16.09.2016 13:30 Uhr

Krimi-Komödie mit happy end für Rapid

Rapid durfte sich zum Auftakt der Europa League über einen 3:2-Heimsieg gegen KRC Genk freuen
Rapid durfte sich zum Auftakt der Europa League über einen 3:2-Heimsieg gegen KRC Genk freuen

"Mit dem Drehbuch zu diesem Spiel kann man einen Oscar gewinnen", Rapid-Trainer Mike Büskens war am Donnerstagabend nach dem 3:2-Auftaktsieg seiner Mannschaft zum Auftakt der Gruppenphase der Europa League über KRC Genk erleichtert. Ein Krimi in Wien-Hütteldorf mit dem besseren Ende für die Grün-Weißen. Aber auch mit Comedy-Elementen, schließlich ist der dritte Treffer am besten Weg zum YouTube-Hit.

"Wir haben in der Pause wichtige Dinge besprochen und sind mit schönen Toren belohnt worden. Beim dritten Treffer hatten wir auch das notwendige Quäntchen Glück. Leider haben wir es dann wieder spannend gemacht. Zu so einem Drehbuch gehören eben spannende Momente. Wir hatten dann das Happy End. Ich kann jedenfalls sagen, dass ich den Film gerne gesehen habe", meinte Büskens.

Eine noch beeindruckendere Rhetorik muss der Deutsche in der Halbzeitpause hingelegt haben, denn sein Team zündete kurz nach der Pause ein wahres Feuerwerk. Der 0:1-Rückstand durch ein sehenswertes Tor von Leon Bailey (29.) wurde danach mit drei Treffern innerhalb kurzer Zeit gedreht. Was waren also die magischen Büskens-Worte an seine Mannschaft genau?

"Wir haben den Jungs ein paar Bilder gezeigt, was die Positionierung betrifft. In einigen 50:50-Duellen haben wir uns nicht optimal positionieren können. Vielleicht waren wir auch ein bisschen nervös. Wir haben in der Pause die Möglichkeit, dass wir das Taktische übergewichten, oder wir können die Moral übergewichten. Wir haben gesagt, dass wir noch 45 Minuten haben und wir das Spiel drehen können", erklärte der Rapid-Trainer.

Ein Sieg zum richtigen Zeitpunkt

"Wir haben gewusst: Wenn wir ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden wollen, dann müssen wir gewinnen", sprach der erleichterte grün-weiße Kapitän Stefan Schwab, der die erfolgreiche Aufholjagd mit dem Ausgleich in der 51. Minute eingeleitet hatte.

Nach der Unentschieden-Serie zuletzt in der Bundesliga gab es endlich wieder einen Sieg. Genau zum richtigen Zeitpunkt. "Für uns war es wichtig, dass wir wieder einmal Tore schießen. In den letzten vier Spielen haben wir nur zwei erzielt, natürlich zweifelt man dann", so Schwab.

Ein Energieanfall von Rapid-Torjäger Joelinton brachte Rapid dann in der 59. Minute die 2:1-Führung und wenig später folgte die Szene des Abends. Auch in den Stadion-Katakomben wurden so wie von den 21.800 Zuschauern der dritte Rapid-Treffer, der fast schon eine Slapstick-Einlage war, heiß diskutiert: Omar Colley spielte zurück zu Marco Bizot und der Torhüter säbelte über den aufspringenden Ball.

Ein kaputter Rasenziegel in der neuen Rapid-Heimstätte in Wien-Hütteldorf kann sich also einen Assist anrechnen lassen. Echter Heimvorteil im Weststadion.

"Der Keeper selbst ist da machtlos, es schaut natürlich blöd aus. So ein Tor bekommt man vielleicht ein- oder zweimal im Leben. Für uns ist es gut, dass es eben heute so war", meinte Rapid-Torhüter Richard Strebinger ein bisschen mitleidig über den Patzer seines Kollegen.

Der Eigentor-Spezialist aus Genk schlägt wieder zu

"Die Fans haben den Tormann 90 Minuten bearbeitet. Ich glaube er war nervös, er hat ja auch die Bälle oft ins Out geschossen", wusste Schwab. Für den bemitleidenswerten Marco Bizot war es aber längst nicht der erste folgenschwere Patzer, der für Schlagzeilen sorgte.

In der vergangenen Saison hatte der 25-Jährige Niederländer bei der 0:1-Niederlage von Genk bei Anderlecht für eine Eigentor-Panne gesorgt, die nicht nur in Belgien schadenfrohe Kommentare nach sich gezogen hatte.

Doch bei Rapid konzentrierte man sich natürlich auf die eigenen Stärken und nicht auf die Schwächen des Gegners. Wenn die lautstarken Anhänger der zwölfte Mann sind, dann ist der Platzwart der dreizehnte?

"Eigentlich ist der Rasen gut. Es ist im Stadion auch nicht rutschig. Aber wenn man harte Duelle hat oder wenn man mit dem Standbein stark reinsteigt, dann lösen sich immer wieder Flecken. In der ersten Halbzeit war die Flanke von Pavelic auch nicht so beabsichtigt, das erste Tor ist also vielleicht auch so entstanden", meinte Schwab.

Als Richard Strebinger in Blackburn den Ball verfehlte

Rapid-Keeper Strebinger selbst war vor den Unebenheiten im Torraum gewarnt: "Ich habe eigentlich versucht, die Löcher zu stopfen. Ich habe aber noch während dem Spiel zu Schösswendter und Dibon gesagt, dass sie mir die Rückpässe bitte neben das Tor spielen sollen."

Ihm selbst ist so ein Patzer auch schon einmal passiert. "In einem Probetraining bei den Blackburn Rovers. Im Endeffekt wollten sie mich trotzdem haben, aber ich habe mich anders entschieden. Das ist natürlich lässig, wenn du als 15-jähriger Bursch in einem Testspiel schon in der zweiten Minute so einen bekommst", grinste der Schlussmann, der seine Arbeit an diesem Abend außerordentlich gut erledigte: "Dafür bin ich ja da."

Den Gästen aus Belgien gelang in der 90. Minute aus einem Elfmeter durch den zweiten Treffer von Bailey, der in Wien-Hütteldorf einst als 14-Jähriger ein in den Augen von Rapid erfolgloses Probetraining absolviert hatte, nur noch der Anschlusstreffer zum 3:2. Eine viel zu ungestüme Strafraum-Attacke von Mario Pavelić machte es in der Nachspielzeit noch einmal spannend, aber am Ende brachten die Hütteldorfer den Sieg über die Distanz.

Sassuolo lässt Athletic Bilbao bei 3:0-Heimsieg keine Chance

Damit liegt man nach dem ersten Spieltag in der Gruppe F auf Platz zwei. An die Tabellenspitze setzte sich Sassuolo durch einen klaren 3:0-Heimerfolg gegen Athletic Bilbao. Die Italiener machten dabei so wie Rapid erst nach der Pause alles klar.

Der spanische Sassuolo-Legionär Pol Lirola traf gegen seine Landsleute mit einem sehenswerten Solo nach einer Stunde zur Führung der Hausherren. Die Gäste aus dem Baskenland, die zuvor einige Chancen ausgelassen hatten, waren danach geschockt. Der Franzose Gregoire Defrel in der 75. Minute und Matteo Politano in der 82. Minute machten den in dieser Form überraschend deutlichen Sieg des internationalen Debütanten perfekt.

Sassuolo hatte zuvor den FC Luzern (in der Qualifikation noch mit ÖFB-Legionär Jakob Jantscher chancenlos) und Ex-Europacupsieger Crvena Zvezda sicher ausgeschaltet. Nach den roten Sternen aus Belgrad verglühte nun auch ein Gegner aus Spanien im Mapei Stadium-Città del Tricolore von Reggio nell'Emilia. Bevor Rapid aber zweimal in Folge gegen die Italiener antritt, geht es am 29. September zur nächsten Partie der Europa League nach Bilbao.

Mehr dazu:
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Johannes Sturm/Christian Tragschitz

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