03.08.2018 09:26 Uhr

"Wir waren vielleicht ein bisschen unfair"

Rapids Sportchef Fredy Bickel ist mit der bisherigen Sommer-Transferperiode zufrieden
Rapids Sportchef Fredy Bickel ist mit der bisherigen Sommer-Transferperiode zufrieden

Rapid-Sportchef Fredy Bickel zieht im weltfussball-Gespräch eine Zwischenbilanz zum Sommertransfermarkt, erklärt, warum die Hütteldorfer vor allem Spieler mit Karriereknick geholt haben und verrät, was die Europa-League-Qualifikation mit der Planung mit den Talenten zu tun hat.

Im englischen Sprachraum wird sie oft "silly season" genannt, die Transferzeit, in der Fußballer mittlerweile um Summen ge- und verkauft werden, um die man kleine Stadtteile bauen könnte. In Österreich werden freilich kleinere Brötchen gebacken, wiewohl der Stresspegel für die Sportdirektoren hierzulande nicht niedriger ist, als bei den Branchenführern des Fetzenlaberls.

So hat auch Rapids Fredy Bickel verhandlungsreiche Wochen hinter sich. Die Deals, die der Schweizer in seiner mittlerweile vierten Transferperiode für die Wiener unter Dach und Fach gebracht hat, waren dabei alles andere als "silly".

"Ich glaube, dass wir etwas breiter aufgestellt sind und dadurch konstanter werden können", zeigt sich der grün-weiße Sportchef im Gespräch mit weltfussball zufrieden. "Wir haben den Konkurrenzkampf wieder aufleben lassen und auch von mentaler Seite etwas reinbringen können."

Rapids Transferstrategie: "Spieler geholt, die etwas verpasst haben"

Damit schlägt Bickel auch die Brücke zur Transferstrategie dieses Sommers. "Wir haben Spieler geholt, die vielleicht etwas verpasst haben, die in den letzten ein, zwei Jahren nicht ihre beste Zeit hatten." Das trifft vor allem auf das Offensivtrio Christoph Knasmüllner, Andrei Ivan und Jérémy Guillemenot zu.

Für Knasmüllner geriet - nach einem bärenstarken Herbst 2017 mit der Admira - das Frühjahr beim englischen Zweitliga-Absteiger Barnsley zum Fiasko, Ivan - bereits mit 20 zum Kapitän des rumänischen Erstligisten Craiova ernannt - pendelte in der letzten Saison bei Krasnodar zwischen Ersatzbank und Tribüne und Guillemenot - vom B-Team des FC Barcelona an Sabadell verliehen - erzielte in der abgelaufenen Spielzeit ein einziges Tor in Spaniens dritter Liga.

"Die brennen darauf, sich selbst und auch Rapid etwas zu beweisen. Das kommt uns sicher entgegen", hofft Bickel auf eine "Jetzt erst recht"-Reaktion des offensiven Dreigestirns. Knasmüllner und Ivan, die bereits in der Vorbereitung unter Chefcoach Goran Djuricin dabei waren, haben schon gezeigt, dass sie eine Bereicherung für den Kader darstellen.

Bei Guillemenot, der erst in der letzten Juli-Woche verpflichtet wurde, dürfte es laut Djuricin "noch ein paar Wochen dauern, bis er in die Mannschaft findet". Der 20-jährige Schweizer zeige "gute Ansätze", man sehe ihm allerdings die fehlende Spielpraxis an.

Bickel hält sich Kontakte warm

Vorerst, so erklärt Bickel, sei das grün-weiße Transferprogramm abgeschlossen, doch gibt der 53-Jährige zu bedenken: "Wir haben drei, vier Spieler, die im Fokus anderer Vereine stehen könnten." Für den Fall der Fälle sei man in Wien-Hütteldorf jedenfalls vorbereitet. "Wir waren vielleicht sogar etwas unfair, weil wir dem einen oder anderen Spieler noch nicht abgesagt haben, da wir wissen, was bis Ende August noch alles passieren kann", räumt Bickel ein. "Es gibt noch Kontakte, die du versuchst, warm zu halten, wobei das natürlich schwierig ist."

Von Rapid geplante Abgänge könnte es im Falle eines Scheiterns in der Europa-League-Qualifikation geben. Sollten die Wiener den Einzug in die Gruppenphase verpassen, wäre der Kader zu groß, um den jungen Talenten ausreichend Einsatzminuten zu verschaffen. "Da musst du nach Lösungen suchen", so Bickel, der nicht zuletzt deshalb davon ausgeht, "dass der Kader für das ganze Jahr erst Anfang September stehen wird".

Spieler wie Albin Gashi, Kelvin Arase oder auch Philipp Malicsek könnten ohne Europacup-Herbst noch verliehen werden.

David Mayr

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