04.02.2020 13:19 Uhr

Can beim BVB: Wird der "Drecksack" zum besseren Weigl?

Emre Can steht beim BVB vor seinem Pflichtspieldebüt
Emre Can steht beim BVB vor seinem Pflichtspieldebüt

Kurz vor Ablauf der Transfer-Deadline hat Borussia Dortmund mit Emre Can den dringend benötigen Defensivspieler verpflichtet. Für den 26-Jährigen sind beim BVB anspruchsvolle Aufgaben vorgesehen.

Ob Emre Can schon im DFB-Pokalduell am Dienstag gegen Werder Bremen für den BVB debütieren wird, ließ Lucien Favre am Tag vor der Partie noch offen. Klar ist aber, dass der deutsche Nationalspieler in Zukunft eine tragende Rolle im Spiel der Dortmunder einnehmen soll. 

Welche Qualitäten bringt Can ein? Wie und wo helfen diese dem Team am ehesten weiter? Und wer aus der bisherigen Mannschaft fällt der Neuverpflichtung zum "Opfer"? sport.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

  • Welche Rolle soll Can beim BVB einnehmen?

Beim BVB kommen auf Can zwei große Aufgaben zu. Zum einen soll der 26-Jährige die Achse Bürki-Hummels-Witsel-Reus ergänzen und eine Leader-Rolle übernehmen. Mit seiner Erfahrung aus knapp 300 Pflichtspieleinsätzen in Italien, England, Deutschland und den Europapokal-Wettbewerben sowie 25 Länderspielen ist der gebürtige Frankfurter für diese Aufgabe wie geschaffen.

Can muss der "Drecksack" sein, den der BVB in der Hinrunde oft vermisst hat. Der Rechtsfuß soll nicht nur den Gegnern, sondern auch seinen Mitspielern Feuer machen. "Er ist unangenehm für die Gegenspieler aber auch für die Mitspieler, wenn nicht alles für den Erfolg getan wird", glaubt auch Lothar Matthäus, dass Can für frischen Wind in Dortmund sorgen wird.

Die Siege gegen Augsburg (5:3), Köln (5:1) und Union Berlin (5:0) waren zwar allesamt beeindruckend und teils spektakulär. Viel mehr als seine Pflicht hat der BVB mit den neun Punkten aber nicht erfüllt. Die Messlatte sind Bayern, Leipzig und Gladbach. Das wissen auch die Verantwortlichen, die Can gegen genau diese Gegner eine tragende Rolle zutrauen.

  • Welche Position(en) soll Can auf dem Feld übernehmen?

Wo der Schuh beim BVB drückt, hat Sebastian Kehl zuletzt ganz offen angesprochen. "Wir müssen schnellstmöglich stabiler werden", forderte der Leiter der Lizenzspielerabteilung: "Wenn wir am Ende erfolgreich sein wollen, müssen wir deutlich besser verteidigen und weniger Gegentore kassieren." Can wurde verpflichtet, um genau diese Aufgabe zu meistern.

Auf dem Feld kann der Nationalspieler mehrere Positionen übernehmen. Ob er als Ballverteiler, Strippenzieher und Abräumer im Mittelfeld, oder doch als äußerer Verteidiger in einer Dreier- bzw. als Innen- oder Rechtsverteidiger in einer Viererkette aufläuft, muss Lucien Favre entscheiden. Ein echtes Luxusproblem für den Schweizer.

Mit Can haben die Schwarz-Gelben die taktische Flexibilität, die durch den Abgang von Julian Weigl ein Stück weit verloren ging, zurückbekommen. Die Hoffnung ist, dass Can ein "besserer Weigl" ist, ein Spieler, der gleichzeitig antreibt und absichert. Ein Spieler, der sowohl in der Abwehr als auch im Mittelfeld Impulse setzt.

  • Wer verliert seinen Platz im Team des BVB? 

Klar ist, dass Can beim BVB nicht auf der Bank sitzen wird. Der 26-Jährige hat einen Platz im Team sicher. Sieht Favre den Nationalspieler eher in der Zentrale, hat Thomas Delaney wohl endgültig ausgedient. Für den in der Hinrunde so lange verletzten Dänen wird es schwer werden, den Anschluss zu finden.

Setzt Favre Can vornehmlich in der Dreier- oder Viererkette ein, könnte Manuel Akanji der Leidtragende sein. Der 24-jährige Schweizer war bisher gesetzt, leistete sich in der ersten Saisonhälfte aber immer wieder kostspielige Fehler.

Auch die Einsatzzeiten von Dan-Axel Zagadou könnten weiter zurückgehen. Der Franzose, der gegen Ende der Hinrunde regelmäßig spielen durfte, wird sich nach seinem im Januar erlittenen Muskelfasereinriss hinten anstellen müssen. 

  • Welche Probleme drohen Can und dem BVB? 

Die meisten Klubs halten sich auf dem Winter-Transfermarkt aus guten Gründen zurück. Grundsätzlich ist es schwer, überhaupt Spieler zu finden, die die Mannschaft besser machen. Diese Hürde hat der BVB erfolgreich genommen. Can bringt zweifelsfrei Qualitäten mit, die den Dortmundern bisher gefehlt haben. Auch finanziell stellt der Deal für die auf Rosen gebettete Borussia kein sonderlich großes Risiko da.

Die Frage ist, wie lange es dauert, bis es zwischen Can und Mannschaft "klickt". Eine gemeinsame Vorbereitung und Testspiele hätten die Eingewöhnungszeit deutlich verkürzt. Abstimmungsprobleme wird es in den ersten Wochen immer wieder mal geben - zumal Can auch die so wichtige Spielpraxis seit Monaten fehlt.

Mit der Ankunft Cans wird auch das Mannschaftsgefüge ein Stück weit durcheinander gewürfelt. Der 26-Jährige ist kein "Mitläufer", sondern ein Spieler, der voran geht, ein echter "Lautsprecher". Aus diesem Grund wurde er schließlich auch geholt. Es ist nicht abzusehen, wie sich seine Verpflichtung auf den Rest des Kaders auswirkt.

Nicht zuletzt steht die Frage im Raum, in wie weit Can die Defensiv-Baustellen des BVB überhaupt beheben kann. Der Allrounder zählt bei allen Qualitäten nicht zu den schnellsten Spielern. Dabei fehlte den Dortmundern in der Abwehr nicht selten eben jene Geschwindigkeit, die das ein oder andere Gegentor womöglich verhindert hätte.

lbe/csc

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