24.03.2015 14:58 Uhr

ÖFB-Team vor der Reifeprüfung

Julian Baumgartlinger ist mit Österreich in der EM-Qualifikation auf Kurs
Julian Baumgartlinger ist mit Österreich in der EM-Qualifikation auf Kurs

Österreich steht in der EM-Qualifikation im Jahr 2015 vor der Reifeprüfung und der Mittelfeldmotor des Nationalteams ist dabei besonders gefordert: Julian Baumgartlinger ist heiß auf die nächsten Spiele. Mit der Partie am Freitag (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Vaduz gegen Liechtenstein erfolgt der Auftakt für die entscheidende Phase. "Der Flow des Erfolgs und der Rhythmus" aus dem tollen Herbst sollen dabei weitergehen.

Julian ist es aktuell die beste österreichische Nationalmannschaft in der du je gespielt hast, wollte weltfussball am Dienstag beim Pressetermin im Ernst Happel-Stadion vom 27-Jährigen wissen? "Auf jeden Fall die erfolgreichste!", antwortete der Deutschland-Legionär so zielsicher, wie man es von ihm auf dem Platz gewohnt ist. "Wir haben eine Entwicklung genommen, aber das gilt auch für mich. Ich war 21, als ich ins Team gekommen bin und es ist nur logisch, dass man da mit den Jahren reifer und erfahrener wird. Das spielt eine große Rolle", so Baumgartlinger.

Man merkt es deutlich, der defensive Mittelfeldabräumer des 1. FSV Mainz 05 hat an Selbstsicherheit, Ausstrahlung und Persönlichkeit gewonnen. In seinen Reaktionen gibt es keine Nervosität oder Hektik. Da sitzt ein Fußballer, aber vor allem ein Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist.

Mainz, Hannover, West Ham - wohin geht die Reise?

Auch der angehende Transferpoker kann ihn nicht aus der Ruhe bringen. Im Sommer endet sein Vertrag in Mainz, wo er seit 2011 engagiert ist. Und dann? Verlängerung in Mainz? Wechsel nach Hannover? Oder in die englische Premier League, wo West Ham als Kandidat gehandelt wird? Julian Baumgartlinger hat für die Zukunft einige Möglichkeiten.

"Durch meine Verletzung im vergangenen Jahr, als ich acht Wochen ausgefallen bin, hat sich alles etwas verzögert. Aber ich habe keinen Stress mit meiner Entscheidung. Es laufen einige Gespräche und momentan sieht es sehr positiv aus", ist der ÖFB-Teamspieler zuversichtlich.

Durch seine starken Leistungen in Mainz hat sich Baumgartlinger in der deutschen Bundesliga einen glänzenden Namen gemacht. Eine Marke, die etwas zählt. Ein Stellenwert, der schwer wiegt. "Mein Fokus liegt eher auf Deutschland. Die Liga ist mit die ausgeglichenste und stärkste in Europa", stellt "Jules" klar.

Andererseits ist Baumgartlinger ein Typ, der nicht nur ein Stadion als Mittelpunkt seines Daseins kennt. "Es gibt nicht nur Fußball. Man muss in seiner Lebenssituation auch andere Dinge berücksichtigen. Veränderung bedeutet auch Weiterentwicklung." Eine neue Sprache, eine neue Liga, ein neues Land - da hält sich jemand alle Möglichkeiten offen.

Mit 27 geht es um den wichtigsten Vertrag der Karriere

Der Salzburger hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Über den Nachwuchs von 1860 München gelang ihm der Sprung in die Kampfmannschaft der "Löwen", danach ging es zurück nach Österreich. Bei der Wiener Austria holte er sich in zwei Jahren wertvolle Spielpraxis und reifte zu einem Klassemann. Erst dann kam er mit der nötigen Erfahrung zurück nach Deutschland und schaffte in Mainz den Sprung zum anerkannten Defensiv-Abräumer.

Nun geht es mit 27 Jahren um den wichtigsten Vertrag seiner Karriere. "Natürlich ist es eine prägende Zeit für mich und der nächste Vertrag spielt eine große Rolle", so die Laufmaschine, die in Mainz mit Martin Schmidt zuletzt einen neuen Trainer erhielt. "Er kennt den Verein sehr gut. Man merkt deutlich die Einflüsse von Thomas Tuchel", schwärmt Baumgartlinger, der sich auch "verfolgt" fühlt.

"Stimmt, überall die Schweizer Trainer, darüber habe ich auch schon mit Marcel Koller gescherzt", sprach er mit dem ÖFB-Teamchef lachend über dessen Landsmann. "Ein paar Übungsformen haben sie etwa gemeinsam, daran dürfte in der Schweiz bei der Trainertagung offensichtlich gearbeitet worden sein."

Nationalteam "eine Klasse für sich"

Doch momentan gilt der ganze Fokus wieder der Nationalmannschaft. Worauf wird es in Liechtenstein ankommen Julian? "Ich denke es wird vergleichbar mit der Partie in Moldawien. Es wäre fast verschenkt, wenn ich eine defensivere Rolle zwischen den beiden Innenverteidigern hätte. Wir wollen zwischen die Linien des Gegners kommen und nicht nur außen rum spielen. Da ist viel Bewegung gefordert", erwartet Baumgartlinger gegen einen sehr defensiven Gegner eine große Herausforderung.

Da ist er auch als Distanzschütze gefordert. Wie im Vorjahr in Tschechien, als er mit einem sehenswerten Weitschuss sein erstes Länderspieltor erzielte. "Natürlich will ich mich auch mit dem Abschluss beschäftigen. Wir wollen schließlich viel Druck erzeugen", hofft er auf eine Fortsetzung.

"Wir haben jetzt eine Reife, Qualität und Breite im Kader. Es herrscht ein enormer Konkurrenzkampf. Der kitzelt sogar noch ein paar weitere Prozent heraus", weiß der 34-fache Nationalspieler. Spieler wie David Alaba oder Zlatko Junuzović sind begnadete Freistoßschützen, eine zusätzliche Waffe für das Team. "Das ist schon eine Klasse für sich. Nicht nur bei den Schützen", ist Baumgartlinger überzeugt.

Mehr dazu:
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Christian Tragschitz

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