12.10.2018 13:00 Uhr

Pompey feiert seine Wiederauferstehung

Antiquar John Westwood darf sich in Portsmouth wieder schönen Profikicks erfreuen (copyright: Imago)
Antiquar John Westwood darf sich in Portsmouth wieder schönen Profikicks erfreuen (copyright: Imago)

Spielmacher Jamal Lowe hat seinen Job als Lehrer an den Nagel gehängt. Die mit 150.000 Euro Ablöse teuerste Neuerwerbung Ronan Curtis steht erstmals im irischen Teamkader. Und Direktor Eric Eisner prophezeit: "Das Spiel geht hier erst so richtig los."

"Wir haben im Nachwuchs teilweise am Parkplatz trainiert", verriet Abwehrspieler Jack Whatmough dieser Tage die einstigen Zustände beim Portsmouth FC dem "Guardian". Der 22-Jährige kam als 12-Jähriger vom Lokalrivalen Southampton FC und blieb "Pompey" trotz aller Turbulenzen stets treu.

Im Nachwuchs herrschte ständiges Improvisieren. "Unsere Coaches haben oft wild herumtelefoniert, um überhaupt genügend Leute für das Training aufzutreiben. Es war eine wirklich harte Zeit", erinnert Whatmough.

Jetzt ist Stammspieler Whatmough eine Ikone beim englischen Traditionsklub, der 2012 wegen finanzieller Ungereimtheiten zehn Punkte abgezogen bekam und von der Championship in die League One abstieg.

Johnny Ertl machte dem Disney-Boss Platz

Gerettet wurde der 1898 gegründete Verein (2008 noch FA-Cupsieger) vom "Portsmouth Supporters Trust", der ihn vor fünf Jahren als strauchelnden Viertligisten vor der Zwangsverwaltung bewahrte. Acht Millionen Euro an Spenden waren vonnöten! Whatmough schaffte in dieser Zeit den Sprung in die Kampfmannschaft.

Ein ÖFB-Legionär hat "Pompey" auch nicht im Stich gelassen: Johnny Ertl. Der Ex-Austrianer wurde in der League One von den Fans zum "Spieler der Saison" 2012/2013 gewählt und dank seines bedingungslosen Einsatzes oft mit "There is only one Johnny Ertl!"-Gesängen gefeiert. Er war eine Zeit lang Sprecher und im Vorstand des Supporters Trust.

Mittlerweile hat US-Milliardär Michael Eisner (Disney-Chef) den Klubs gekauft und Portsmouth liegt nach zwölf Spieltagen mit 27 Punkten an der Spitze der League One. Zu den Heimspielen pilgern durchschnittlich über 18.400 Zuschauer in den altehrwürdigen Fratton Park.

Martin O'Neill rief an

Eisner präsentiert sich sehr zur Freude der leidgeprüften Fans alles andere als einkaufswütig. Ronan Curtis war mit knapp 150.000 Euro Ablöse für Derry City die bislang teuerste Neuerwerbung. Dort spielte er vor rund 2.000 Zuschauern. "Hier bekomme ich ständig etwas zu essen und muss meine Fußballschuhe nicht selber putzen", scherzt Curtis.

Dank seiner sechs Treffer bekam Curtis auch einen Anruf von Teamchef Martin O'Neill und steht vor dem Nations-League-Duell gegen Dänemark erstmals im Aufgebot Irlands.

Whatmough wird es als Drittliga-Kicker nicht ins englische Team schaffen. Für die U19 durfte er einmal gegen die deutsche Auswahl antreten: "Leroy Sané war damals noch schneller als jetzt. Ich habe mich fast ein bisschen gefürchtet."

20 Schüler oder 18.000 Fans - egal!

Gut bezahlt werden die Drittliga-Spieler freilich schon. Spielmacher Jamal Lowe hat seinen Job als Lehrer vorerst an den Nagel gehängt. "Wenn du vor 20 Schülern stehst, die dir nicht zuhören wollen, ist das auch in etwa dasselbe, wie wenn du vor 18.000 spielst, die unbedingt eine gute Leistung von dir sehen wollen" verglich er im "Telegraph" seine beiden Jobs.

Die Geschäfte Pompeys führt Michael Eisners Sohn Eric. Er prophezeit: "Wir haben uns in diesem Jahr in den Klub und seine Fans richtig verliebt. Ich denke das Spiel geht hier erst so richtig los."

Mehr dazu:
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ts

 

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