Obwohl René Gartler am Montag schon 34 Jahre alt wird, hat er noch lange nicht genug. Dem Stürmer taugt's beim SKN St. Pölten und er ist zuversichtlich, dass es für die Niederösterreicher schon bald besser laufen wird.

Im Interview mit weltfussball.at verrät Gartler nicht nur, dass die "Wölfe" der Austria am Sonntag weh tun wollen, sondern er auch für weitere Vertragsgespräche bereit ist. Unter der Woche fiebert er mit Österreichs Eurofightern und sieht deren Leistungen als Bestätigung, dass es in der "Bundesliga jetzt mehr gute Mannschaften gibt" und die "Wiener Klubs etwas nachgelassen haben".

Die Hälfte des Grunddurchgangs ist fast vorbei. Ihr seid Vorletzter (seit Samstagabend Letzter, update) mit Heimspielen gegen Austria und Sturm vor der Brust. Wie sieht Dein Zwischenfazit aus?

René Gartler: Wir haben uns schon erhofft, dass wir mehr Punkte haben. Wir haben gute Phasen gehabt, aber leider haben die schlechten überwogen. Wir haben uns hinten teilweise naiv angestellt und vorne fehlte die notwendige Effizienz. Es ist ja nicht so, dass wir uns keine Chancen herausgespielt haben. Ich bin trotzdem guter Dinge, dass wir das hinkriegen. Wir arbeiten echt hart daran und wollen das Momentum wieder in unsere Richtung drehen.

Und Deine persönliche Bilanz nach, inklusive Cup, drei Toren und einer Roten?

Natürlich habe ich auch gehofft, dass ich meiner Mannschaft mit mehr Toren helfen kann. Ich stecke aber den Kopf jetzt nicht in den Sand. Wir müssen als Mannschaft enger zusammenstehen, dass wir da rauskommen.

Du bist Führungsspieler und warst zuletzt Kapitän. Taugt Dir das?

Ich war auch beim LASK interimistisch schon Kapitän. Es macht mich stolz, aber ich brauche die Kapitänsschleife nicht zwingend, um als Führungsspieler wahrgenommen zu werden. Außerdem haben wir mit "Riegsi" (Christoph Riegler, Anm.) einen super Kapitän. Man geht als Führungsspieler vorne weg, mit den guten und schlechten Erfahrungen, die man gesammelt hat. Diese Rolle macht mir Spaß.

Wollt Ihr Euch wirklich am Salzburger Pressing-System orientieren?

"Wir haben schon mehrere Systeme gespielt, auch ein bisschen etwas ausprobiert. Das System ist jetzt nicht unwichtig, aber die Bereitschaft am Platz zu laufen und in die Zweikämpfe zu gehen ist wichtiger. Wenn du nur 30 Prozent der Zweikämpfe gewinnst, gewinnst du nix. Ich sehe unsere Spielweise jedenfalls nicht als Red-Bull-Ableger."

Bei Deinem ersten Engagement beim SKN im Frühjahr 2006 in der Ostliga hast du wenig getroffen. Beim FC Lustenau in der Ersten Liga ging's danach los. War das der Knackpunkt?

Die Zeit beim SKN damals war sportlich für mich sehr überschaubar. Ich war parallel beim Bundesheer und es war nicht einfach. Ich bin in eine g'standene Mannschaft gekommen, die gut funktioniert hat und mit Christoph Knaller einen Torjäger hatte, an den das Spiel angepasst worden ist. Körperlich war ich vielleicht noch nicht so präsent wie heute.

Bei den Rapid Amateuren hab ich dann in der Ostliga mehr getroffen und Lustenau war tatsächlich der Knackpunkt. Dort konnte ich aufzeigen und Rapid holte mich nachher fix zurück. Für dieses Jahr in Lustenau bin ich sehr dankbar. Das war sehr wichtig für mich und ja, tatsächlich der Knackpunkt. Vorher war nicht sicher, ob die Reise überhaupt einmal in Richtung Profi-Karriere gehen wird.

>> René Gartlers Profispiele und Tore

Du wirst Montag 34. Von den Bundesliga-Stürmern ist nur Zlatko Dedič älter. Denkst du schon an die Karriere danach?

"Ich schaue mir das jetzt einfach von Saison zu Saison an. Nebenbei habe ich mit der B-Lizenz angefangen und werde das nächsten Sommer abschließen. Eventuell werde ich versuchen, einmal in einer Akademie meine ersten Erfahrungen als Trainer zu sammeln, aber das wird sich zeigen. Wie lange die Karriere noch dauert, da möchte ich mir noch keinen festen Zeitpunkt setzen. Ich fühle mich noch sehr fit, die Regeneration dauert natürlich länger.

Dein Vertrag läuft aus. Ist der SKN erster Ansprechpartner?

Erste Gespräche haben wir bereits geführt, aber es eilt jetzt nicht. Wenn für beide Seiten alles passt, werde ich hier noch ein Jahr dranhängen.

Dein letzter Klub, der LASK, sort europaweit für Furore. Fieberst du mit?

"Klar. Ich wohne noch in Traun und habe engen Kontakt mit den ehemaligen Mitspielern. Aber ich fiebere auch mit den anderen Mannschaften mit, die europäisch spielen. Obwohl ich mit Liverpool sehr sympathisiere, habe ich zuletzt Salzburg die Daumen gedrückt. Das war ein Wahnsinnsspiel. Der LASK hat in den letzten Jahren sehr viel richtig gemacht. Sie ernten jetzt und sind auch weiter auf einem guten Weg."

Ist die Bundesliga besser geworden?

"Die Liga wird prinzipiell schon ein bisschen unterschätzt. Der LASK und der WAC zeigen international auf, dass wir da nicht herumwurschteln, sondern eine Qualität da ist. Es gibt jetzt mehr gute Mannschaften. Die Wiener Vereine haben etwas nachgelassen. Der LASK hat sich oben etabliert und beim WAC schaut es derzeit auch danach aus. Die Spitzenteams sind mehr geworden. Letztes Jahr waren wir auf einmal vorne dabei und auch Hartberg wäre fast ins obere Playoff gekommen. Wenn die großen Klubs nicht täglich ihre Hausaufgaben machen, können sie genauso gut ins untere Playoff rutschen.

Was erwartest Du Dir für Sonntag gegen die Austria?

Das Heimspiel wollen wir natürlich gewinnen und werden alles daran setzen, ihnen weh tun zu können. Die Jungs sind heiß. Es ist ein Heimspiel gegen einen mehr oder weniger direkten Konkurrenten. Da wollen wir natürlich voll punkten.

>> Liveticker SKN St. Pölten gegen Austria Wien

Das Interview führte Thomas Schöpf