25.05.2016 08:00 Uhr

Die Erfahrungen von EM-"Routinier" Prödl

Sebastian Prödl versuchte sich auch als Golfspieler
Sebastian Prödl versuchte sich auch als Golfspieler

Für viele ÖFB-Teamspieler wird die Europameisterschaft 2016 in Frankreich das erste große Turnier ihrer Karriere. Sebastian Prödl hingegen war als junge Abwehrhoffnung schon bei der Heim-EM vor acht Jahren dabei. Neben dem Steirer erlebten vom aktuellen Augebot nur Ramazan Özcan, György Garics, Christian Fuchs und Martin Harnik ebenfalls die UEFA EURO 2008.

Prödl stand damals als 20-jähriger Jungspund bei der 0:1-Auftaktpleite gegen Kroatien und beim 1:1-Remis gegen Polen in der Anfangsformation. Ein Foul am aufgerückten Innenverteidiger brachte dabei auch den Elfmeter ein, welchen Ivica Vastić verwertete. Weil "Basti" aber in beiden Spielen die Gelbe Karte sah, war er im letzten Gruppenspiel bei der bitteren 0:1-Niederlage gegen Deutschland gesperrt.

An seinem 21. Geburtstag am 21. Juni hatte sich Österreich bereits aus der Endrunde verabschiedet. Der Grazer wechselte vom SK Sturm zu Werder Bremen, wo er bis zum Vorjahr unter Vertrag stand. Nun geht der 1,94 Meter große Innenverteidiger als England-Legionär in das nächste Großereignis. Beim Watford Football Club brachte er es in der abgelaufenen Saison in der Premier League auf 21 Einsätze mit zwei Treffern.
>> Die Vereinsspiele von Sebastian Prödl im Überblick

Der souveräne Klassenerhalt des Aufsteigers wurde am Ende sogar mit Promi-Fan und Ex-Vereinspräsident Elton John gefeiert.

"Entschleunigung" in der Schweiz nach einer langen Saison

Es folgte ein wenig Freizeit und nun steht im ÖFB-Quartier in Laax die Regeneration im Vordergrund: "Solche Tage tun gut, weil die Saison lang war und die Beine noch schwer sind. Das ist auch für den Kopf ganz wichtig. Der Anblick der Natur entschleunigt."

Die letzten Wochen waren für die Nationalspieler mit Kampf um Meistertitel, internationale Startplätze oder den Ligaverbleib nervenaufreibend. "Auch wenn es nicht jeder zugeben will, du hast die Europameisterschaft im Hinterkopf, dazu die Konzentration auf den Verein. Das sind mentale Aufgaben, die nicht so einfach zu bewältigen sind", sagt Prödl.

Das Camp in der Schweiz ist für den Abwehrspieler eine willkommene Abwechslung bevor es zu den Länderspielen gegen Malta und die Niederlande wieder zurück nach Österreich geht. In den Bergen des Kantons Graubünden fühlt er sich wohl: "Hier haben wir mehr Ruhe, mehr Stressfreiheit. Ich habe es 2008 schon miterlebt, da waren wir vor der Europameisterschaft auch in Sardinien."

"Ich habe keine Sekunde bereut"

EM-"Routinier" Prödl freut sich bereits auf die Mission in Frankreich, zuvor hatte er auf seiner Homepage aber noch ein zufriedenes Fazit der Spielzeit 2015/16 gezogen: "Mit dem Wechsel nach England im letzten Sommer konnte ich mir einen Traum erfüllen und ich habe es keine Sekunde bereut, diese große Herausforderung angenommen zu haben."

Der Trainerwechsel in Watford, wo Quique Flores in der kommenden Saison von Walter Mazzarri abgelöst wird, stürzte den ÖFB-Legionär nicht ins Tal der Tränen. Oft erhielt er vom Coach aus Spanien ohne Begründung eine Pause. Als man im FA Cup durch einen 2:1-Sensationssieg bei Arsenal ("Neben meinen zwei Toren war das sicher das ganz große Highlight") das Semifinale erreichte, ging zunächst der Traum von Wembley in Erfüllung.

Doch dort saß Prödl dann beim bitteren Halbfinal-Out gegen Crystal Palace nur auf der Ersatzbank und kam nicht zum Einsatz. Er musste tatenlos zusehen, wie die "Hornets" das Endspiel gegen Manchester United verpassten. Somit auch eine weitere Gelegenheit sich mit den Besten zu messen: "Da wird jeder Fehler sofort bestraft und in den Duellen mit Stürmern wie Costa, Vardy, Giroud, Kane oder Agüero geht es schon ordentlich zur Sache."

Auch in Frankreich warten auf den 28-Jährigen und das ÖFB-Team nun Topstars wie etwa ein gewisser Cristiano Ronaldo. Kein Wunder, "dass die Vorfreude immer stärker wird. Das Kribbeln hat begonnen." Da ist es für Prödl "sehr beruhigend, dass wir ein eingespieltes und verschworenes Team sind und uns die Trainer sicher optimal auf das Turnier vorbereiten werden."

Mehr dazu:
>> Alessandro spricht eben für Qualität
>> ÖFB-Mittelfeldabräumer im Hochgefühl
>> Auftakt zum EM-Countdown im Alpenregen
>> ÖFB-Camp startet bei Traumbedingungen
>> Janko vorzeitig im ÖFB-Camp eingerückt

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Graubünden

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten