ÖFB-Team im Prestige-Duell gegen Deutschland
Auf Österreichs Nationalmannschaft wartet im letzten Länderspiel des Jahres noch einmal ein echtes Highlight. Die ÖFB-Auswahl trifft am Dienstag im ausverkauften Wiener Happel-Stadion auf Deutschland - ein Prestigeduell, in dem Clubkollegen gegeneinander antreten und auch das Teamchef-Kräftemessen zwischen Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann im Fokus steht.
Der ÖFB-Coach war allerdings bemüht, seine Person nicht in den Vordergrund zu rücken und meinte lediglich: "Es ist ein interessantes Match für die Spieler und Zuschauer, für beide Nationen sicher ein besonderes Spiel." Das Kräftemessen sei "brisant und spannend" und könne auf Vereinsebene mit einem Derby verglichen werden, ergänzte der 65-Jährige.
Deutschland-Niederlage gegen Türkei
Während Rangnick mit der ÖFB-Auswahl in souveräner Manier das Ticket für die EURO 2024 löste, konnte der kommende Turniergastgeber in den jüngsten Testspielen nicht überzeugen. "Aber ich glaube nicht, dass wir in der Favoritenrolle sind. Das spielt auch keine Rolle", meinte Rangnick.
Die Deutschen kassierten am vergangenen Samstag in Berlin eine 2:3-Niederlage gegen die Türkei. "Doch wenn es nach 20 Minuten 2:0 oder 3:0 für Deutschland gestanden wäre, hätte sich niemand beklagen können", betonte Rangnick. "Ich bin überzeugt, dass Deutschland die Chance und das Potenzial hat, eine gute EM zu spielen."
Mit Nagelsmann hat Rangnick laut eigenen Angaben immer wieder Kontakt, seit dessen Ernennung zum DFB-Bundestrainer habe man allerdings noch nicht miteinander geplaudert. "Wir werden uns sicher vor oder nach dem Spiel noch austauschen können."
"Die Mannschaft versucht immer, ans Limit zu gehen"
Nagelsmanns Ideen seien in den jüngsten Auftritten der DFB-Auswahl bereits sichtbar geworden, so Rangnick. "Wir müssen uns auf verschiedene Szenarien einstellen, zum Beispiel, ob sie mit Dreier- oder Viererkette spielen." Die Variante des Bundestrainers am Samstag mit Kai Havertz auf der linken Außenbahn sorgte für Aufsehen. Rangnick relativierte: "Wir haben auch die eine oder andere Position, wo wir ein bisschen 'out of the box' denken und improvisieren müssen."
Schlagzeilen lieferte Nagelsmann nach der Niederlage gegen die Türken auch mit der Aussage über fehlende Emotionen in seiner Truppe. Diesbezüglich hat Rangnick am ÖFB-Team nichts auszusetzen. "Was Einstellung, Mentalität oder emotionales Niveau angeht, gab es kaum ein Spiel, in dem da irgendwas zu beklagen war. Die Mannschaft versucht immer, ans Limit zu gehen."
Der ehemalige Red-Bull-Sportchef wurde 2021 medial als deutscher Teamchef-Kandidat kolportiert, ehe Hansi Flick den Job bekam. "Es gab zu keinem Zeitpunkt Gespräche mit dem DFB. Ich habe mich für Österreich entschieden, und die Entwicklung geht genau in die richtige Richtung", stellte Rangnick klar.
Rangnick gibt sich optimistisch
Der ÖFB-Nationaltrainer bekräftigte einmal mehr, am Dienstag mit der bestmöglichen Anfangsformation antreten zu wollen. Alle Kaderspieler sind fit - wenn überhaupt, dann dürfte es im Vergleich zum 2:0 am Donnerstag in Estland nur minimale Änderungen geben. Durch den Sieg in Tallinn und die Schützenhilfe von Norwegen in Schottland rutschte die ÖFB-Truppe in den EM-Lostopf zwei, was jedoch nicht unbedingt ein Vorteil sein muss. In Topf drei könnten Kaliber wie Italien, die Niederlande oder Kroatien landen. "Ich war mir von Anfang an nicht ganz sicher, ob das wirklich so gut ist. Aber wir nehmen es, wie es kommt", meinte Rangnick mit Blick auf die Auslosung am 2. Dezember in Hamburg.
Etwa ein halbes Jahr später muss sich Rangnick auf seine 23 EM-Kicker festlegen. Bis dahin laufe das Casting, betonte der Coach einmal mehr. "Wichtig ist, dass wir uns zu einer richtigen Turniermannschaft entwickeln und uns auf unser Ziel, weiterzukommen, einschwören."
Die Partie gegen Deutschland wird wohl einen Fingerzeig geben, inwieweit das ÖFB-Team gegen große Nationen bestehen kann. Rangnick gab sich diesbezüglich optimistisch. "Wir haben auch gegen starke Mannschaften wie Frankreich oder Italien gezeigt, dass wir mithalten können."
Davon können sich im Stadion unter anderem Scouts von Tottenham, Southampton, Lyon, Wolfsburg und Hoffenheim ein Bild machen. Zudem haben etwa Oliver Glasner, Ex-ÖFB-Teamchef Franco Foda oder auch Lothar Matthäus und Michael Ballack ihr Kommen angekündigt. Vor dem Spiel wird Ex-Nationalteam-Kapitän Julian Baumgartlinger offiziell verabschiedet.
apa