formen, die dann eine erfolgreiche Mannschaft werden kann".

Einfach, merkt Ilzer an, sei die Transferzeit nicht gewesen. Nach der Talfahrt in der letzten Saison war viel Überzeugungsarbeit nötig, um potentielle Verstärkungen für einen Wechsel ins Lavanttal zu begeistern. "Wir haben sehr viel telefonieren müssen, mein Urlaub war kurz, quasi nicht vorhanden." Gerne im Team gehabt hätte er die Red-Bull-Leihgaben Majeed Ashimeru und Igor: "Sie haben absolut Qualität, waren für den WAC aber nicht zu halten."

Saisonziel Klassenerhalt? "Das ist nicht mein Stil"

Mit der neu aufgestellten Mannschaft - 15 Spieler haben den Verein im Sommer verlassen - will der WAC wieder mehr, als nur gegen den Abstieg spielen. "Der Klassenerhalt wäre ein bequemes Ziel. Natürlich könnte ich das ausgeben und wäre dann gut durch, aber das ist nicht mein Stil", sagt der Visionär Ilzer. "Klar muss das primäre Ziel lauten, in der nächsten Saison auch wieder in der Bundesliga zu sein, aber ich will keine Komfortzone haben."

Fünf der sechs Plätze im neuen Meister-Playoff sieht der WAC-Trainer an Salzburg, die Wiener Klubs, Sturm Graz sowie den LASK vergeben, um den verbleibenden will er seine Truppe kämpfen sehen. "Den wollen sechs andere auch, aber ich will, dass wir uns das zutrauen! Wenn es uns dann wirklich gelingen sollte, wäre es ein Riesenerfolg."

Mit der Vorbereitung, der "Findungs- und Kennenlernphase", wie Ilzer sagt, ist er zufrieden. "Wir haben uns überraschend schnell aufeinander abgestimmt, das hätte ich mir vielleicht gar nicht so geschwind erwartet." Die Mannschaft habe nun einmal ein Gerüst, "aber dieses Gerüst ist überhaupt nicht fest". Viel werde davon abhängen, wie die Kärntner "Wölfe" in die Meisterschaft starten. "Wir haben ein schwieriges Auftaktprogramm. Vier Auswärtsspiele in den ersten sechs Runden und die Austria und Sturm zu Hause. Wenn man weiß, wie der WAC in der Vergangenheit auswärts war, brauchen wir da ein anderes Gesicht."

Der Gefahr eines frühen Rückschlags ist sich der 40-Jährige bewusst. "Man muss schauen, dass dieses Gerüst nicht wegbröckelt, wenn wir einmal eine Talfahrt haben. Da wieder rauszukommen, das passiert nicht von selbst. Wenn es so kommen sollte, müssten wir daran arbeiten". Er sei jedenfalls auf beide Szenarien - einen erfolgreichen und einen negativen Saisonstart - vorbereitet.

"Hartberg hätte definitiv einen Reiz gehabt"

Zum Wiedersehen mit seinem Ex-Verein wird es erst am zehnten Spieltag der neuen Zwölferliga, Anfang Oktober in der Lavanttal-Arena, kommen. Angesprochen auf die Aufstiegssaison des TSV Hartberg ist bei Ilzer die Begeisterung auch Wochen nach seinem Abschied immer noch zu spüren. "Wir hatten ein unfassbar geiles Jahr! Das war nicht einmal in meinem Kopf - und der denkt sehr groß - irgendwie drinnen." Durch die "vielen Störfeuer", wie das Lizenzchaos oder die zahlreichen Angebote an die Spieler, sei es am Ende "noch einmal enorm schwierig" geworden. "Aber da war diese große Sache. Wir wussten, diese Situation würden wir nur einmal erleben. Das lassen wir uns nicht mehr nehmen."

Mit den Steirern in ihre erste Saison in der Bundesliga zu gehen, "hätte definitiv einen Reiz gehabt", räumt Ilzer ein. "Aber wenn ich wo das für mich maximal Erreichbare geschafft habe, ist das der Punkt, an dem ich meinen nächsten Schritt setze." Dieser führte ihn zurück nach Wolfsberg, wo er ebenfalls groß denken möchte.

David Mayr

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