03.02.2015 17:00 Uhr

Eigenbauspieler - Wie steht die Liga da?

Als Eigenbauspieler der Austria in die Champions League: Heinz Lindner
Als Eigenbauspieler der Austria in die Champions League: Heinz Lindner

Vorreiterrolle Österreich – ob Lizenzbestimmungen oder Nachwuchsförderung durch den Österreichertopf, die österreichische Bundesliga zelebriert sich selbst gerne als Vorzeigeverband. Seit zehn Saisonen werden die Klubs via Österreichertopf für Einsatzminuten von jungen Eigengewächsen belohnt. Die UEFA geht einen anderen Weg, sie fordert eine gewisse Anzahl an "lokal ausgebildeten Spielern" für die Teilnahme an ihren Klubbewerben.

Die UEFA will mit ihren Ansatz dem Mäzenatentum im Rahmen des Financial Fairplays (FFP) einen Riegel vorschieben. Die Bundesliga hat ein anderes Ziel im Visier. "Zur Unterstützung der Grundsatzpositionierung als führende österreichische Liga und zur Stärkung der zukünftigen und gegenwärtigen Nationalmannschaften", wie es in den Finanzrichtlinien der Liga heißt, wird via Österreichertopf Geld an die Vereine ausgeschüttet.

Während die UEFA die Klubs zur Nachwuchsarbeit anhalten will, fördert die Liga den Einsatz junger Österreicher. Schwierigkeiten heimischer Vereine bei der Erstellung von UEFA-tauglichen Kaderlisten sieht die Bundesliga nicht. "Sämtliche Bundesliga-Klubs erfüllen die "home-grown player"-Rule über den Österreichertopf der viel strenger ist, als von der UEFA vorgeschrieben", erklärt Liga-Vorstand Christian Ebenbauer im Gespräch mit weltfussball. "Der Österreichertopf ist ein Anreizsystem."
>> Ebenbauer: Optimierungsbedarf bei Regionalligen

Geburtswehen beim Österreichertopf

Auch wenn die Implementierung des Österreichertopfs im Zusammenhang einer womöglich zweckentfremdeten Förderungsmillion derzeit in einem Gerichtsverfahren Thema ist - ein Urteil im Prozess gegen den ehemaligen Liga-Geschäftsführer Peter Westenthaler soll am 6. März fallen - gilt der Österreichertopf als Erfolgsgeschichte. Gefüttert wird der Topf mit Geld aus der TV-Vermarktung oder aus den Abstellgebühren für Teamspieler.
>> Schüssel versteht Westenthaler-Anklage nicht

Doch inwieweit reicht der Österreichertopf aus, um die Anzahl der lokal ausgebildeten Spielern tatsächlich zu erhöhen? Das Internationale Zentrum für Sportstudien (CIES) liefert die Zahlen zu den "club-trained players", also vom Verein ausgebildeten Spielern.

Admira hui, Aufsteiger pfui

Die Bundesliga liegt in dieser Statistik (Ende 2014) mit 20,5 Prozent knapp unter dem europäischen Durchschnitt (21,5%). Allerdings drückten die Aufsteiger der letzten Jahre (Grödig, Altach, WAC) den Schnitt um fast 6,5 Prozentpunkte nach unten. So wie Wiener Neustadt, ebenfalls einer der Nachzügler, hatte das Trio bei ihrem Aufstieg keine Akademie. "Mit der Übernahme der Klagenfurter Akademie hat der Wolfsberger AC genau die richtigen Schritte gesetzt", sieht Ebenbauer die Kärntner auf gutem Weg.

Vom Verein ausgebildete Spieler* | Create infographics

Als Musterschüler bei der Nachwuchsarbeit agiert Admira Wacker, auch die Wiener Großvereine glänzen mit guten Werten. Bei RB Salzburg sind derzeit noch wenige Eigenbauspieler in der Kampfmannschaft angekommen, die 13 Prozent sind ausbaufähig. Der oft mit Salzburg verglichene FC Basel weist mit 26,9 Prozent einen fast doppelt so hohen Wert auf.

Internationales Nord-Südgefälle

International geht der Trend leicht nach unten. In der oft mit Österreich verglichenen Schweizer Super League liegen die Werte etwas höher. Aufsteiger FC Vaduz drückte den Schnitt ordentlich nach unten. Die meisten "club-trained players" findet man in Finnland (38,2%), die wenigsten in der Türkei (8,9%) und Italien (9,7%). Faustregel: Kleinere und nördlich gelegene Ligen weisen einen wesentlich höheren Anteil auf. Von den Top-Vier weicht lediglich Spanien vom Trend ab. Dank Vereinen wie Athletic Bilbao (62,5%) und Real Sociedad (60,9%) die auf rein baskischen Nachwuchs setzen.

 

"Club-trained players" international 2009-2014 | Create infographics

 

Die Bestimmungen:

Österreicher-Topf:
Laut den Durchführungsbestimmungen der Bundesliga müssen mindestens zwölf Spieler am Spielbericht stehen, die im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft sind, damit ein Klub an der Auszahlung (abhängig von den Einsatzminuten dieser Österreicher) teilnehmen kann. Der Einsatz von U21-Berechtigten wird besonders honoriert, ihre Einsatzminuten werden doppelt gewertet. Wer wie RB Salzburg oder Austria Wien unter Frank Stronach die Bedingungen nicht erfüllt, erhält aus diesem Topf nichts ausbezahlt.

"Home-grown player"-Rule:
Von den 25 Spielern, die ein Klub auf die Kaderliste ("A-Liste") für die Champions League oder Europa League einträgt, müssen mindestens acht "lokal ausgebildete" (mindestens drei vollständige Saisonen beim betreffenden Verein oder innerhalb des Verbandes) Spieler sein. Dabei unterscheidet die UEFA zwischen einem "vom Verein" und einem "vom Verband ausgebildeten Spieler". Mindestens vier der acht Spieler müssen dabei vom Verein ausgebildet sein. Werden diese Kriterien nicht erfüllt, wird die Kaderliste entsprechend gekürzt.

Mehr dazu:
>> Die Rohdiamanten der Bundesliga
>> CIES Football Obersatory (extern)

Clemens Schotola

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