18.11.2013 14:31 Uhr

Rapid wählt - FAQ zum grün-weißen Wandel

Die Ära Edlinger ist beendet, die Ära Krammer beginnt
Die Ära Edlinger ist beendet, die Ära Krammer beginnt

Michael Krammer wird am Montagabend zum neuen Rapid-Präsidenten gewählt. weltfussball.at hat sich vorab mit den brennendsten Fragen zum grün-weißen Wandel beschäftigt.

Warum wird Rapid wieder eine AG? Wer sitzt im Präsidium? Droht jetzt der Ausverkauf des Klubs? Bleibt Werner Kuhn? Was passiert in der Stadionfrage? Hier sind die Antworten:

Wer ist der neue Rapid-Präsident?

Michael Krammer, Jahrgang 1960, machte sich vor allem als Manager in der Telekommunikationsbranche einen Namen. Sowohl bei max.mobil (dem Vorgänger von T-Mobile), dem deutschen Anbieter E-Plus als auch bei Orange war er als Geschäftsführer tätig. Davor erwarb er als Bundesheer-Offizier und Militärakademie-Absolvent wertvolle Kenntnisse in strategischem Denken und baute seine Leadership-Fähigkeiten aus. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern bei Rapid gilt Krammer als ÖVP-nahe.

Wer sitzt in seinem Präsidium?

Nikolaus Rosenauer, Gerhard Höckner, Josef Kamper und Erich Haider sind bei Rapid keine Unbekannten und saßen bereits im Präsidium oder Kuratorium. Neu dabei ist Martin Bruckner, der bei der Allianz Investmentbank AG im Vorstand sitzt. Ein Einstieg des Namensgebers vom Stadion des FC Bayern München ist somit nicht unrealistisch.

Auch der Medienprofi Bernd Fisa ist mit von der Partie. Als ehemaliger Pressesprecher von Michael Schumacher und Berater des FIFA-Präsidenten Sepp Blatter soll er mithelfen, den Namen Rapid international besser zu vermarkten.

Das letzte Präsidiumsmitglied ist der 30-jährige Gemeinderat Christoph Peschek, der früher Ultras-Mitglied war. "Im Präsidium hat er die Funktion 'aktive Fanszene' zugeordnet bekommen. Jetzt haben die Ultras Verantwortung bekommen und müssen aufpassen, dass sie keine Blödheiten machen", meinte Christian Weiss von der treibenden Mitglieder-Plattform "Rapid bin ich" gegenüber weltfussball.at.

Was ändert sich kurzfristig unter Krammer?

Rapid hat schon durch die Reformkomission, der Krammer angehörte, neue Satzungen bekommen. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung wurde beschlossen, dass der Klub künftig von einem Verein in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt wird. Im Konkreten heißt es, dass Rapid wieder eine Aktiengesellschaft wird.

Warum ausgerechnet eine AG? Damit machte man in Wien-Hütteldorf doch schon schlechte Erfahrungen.

Das Thema ist bei Rapid aufgrund der Vergangenheit ein leidiges, aber womöglich unumgängliches. Die EU sieht nämlich die Gemeinnützigkeit der Rechtsform eines Vereins bei einem Profi-Klub nicht gegeben. Auch das Finanzministerium pocht auf eine Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft. Der Vorteil dabei ist, dass man bei einem Stadion Neu- bzw. Umbau vorsteuerabzugsberechtigt ist. Allerdings verliert man die steuerlichen Vorteile eines Vereins, beispielsweise beim Ticket-Verkauf.

Verkauft sich Rapid dadurch nicht?

Nicht zwingend. Es ist sichergestellt, dass mehr als 50 Prozent des Klubs immer in Besitz von Rapid bleiben. Denkbar ist allerdings, dass ein Partner als Investor Anteile kauft.

Was ändert sich bei der Geschäftsführung? Bleibt Generalmanager Werner Kuhn?

Durch die Umwandlung in eine AG wird der Posten des Generalmanagers gestrichen. In Zukunft wird es einen Vorstandsvorsitzenden, sowie jeweils einen Vorstand für den Sport, Marketing und für die Finanzen geben. Diese sollen bis März oder April feststehen und werden per Ausschreibung gesucht.

Werner Kuhn kann sich also bewerben, es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass er für eine dieser Positionen in Frage kommt. Es soll ihm aber ein ehrenvoller Abschied ermöglicht werden.

Dringenden Handlungsbedarf gibt es bei der Position des Sport-Vorstands. Der scheidende Helmut Schulte wurde damit beauftragt, seinen Quasi-Nachfolger zu suchen. Präferiert wird anscheinend eine internationale Lösung, vornehmlich aus Deutschland.

Was passiert mit dem Stadion?

Das ist die wahrscheinlich wichtigste und zukunftsweisendste Frage. Als fix gilt der Standort Hütteldorf. Ein um 90 Grad gedrehter Neubau wird angestrebt, offen ist aber noch die Finanzierung.

Je nach Ausstattungsvariante sollen Rapid im Moment 15 bis 25 Millionen zur Verwirklichung fehlen – exklusive dem Verkauf der Namensrechte. Interessenten gibt es. Ein Bauherrenmodell soll fertig am Tisch liegen, dabei wäre Rapid allerdings nur Mieter im eigenen Stadion.

Wird Rapid jetzt tatsächlich demokratischer und transparenter?

Ja. Künftig gibt es jedes Jahr eine Hauptversammlung, bei der die Geschäftsberichte offengelegt werden. Der Vorstand ist dem Präsidium gegenüber weisungsgebunden, das Präsidium hingegen muss sich hingegen vor den Mitgliedern verantworten. Die Zahl der Mitglieder sollen überhaupt in den nächsten beiden Jahren um 10.000 Personen erhöht werden.

Wieviel Anteil an dem Wandel haben die Fans?

Doch einen großen. Die Änderungen passierten erst nach erhöhtem Druck der Mitglieder und Fans.

"Wir haben die Öffnung des Vereins bewegt. Wir sind stolz darauf, wir sind zufrieden. Wir haben den Kandidaten Kirisits verhindert. Ohne uns wäre das Wahlkomitee in der alten Besetzung geblieben und Kirisits wäre durchgewunken worden. Der Weg wäre dann frei geworden für ein Stadion im zweiten Bezirk und so weiter. Per se kann man nicht sagen, ob sie es gegen die Wand gefahren hätten. Es ist nur eine Vermutung", meinte Weiss.

>> Rapid wählt einen neuen Präsidenten

Johannes Sturm

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