07.12.2022 14:55 Uhr

Kritik an Schweiz-Coach Yakin nach Debakel

Der Schweizer Teamchef wird in der Heimat scharf kritisiert
Der Schweizer Teamchef wird in der Heimat scharf kritisiert

Die 1:6-Klatsche im WM-Achtelfinale gegen Portugal hat gehörigen Frust im Schweizer Nationalteam und Kritik in der Heimat ausgelöst. Besonders die Taktik von Nationaltrainer Murat Yakin heizte nach dem dritten Achtelfinal-Aus der Eidgenossen bei einer Fußball-WM in Serie zahlreiche Diskussionen an. Abgesehen davon erreichte bei dem Debakel kein Schweizer Spieler sein Normalniveau. Die Medien gingen mit der "Nati" folglich hart ins Gericht.

>> Spielbericht: Portugal gegen Schweiz

Yakin hatte gegen Portugal nach dem erkältungsbedingten Ausfall des Außenverteidigers Silvan Widmer in der Defensive zunächst auf eine Dreier- anstatt wie sonst auf eine Viererkette gesetzt. Sowohl der Trainer als auch seine Spieler wurden nach der Partie mehrfach auf die Systemumstellung angesprochen. "Es lag nicht am System, es lag an der Bereitschaft. Wir hatten nie Zugriff auf das Spiel", sagte Yakin.

Team weitgehend abgemeldet

Kapitän Granit Xhaka bekräftigte das. "Wir haben das Spiel nicht wegen des Systems verloren", betonte er. Defensiv nicht zu laufen und nur offensiv etwas zu wollen, könne man "auf dem Niveau nicht machen", sagte Xhaka, der extrem gereizt wirkte. Die Frustration war auch Xherdan Shaqiri anzumerken, wenngleich er eine andere Meinung als sein Kapitän vertrat. Für den 31-jährigen Angreifer war die Taktik des Trainers sicherlich ein Mitgrund für das Debakel: "Wir haben unseren Plan gewechselt und er ist leider nicht aufgegangen." Allerdings betonte Shaqiri auch, dass kein Schweizer Spieler sein normales Niveau abgerufen hätte. Daher wolle er sich "im Namen der Mannschaft für die Leistung entschuldigen."

Das vor dem Turnier von Yakin als "eine der besten Schweizer Nationalmannschaften" gelobte Team war weitgehend abgemeldet. Die Eidgenossen offenbarten in der Defensive große Schwächen. Auf der rechten Abwehrseite hatte die Mannschaft nach der Hereinnahme von Edimilson Fernandes für Widmer über weite Strecken keinen Zugriff, in der Innenverteidigung war Fabian Schär ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Aufgrund der brutalen Effizienz der Portugiesen war das Spiel bereits wenige Minuten nach der Halbzeitpause entschieden. Manuel Akanji betrieb mit seinem Treffer zwischenzeitlich nur Ergebniskosmetik.

Die Schweizer Medien gingen mit der Nationalelf nach der 1:6-Klatsche hart ins Gericht. Taktik und Auftreten sorgten in der Heimat für reichlich Kritik. "Die Schweizer wollten die Welt erobern - und erleben ein Debakel", schrieb die "Berner Zeitung". "Ein blutleerer Auftritt, kein Schweizer ist genügend", befand das "St. Galler Tagblatt" nach der Niederlage. "Desolate Nati erleidet Schiffbruch!", titelte "20 Minuten".

Posten als Nationaltrainer nicht gefährdet

Vor allem Teamchef Yakin stand nach der Systemumstellung im Zentrum der Kritik. "Yakin verzockt sich komplett", hieß es in einem Kommentar des "Blick". Auch die "Neue Zürcher Zeitung" schrieb: "Yakin verzockt sich, das System kollabiert." Der 48-jährige Coach und Kapitän Granit Xhaka müssten sich hinterfragen.

Die Schweizer hatten sich in Katar viel vorgenommen und wollten erstmals seit der Heim-Endrunde 1954 wieder ins Viertelfinale einer WM einziehen. Stattdessen kassierten sie gegen Portugal - geteilt mit dem 0:5 gegen Deutschland 1966 - die höchste Niederlage ihrer WM-Historie. Yakins Posten als Nationaltrainer sei dadurch aber nicht gefährdet, hatte Pierluigi Tami, der Direktor der Schweizer Nationalteams, kurz nach dem Spiel klargestellt.

Trotz der Niederlage befand Yakin, dass man nicht alles schlecht reden müsse. "Wir haben in der Vorrunde gut gespielt. Jetzt sind wir auf einen besseren Gegner gestoßen. Wir können trotzdem mit dem Turnier zufrieden sein." Nun gelte es, es abzuhaken und als Team nach vorne zu schauen.

apa

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten