19.08.2016 10:10 Uhr

Rapid rockt wieder die Europa League

Die Torschützen beim Jubel: Louis Schaub auf dem Rücken von Stefan Schwab
Die Torschützen beim Jubel: Louis Schaub auf dem Rücken von Stefan Schwab

Rapid rockt auch in der Saison 2016/17 wieder die Europa League. Ein 4:0-Auswärtssieg im Playoff-Hinspiel beim slowakischen Doublesieger FK AS Trenčín entschied die Aufstiegsfrage für die Grün-Weißen vorzeitig. Das Rückspiel am Donnerstag (ab 21:05 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Wien-Hütteldorf wird nur noch zum internationalen Schaulaufen.

Viele Mannschaften können nicht behaupten, dass sie auch auswärts abseits der Landesgrenzen ein Heimspiel haben. Rapid ist anders. Von den 4.065 Zuschauern in Žilina, wohin der slowakische Meister ausweichen musste, waren mehr als die Hälfte im Lager der Grün-Weißen. Mit einer Lautstärke, die den nationalen Tonmeister bei der TV-Übertragung aus dem Stadion trotz seiner Kopfhörer immer wieder zur Verzweiflung brachte. Er musste "regulierend" eingreifen, Kopfschütteln über die Stimmgewalt der Gäste aus Österreich.

Tonregisseur in der ruhigen Slowakei eigentlich ein Traumberuf. Wenn aber der Partyschreck aus Wien-Hütteldorf kommt, dann ist Schluss mit lustig.

UEFA-"Risikospiel" führt sich selbst ad absurdum

Die von der UEFA wegen der geringen Distanz zwischen den beiden Kontrahenten als "Risikospiel" eingestufte Partie führte die unglaublichen Sicherheitsvorkehrungen angesichts der friedlichen Stimmung vor und nach der Begegnung völlig ad absurdum. Hunderte Polizisten aus der ganzen Slowakei versahen in Žilina ihren Dienst. Sie standen beim kurzen Weg vom Stadion bis in die Altstadt im Spalier. Wasserwerfer, berittene Einheiten, Schutzschilder, Schlagstöcke: Man war auf das Schlimmste vorbereitet.

Die Ausrüstung hätte eher der FK AS Trenčín auf dem Spielfeld gebraucht. Die viel zu offensiv eingestellten Hausherren wurden von Rapid gnadenlos auseinander genommen. Am Ende konnten sie sich bei Torhüter Adrián Chovan, der Stange und der fahrlässigen Rapid-Ausbeute bei den zahlreichen Chancen vor der Pause bedanken, dass es nur eine 0:4-Abreibung wurde.

Doch die Slowaken befinden sich damit aktuell in bester Gesellschaft: 5:0 gegen Ried, 3:0 gegen Torpedo-BalAZ Zhodino, 4:1 im Derby gegen die Austria, 4:0 gegen Admira Wacker und nun 4:0 gegen Trenčín. Die Rapid-Gegner rütteln in dieser Saison kräftig am grün-weißen Watschenbaum.

Mit dem Bus kürzer unterwegs als Bolt bei Olympia-Gold 

Es war die kürzeste Rapid-Busfahrt von einem Mannschaftshotel (direkt neben dem Stadion gelegen) zum Spielort aller Zeiten. Eine Strecke, die kleiner war als bei den Olympia-Triumphen von Sprintkönig Usain Bolt in Rio de Janeiro.

Die Spieler zeigten sich amüsiert darüber und hatten auch während der Partie ihren Spaß. Besonders zwei Spieler ragten heraus, schließlich haben sie die letzten acht Rapid-Treffer ganz allein erzielt: Louis Schaub und Stefan Schwab. Drei Tore von "Mister Europacup" Schaub (ein Name den sich schon sein Vater und Ex-UEFA-Cup-Sieger Fred Schaub verdient hatte) und ein Schwab-Treffer machten den Triumph perfekt.

Beim 4:0-Heimsieg gegen Admira Wacker hatten sie sich die vier Torjubel noch gerecht aufgeteilt. Diesmal ragte Schaub mit drei Treffern in der 32., 54. und 83. Minute heraus. Der 21-Jährige hält nun bei imposanten 15 Treffern in 23 Europacup-Spielen. In der Qualifikation zur Europa League ist seine Ausbeute nahezu unglaublich: Elf Tore in neun Spielen! Kapitän Schwab hatte zwischenzeitlich das 3:0 in der 73. Minute erzielt.

In der Mixed Zone regiert die Bescheidenheit

Sie hatten dort aufgezeigt, wo es zählt: Am Platz. Nach dem Spiel in der Mixed Zone reagierte hingegen bei den Torschützen die Bescheidenheit. Schaub gestand angesichts seiner deutlich kräftigeren Muskulatur diesmal in der Vorbereitung auf die Saison etwas geändert zu haben. "Es läuft ganz gut. Bei mir aber auch bei der ganzen Mannschaft", blieb er weit zurückhaltender als zuvor auf dem Rasen.

Bei Schwab war die Bodenhaftung ebenso ausgeprägt. "Wir haben hier ganz ordentlich gespielt. Zusammen haben wir unseren Job erledigt. Es ist nicht so wichtig, wer dann die Tore schießt."

Trenčín-Chefcoach Martin Ševela musste anschließend eine Etage weiter oben bei der Pressekonferenz schwer schlucken und gestand, dass Rapid "eine Klasser besser" als zuletzt Legia war. Gegen den polnischen Meister war seine Mannschaft in der Qualifikation der Champions League mit dem Gesamtscore von 0:1 nur ganz knapp gescheitert.

Rapid-Trainer Mike Büskens äußerte auf weltfussball-Nachfrage seine Zufriedenheit: "Ein 4:0-Sieg auswärts im Playoff ist schon etwas Besonderes. Auch für mich hat die Europa League eine hohe Bedeutung. Wir wussten, dass wir ein sehr unangenehmer Gegner sein können, wenn wir unsere Leistung bringen."

Der mit Schalke einst als Spieler äußerst erfolgreiche "Eurofighter" blickte aber sofort wieder in die Zukunft: "Das Wichtigste ist: Du musst gierig bleiben." Klingt nach einer gefährlichen Drohung für die kommenden Gegner.

Mehr dazu:
>> 4:0! Rapid mit einem Bein in Europa League
>> Die Playoff-Ergebnisse der Europa League

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Žilina

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