Jubelnde WSG überlässt Abstiegskampf anderen

Fußball-Bundesligist WSG Tirol hat es wieder einmal geschafft: Ausgelassen feierten die Wattener nach dem 4:1-Sieg in Klagenfurt den vorzeitigen Klassenerhalt. Bier- und Elektrolytduschen für Trainer Philipp Semlic und Sportdirektor Stefan Köck waren die Folge sowie eine feucht-fröhliche Heimfahrt nach Tirol. "Da ist unser Sportdirektor der Zeremonienmeister", erklärte Semlic. Auf Klagenfurt als neues Schlusslicht sowie Altach und den GAK wartet hingegen der Abstiegskampf.
2019 war die WSG unter Coach Thomas Silberberger in die Bundesliga aufgestiegen und hatte danach fünfmal den Klassenerhalt geschafft, wenngleich 2020 nur deswegen, weil Mattersburg seinen Spielbetrieb einstellte. Im Vorjahr übernahm Semlic von Silberberger und führte dessen erfolgreichen Weg trotz finanziell bescheidener Verhältnisse - der Club wies in der Saison 2023/24 die niedrigsten Erträge und das zweithöchste negative Jahresergebnis aller Erstligisten auf - fort.
Semlic "ein paar Jahre älter geworden"
"Eigentlich haben wir ja gar nicht die Voraussetzungen für die 1. Liga, deshalb: Was die Mannschaft geleistet hat, ist sensationell. Die Hauptgründe für mich waren: Erstens haben wir eine coole Truppe und zweitens können wir im Verein in Ruhe arbeiten", erklärte Semlic. Silberberger und Köck sprach der 42-Jährige seine Hochachtung für deren Leistungen für den Verein aus. "Jetzt kann ich beurteilen, was das heißt. Ich bin ein paar Jahre älter geworden dieses Jahr."
Köck schätzte den erneuten Klassenerhalt sehr hoch ein. "Es ist eine Bestätigung meiner Aussagen, dass die Mannschaft Charakter hat. Das haben sie gezeigt im Laufe der Saison. Für den Verein ist das auch so wichtig, heute brechen alle Dämme." Auch Kapitän Valentino Müller zeigte sich im Sky-Interview "extrem stolz. Es bedeutet mir richtig, richtig viel. Die Qualigruppe ist wirklich grausam, da leidet man mit." Kein Mitleid hatten die Spieler mit Köck und Semlic, die vor laufenden Kameras nass gemacht wurden. "Schade ums Bier. Danke! Werden wir morgen nicht freigeben", quittierte Semlic die obligatorische Dusche schmunzelnd.
"Riesen-Brett" für Klagenfurt
Naturgemäß anders war die Stimmungslage bei der Klagenfurter Austria. Auch 3.000 Freikarten und dadurch mehr als 5.000 Zuschauer im Heimstadion bewirkten keine Trendwende. In den vergangenen sieben Ligaspielen wurden nur zwei magere Punkte geschafft, Neo-Coach Carsten Jancker blieb auch in seinem zweiten Spiel ohne Sieg. "Wir wissen, dieses 1:4 ist ein Riesen-Brett. Wir sitzen tief im Dreck, aber das Gute ist, wir können uns selbst herausziehen", meinte der 50-jährige Deutsche. Verlieren die Kärntner kommende Woche in Altach und schlägt der GAK den LASK, würden die Bundesligalichter am Wörthersee ausgehen.
Die Vorarlberger und Grazer haben nach einem 2:2 im direkten Duell einen Punkt mehr als Klagenfurt auf dem Konto. "Der Punkt kann Gold wert sein", betonte GAK-Trainer Ferdinand Feldhofer. Seine Truppe verließ zum fünften Mal in Serie sieglos den Platz, verlor in dieser Phase aber nur einmal. Leistungsmäßig war der Steirer diesmal aber nicht zufrieden. Der Start wurde in beiden Halbzeiten verschlafen. "Es ist menschlich, dass man ein bisschen Nerven zeigt", sagte Feldhofer.
GAK zeigte "extreme Mentalität"
Nicht beklagen konnte er sich über die "extreme Mentalität" seines Teams, das nach den Gegentoren immer schnell zurückschlug. "Wenn man zweimal so zurückkommt, ist das eine unglaubliche Teamleistung." Große Jubelstimmung kam trotzdem keine auf. "Ein Punkt ist ein Punkt, im Endeffekt kann genau der entscheiden, trotzdem tut es weh, nur einen gemacht zu haben. Ich weiß nicht wirklich, was ich damit anfangen soll", sagte Stürmer Daniel Maderner.
Noch bitterer war der Abend sicher für die Altacher, gaben sie doch über weite Strecken den Ton an, konnten aus einem klaren Chancenplus aber nicht mehr Kapital schlagen. SCRA-Trainer Fabio Ingolitsch konnte seinem Team nur die fehlende Konsequenz vorwerfen. "Zwei Tore sind grundsätzlich nicht schlecht, aber in der Partie viel zu wenig", erläuterte der 33-Jährige. Hinten sei man bei zwei Flanken "zu passiv" gewesen. Viel mehr Chancen hatten die Hausherren nicht zugelassen. "Es tut mir leid für die Mannschaft, dass wir uns nicht eine noch bessere Ausgangslage sichern konnten", sagte Ingolitsch.
Einen "Matchball" im Kampf um den Klassenerhalt hat sich Altach erarbeitet. "Nächste Woche haben wir wirklich ein Finale, aber ein positives Finale, weil wir Klagenfurt überholt haben und sie zu uns reisen. Wir wollen nächste Woche über die Ziellinie gehen und gemeinsam mit unseren Fans den Klassenerhalt feiern." Mehr als 8.000 Fans hatten auch dank freiem Eintritt für eine tolle Atmosphäre gesorgt. Der Anhang soll auch kommende Woche ein entscheidender Pluspunkt sein. "Es geht darum 90 Minuten alles am Platz zu lassen und irgendwie zu gewinnen", gab Torschütze Mike Bähre die Marschroute vor.