08.11.2016 10:15 Uhr

Schubert als ÖFB-Exot in (Nord)Irland

Ex-Grödiger Lukas Schubert wurde auf der grünen Insel glücklich
Ex-Grödiger Lukas Schubert wurde auf der grünen Insel glücklich

Die Grüne Insel zählt für österreichische Fußballer nicht gerade zu den klassischen Legionärs-Destinationen. Dennoch hat sich Lukas Schubert für ein Engagement bei Derry City, einem Verein aus der höchsten irischen Liga, entschieden - und diesen Schritt bis heute nicht bereut.

Die irische "Airtricity League" wird in einer Ganzjahres-Meisterschaft ausgetragen und ist seit dem letzten Oktober-Wochenende abgeschlossen. Derry City landete an der dritten Stelle, Schubert brachte es nach seinem im Mai vollzogenen Wechsel von Grödig ins Land von Österreichs kommendem Gegner in der WM-Qualifikation auf 15 Einsätze und drei Tore.

Die Spielweise in Irlands Oberhaus, wo zumeist Halbprofis kicken, unterscheide sich grundlegend von jener in der österreichischen Bundesliga, erzählte Schubert. "Es wird dort sehr physisch gespielt und auch viel mehr trainiert als in Österreich. Ausruhen gibt es nicht, es wird immer sofort der direkte Weg Richtung gegnerisches Tor gesucht."

Die dominanten Teams wie Meister Dundalk, der es im Sommer als zweites irisches Team der Geschichte in die Gruppenphase der Europa League schaffte, Vize-Champion Cork oder die Shamrock Rovers tragen ihre Heimspiele vor 4.000 bis 5.000 Zuschauern aus. Derry kommt immerhin auf 2.000 bis 3.000 Fans pro Match. Das Budget mit 1,5 Millionen Euro von Dundalk für die abgelaufenen Saison war in der Liga unerreicht.

Im Vergleich dazu kalkuliert Rapid in der laufenden Spielzeit mit einem 20 Mal höheren Etat, selbst die meisten Vereine der Ersten Liga in Österreich verfügen über deutlich größere finanzielle Möglichkeiten. Reich kann man als Fußballer in der irischen Liga also nicht werden. "Bei Derry City liegt der Maximal-Verdienst bei 380 Pfund netto (427,89 Euro) pro Woche", sagte Schubert. Zudem gibt es für einen Kicker in Irland nur zehn und nicht wie in Österreich üblich 14 Monatsgehälter pro Jahr.

Liga-Wechsel während Nordirland-Konflikt

Der Salzburger bekommt sein Geld in der britischen Währung ausgezahlt, weil Derry in Nordirland liegt. Da der Verein aber irisch-katholisch geprägt ist, kam es im Zuge des Nordirland-Konflikts ab Ende der 60er Jahre immer wieder zu schweren Zwischenfällen in Duellen mit protestantischen Mannschaften, weshalb sich Derry City 1972 aus dem nordirischen Oberhaus zurückzog und 1985 als einziger nordirischer Vertreter ins irische Ligen-System integriert wurde.

Durch Derry fließt der River Foyle, er trennt die mit 85.000 Einwohnern größte nordirische Stadt nach Belfast in eine irisch-katholische und eine britisch-protestantische Seite. "Auf unserer Seite weht die EU-Fahne, auf der anderen der Union Jack", berichtete Schubert.

Mit der Konfession nimmt man es bei Derry City aber nicht mehr so genau - Trainer Kenny Shiels etwa ist Protestant. "Noch vor zehn Jahren wäre ein praktizierender Protestant bei Derry City niemals unter Vertrag genommen worden", meinte Schubert. Er selbst ist ohne Bekenntnis, wurde aber vom Verein auch nie nach seiner Religions-Zugehörigkeit befragt.

Beim nordirischen Meister von 1965 und irischen Champion der Jahre 1989 und 1997 fühlte sich Schubert von Beginn an wohl. "Die Leute hier haben nicht viel, sind aber unglaublich nett, offen und hilfsbereit", erklärte der 27-Jährige, dessen Vertrag mit Saisonende ausgelaufen ist. Der Salzburger würde gern länger bleiben, diesbezügliche Verhandlungen sind im Laufen. Schon jetzt steht fest, dass der Kontrakt seines Landsmanns Maximilian Karner - in den vergangenen Monaten ebenfalls bei Derry City engagiert - nicht verlängert wird.

Schubert will in Derry bleiben

Schubert hingegen hofft auf einen Verbleib, zumal Derry als Meisterschafts-Dritter im Sommer in der Qualifikation der Europa League antreten darf.

"Da könnte ich das nachholen, was ich mit Grödig versäumt habe", meinte der Mittelfeldspieler. Bei Grödig, wo er zumeist als Verteidiger eingesetzt wurde, musste Schubert wegen einer Herzmuskelentzündung fast zwei Jahre lang bis Sommer 2015 pausieren und verpasste damit auch die Europacup-Auftritte.

Mittlerweile ist die Erkrankung völlig ausgeheilt und Schubert freut sich auf einige weitere Saisonen als Profi-Fußballer. Zunächst aber steht für ihn die Partie Österreichs gegen Irland im Mittelpunkt, die er am Samstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) live im Ernst Happel-Stadion mitverfolgen wird.

"Bei den Iren gibt es nicht so viele Ausnahmespieler wie bei uns, sie haben keinen großen Star, doch sie sind physisch unglaublich stark", sagte Schubert über die Auswahl von Martin O'Neill. Aufgrund der Tabellensituation könnten die Iren schon mit einem Punkt im Prater zufrieden sein. "Sie werden hinten stehen und schauen, dass nichts anbrennt. Wenn sie ein Unentschieden rüberbringen, werden sie darüber jubeln wie über einen Sieg", vermutete Schubert und ergänzte: "Wenn jeder österreichischer Teamspieler mit der gleichen Einstellung wie jeder irische Teamspieler in die Partie geht, wird Österreich gewinnen."

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apa/red

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