22.04.2020 16:04 Uhr

BW-Linz GF-Reiter: "Dann sind 80 Prozent pleite"

Der Geschäftsführer der Linzer blickt einer möglichen Ligafortsetzung sehr skeptisch entgegen
Der Geschäftsführer der Linzer blickt einer möglichen Ligafortsetzung sehr skeptisch entgegen

Im Oberhaus des österreichischen Fußballs starten die Vereine langsam wieder mit dem Training, in Liga Zwei steht der Ball weiterhin still. Obwohl die Liga vorerst nur unterbrochen wurde, gibt sich Blau-Weiß Linz Geschäftsführer Stefan Reiter skeptisch gegenüber einer Fortsetzung. 

Während in der Bundesliga die Klubs langsam wieder den Trainingsbeginn starten, stehen die Teams der 2. Liga noch unter dem bundesweiten Veranstaltungs- und Trainingsverbot. Ob die Liga überhaupt sportlich beendet werden kann oder gar abgebrochen werden muss, darüber gibt es vorerst noch keine weiteren Informationen. Blau-Weiß Linz Geschäftsführer Stefan Reiter macht nun im Interview mit den "OÖ Nachrichten" klar, dass eine Fortsetzung des Ligabetriebs mit Geisterspielen den meisten Klubs teuer zu stehen kommen würde.

"Dann wird es rund 80 Prozent der Klubs im Sommer nicht mehr geben"

Im Gespräch offenbart der Geschäftsführer des oberösterreichischen Zweitligisten, dass er einer Fortführung der Liga sehr skeptisch gegenübersteht, da noch keine Lösung über die finanziellen Rahmenbedigungen gefunden wurden: "Bis heute wissen wir nicht einmal in der ersten Liga, wie viele Coronatests vorgeschrieben sind – und wie viel diese kosten."

Sollte die Liga tatsächlich mit Geisterspielen über die Bühne gebracht werden, rechnet Reiter mit verheerenden Konsequenzen: "Ganz einfach, dann wird es rund 80 Prozent der 16 Klubs im Sommer nicht mehr geben, weil sie pleite sind. Und damit gibt es nächstes Jahr keine zweite Liga mehr und verlieren 80 Prozent der Zweitliga-Fußballer ihre Arbeitsplätze." Vor allem da mit Trainingsbeginn das Kurzarbeit-Modell nicht mehr greifen würde: "Wir hätten bei Geisterspielen massiv erhöhte Kosten. Nur die Kurzarbeit rettet uns. Diese wäre mit dem ersten Mannschaftstraining aufgehoben. Dazu kämen die teuren Corona-Tests, die auch dann für Zweitligisten unfinanzierbar sein werden, falls wir weniger als die Erstligisten testen müssten."

Anhand Zahlen von seinem eigenen Klub rechnet der Geschäftsführer von Blau-Weiß Linz vor, was den Großteil der Zweitligaklubs erwarten würde: "Jedes Geisterspiel daheim ergibt hochgerechnet ein Minus von 16.000 Euro im Vergleich zu einem Spiel mit Besuchern. Das macht bei sechs ausstehenden Spielen insgesamt rund 100.000 Euro. Kosten wie jene für Polizei, Rettung oder Ordner sind bereits reduziert. Die Stadionmiete und Betriebskosten wie Flutlicht oder Reinigungskosten bleiben."

Doch damit ist der Fall noch lange nicht gedeckt, wie Reiter anmerkt: "Zusätzlich kostet eine Weiterführung des Spielbetriebs im Vergleich zum Stillstand mit Personalkosten, Reiseaufwand und Aufwandsentschädigungen für nebenberufliches Personal 86.000 Euro extra pro Monat. Das ergibt schon bei zwei Monaten Spielbetrieb mit sechs Heimspielen ein Minus von 272.000 Euro – und die Coronatests sind noch gar nicht inbegriffen. Wer das bei einem durchschnittlichen Zweitliga-Budget von 1 bis 1,5 Millionen Euro stemmt, dem gratuliere ich."

"Dann wäre wahrscheinlich nur noch ein völliger Amateurbetrieb möglich"

Auch im Hinblick auf die neue Saison sprüht Reiter nicht vor Optimismus, meint aber, dass die Vereine zumindest so das "Budget für die nächste Saison den Gegebenheiten anpassen und einsparen können", wenn auch zukünftige Geisterspiele einen fatalen Effekt hätten: "Wenn Geisterspiele den gesamten Herbst betreffen sollten, dann müssten wir die Personalkosten um mindestens 50 Prozent reduzieren. Dann wäre wahrscheinlich nur noch ein völliger Amateurbetrieb möglich."

Der Großteil der 2. Liga Vereine spricht sich angeblich ohnehin für einen Abbruch der Saison aus, nur Tabellenführer Ried und der Zweitplatzierte Austria Klagenfurt kündigten bei einem möglichen Beenden der Saison bereits an, rechtliche Schritte gehen zu wollen. Eine düstere Lage momentan für Liga Zwei.

red

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