07.11.2015 13:03 Uhr

ÖFB hat bei Koller-Vertrag "keinen Zeitdruck"

Ein Comeback als Klubtrainer möchte Marcel Koller nicht ausschließen
Ein Comeback als Klubtrainer möchte Marcel Koller nicht ausschließen

Es ist die für Österreich wichtigste Personalie des kommenden Jahres. Der Vertrag von ÖFB-Teamchef Marcel Koller läuft mit der EM 2016 aus. Der Verband möchte gerne verlängern, legt sich dabei aber keinen Zeitdruck auf. Deadline bleibe das Turnier in Frankreich, betonte ÖFB-Präsident Leo Windtner vor der letzten Teamzusammenkunft des Jahres.

"Wir werden vor der EURO wissen, wer nach der EURO Teamchef ist", wiederholte Windtner ein bereits davor abgegebenes Versprechen. "Das ist die Losung. Und das ist auch notwendig, um unsere Kontinuität fortzuführen." Koller könnte sich allerdings bis weit ins Frühjahr hinein auch andere Optionen offenhalten. Auch ein Comeback als Klubtrainer hat der bald 55-jährige Schweizer nie ausgeschlossen.

Einen Zeitplan für die angestrebte Verlängerung gibt es laut ÖFB-Angaben abgesehen von der EM nicht. "Es ist noch ein Dreivierteljahr hin. Wir wollen uns bewusst keinen Druck machen, auch keinen Zeitdruck", erklärte Windtner. "Wir sind in Gesprächen, die wir langsam intensivieren wollen. Zuerst gilt die Aufmerksamkeit aber einmal dem Spiel gegen die Schweiz."

Kollers Landsleute sind am Dienstag in einer Woche (17. November) in Wien zu Gast. "Wir wollen das Länderspieljahr auf jeden Fall ungeschlagen beenden", lautet Windtners Zielvorgabe. Zur Vorbereitung geht es am Montag eine Woche nach Spanien. "Bei so einem Camp steht immer auch das Teambuilding im Vordergrund. Das bringt sicher wieder einen Homogenisierungsschub", meinte der ÖFB-Präsident.

Über EM-Prämien wird noch nicht verhandelt

Das Trainingslager an der Mittelmeerküste ist der Startschuss für die EM-Vorbereitungen. Die Auslosung der Vorrundengruppen erfolgt am 12. Dezember in Paris. Diese wolle man laut Windtner auch abwarten, bevor mit den Spielern über EM-Prämien verhandelt wird. "Zuerst wollen wir wissen, was wir von der UEFA an Ausschüttungen erhalten", begründete der Oberösterreicher. "Dann wird man auch bei uns über Geld reden."

Bis Weihnachten warten intensive Wochen. In einem Ticketing-Workshop Ende November informiert die UEFA die nationalen Verbände über ihre Kartenkontingente für die Endrunde. Dazu will sich der ÖFB endgültig auf sein EM-Quartier festlegen. "Es ist schon sehr konkret, wir stehen kurz vor dem Abschluss", informierte Windtner. Ein solcher sei noch in diesem Jahr zu erwarten.

Die aktuelle Euphorie im Land will der ÖFB-Chef auch dazu nutzen, Bewusstsein für den Nachholbedarf in Sachen Infrastruktur zu schaffen. "Da hinken wir in Europa ganz klar hinterher", erinnerte der 65-Jährige. Die Hälfte der Erste-Liga-Klubs verfüge nicht über die infrastrukturellen Voraussetzungen für einen professionellen Fußballbetrieb. Windtner: "Und es geht hinauf bis in die Bundesliga und zu einem Nationalstadion."

Weiter Weg zu neuem Stadion

Das Ernst-Happel-Stadion in Wien entspricht längst nicht mehr den internationalen Standards, die ein Europacup-Endspiel oder gar ein großes Turnier verlangt. Von einem Neu- oder Umbau ist man derzeit aber noch weit entfernt. "Wir stehen am Beginn. Es geht darum, einen Prozess in Gang zu bringen, in dem man Ideen und gemeinsam mit der Politik mögliche Lösungen findet und sich dann vielleicht zusammensetzt", sagte Windtner.

Durch den Erfolg des Nationalteams ergeben sich auch für den ÖFB Mehreinnahmen aus Ticketverkauf und Merchandising. Solange die Höhe der UEFA-Prämien nicht bekannt ist, könne man aber nicht zur Verteilung schreiten, betonte Windtner. In erster Linie werde man mit etwaigen Überschüssen dafür sorgen, dass der "österreichische Weg" in der Nachwuchsausbildung "weiter auf diesem Standard beschritten wird". Er gilt als einer der Hauptgründe für den jüngsten Erfolgslauf.

Das österreichische System fußt auf einer intensiven Zusammenarbeit der Landesverbände mit ihren Landesverbands-Ausbildungszentren (LAZ), der von den Bundesliga-Clubs und zum Teil ebenfalls von den Landesverbänden getragenen Akademien und Talenteförderungsprojekten des ÖFB. "Diesen Weg haben wir im letzten Jahrzehnt unbeirrt durchgezogen", meinte Windtner. "Wir haben eine Generation von Teamspielern wie schon lange nicht. Das ist das Ergebnis konsequenter Nachwuchsarbeit."

Ganz andere Sorgen hat der große Nachbar Deutschland. Nach den Enthüllungen um die Vergabe der WM 2006 ist Verbandschef Wolfgang Niersbach schwer in Bedrängnis. "Ich kann nur bedauern, dass ein Vorzeigeverband wie der DFB in so ein diffuses Licht geraten ist", sagte Windtner. "Hier geht es um sehr viele persönliche offene Rechnungen, die beglichen werden - auf Kosten des DFB und des Fußballs."

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apa

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