13.12.2013 15:16 Uhr

ÖFB-Bilanz im Schatten des Stadiondebakels

Wann ist die nächste
Wann ist die nächste "Botoxspritze" fällig?

Der ÖFB hat am Freitag bei einer Pressekonferenz den "Jahresrückblick 2013" abgehalten. Die Veranstaltung stand auch im Zeichen des Stadiondebakels und der geplatzten Bewerbung für die EM 2020. Sowohl Verbandspräsident Leo Windtner, als auch Generaldirektor Alfred Ludwig fanden dabei auf Nachfrage von Weltfussball klare Worte.

Hilton Danube am Wiener Handelskai. Nur ein paar Steinwürfe vom Ernst Happel-Stadion entfernt präsentierte der größte Sportverband Österreichs seine Zahlen und Fakten des Jahres. Zunächst trübte lediglich die verpasste WM-Qualifikation das Eröffnungs-Statement von ÖFB-Chef Windtner.

Auch "General" Ludwig und Sportdirektor Willi Ruttensteiner zogen ein zufriedenes Resümee. Wirtschaftlich und sportlich versprach der österreichische Fußball-Bund einen rot-weiß-roten Himmel voller Geigen.
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Botoxspritzen für die "alte Dame"

Als die Fragerunde begann, verschwand aber immer mehr die allgemeine Zufriedenheit in den Gesichtern der ÖFB-Granden auf dem Podium. Verbandsboss Windtner hatte Mitte Juni bei seiner Wiederwahl als eine der "wesentlichsten Herauforderungen und Aufgaben der bevorstehenden Periode eine mögliche Bewerbung für die EM 2020" ausgegeben.

Nicht einmal drei Monate später bestätigte "Gigi" Ludwig jedoch, dass es eine solche Bewerbung nicht geben wird und nannte u.a. "die zeitliche Nähe zur Heim-EM 2008" als einen der Gründe. (Anmerkung: Der gemeinsame EM-Veranstalter Schweiz schickt dennoch Basel als Kandidat für die Europameisterschaft 2020 ins Rennen).

Weltfussball fragte nach: Was ist da beim ÖFB schief gelaufen? Leo Windtner zögerte einige Sekundenbruchteile mit der Antwort, erklärte aber dann: "Nichts ist schief gelaufen." In seinen weiteren Sätzen holte er dann aber zu Klartext bei der Beschreibung des Notstands für die "alte Dame" Happel-Stadion (Bezeichnung eines UEFA-Funktionärs) auf. Alfred Ludwig ging es sogar mit noch mehr Emotionen an: "Es hat keinen Sinn noch einmal Botoxspritzen locker zu machen."

Entspricht nicht mehr den internationalen Anforderungen

"Wir haben die Entscheidungsträger nicht davon überzeugen können, dass ein Stadion-Neubau notwendig ist, um bei der EM 2020 dabei zu sein", so Windtner. "Wir hätten mit dem momentanen Zustand des Stadions in Wien keine Chance auf einen Zuschlag als 'host city' gehabt. Dies wurde uns klar signalisiert."

"Das Ernst Happel-Stadion entspricht nicht mehr den internationalen Anforderungen", ging der ÖFB-Präsident verbal in die Offensive. "Ich kann nur hoffen, dass jetzt beim Rapid-Projekt mit dem Hanappi-Stadion nicht wieder ein halbes Provisorium erfolgt. In Linz wurde unglaublich viel Geld in die Sanierung eines alten Stadions gesteckt. Im Vergleich zu den Kosten für einen Neubau eine nicht nachvollziehbare Entscheidung."

"Es macht keinen Sinn mehr"

Generaldirektor Ludwig hörte seinem Präsidenten zunächst zu und redete sich dann ebenfalls den Frust von der Seele: "Die EM 2020 wird sich mit dem Happel-Stadion nicht mehr ausgehen, so ehrlich mussten wir sein. Wir haben in Österreich mit Salzburg und Klagenfurt jetzt tolle Stadien für 30.000 Zuschauer. In Wien ist alles top, Verkehrsanbindung, Flughafen, alle geforderten UEFA-Kriterien stimmen. Aber unser Stadion für knapp 50.000 Plätze reicht angesichts der internationalen Konkurrenz nicht mehr."

"Wir haben als ÖFB leider nicht die Mittel wie andere Verbände, die sich einfach ein neues Nationalstadion bauen", verwies Ludwig auf das Beispiel Schweden. Zukunftsaussichten fehlen der 1931 in ursprünglicher Form mit zwei Rängen und ohne Dach eröffneten Arena völlig. Auch Bewerbungen für ein Europacup-Endspiel sind mit dem Happel-Stadion ohne jede Chance auf Erfolg.

Wird die neue Rapid-Heimstätte zum ÖFB-Quartier?

Offensichtlich setzt der ÖFB aber gewisse Hoffnungen in das neue Stadionprojekt des SK Rapid. "Wir müssen uns mit der Realität abfinden und andere Modelle ins Auge nehmen. Das Thema ist nicht von der Agenda gestrichen", ist sich Leo Windtner der Problematik bewusst.

"Die Situation beim Hanappi-Stadion ist sehr komplex. Aber kann man nicht für Wien ein neues Stadion mit 30.000 Plätzen schaffen?", stellte der ÖFB-Boss eine Frage in die Runde und kündigte Gespräche mit dem neuen Rapid-Präsidenten Michael Krammer an. Der Hintergedanke ist klar, eine neue Arena des Rekordmeisters wäre auch für das Nationalteam als zukünftige Spielstätte interessant.

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Christian Tragschitz

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