11.03.2024 08:19 Uhr

"Moment genießen": Hartberg träumt von mehr

Hartberg bejubelt die zweite Meistergruppen-Teilnahme nach 2020
Hartberg bejubelt die zweite Meistergruppen-Teilnahme nach 2020

Der Druck der vergangenen Wochen hat sich am Samstag in Hartberg in einer großen Kabinenparty entladen. Der TSV bejubelte nach einem bis dahin schwierigen Frühjahr zum zweiten Mal nach 2020 den Einzug in die Meistergruppe der Bundesliga. "Jetzt können wir den Moment genießen. Es kann ein grandioses Jahr für Hartberg werden", meinte Trainer Markus Schopp nach dem 1:1 im Steirer-Derby gegen Sturm. Die Grazer lauern trotz des kleinen Dämpfers auf ihre Meisterchance.

34 Punkte aus 22 Grunddurchgangsspielen seien für Hartberg außergewöhnlich, betonte Schopp, der auch als Sportchef fungiert. Mit einem Umsatz von 7,5 Mio. Euro hatten die Oststeirer in der Vorsaison den viertkleinsten Etat der Liga zur Verfügung. "Wir können richtig gut einordnen, was wir geschafft haben", betonte Schopp. "Wir waren bei vielen Spielen auch gegen große Mannschaften auf Augenhöhe. Die Mannschaft hat Mut, Hunger und Leidenschaft gezeigt. Es ist uns gelungen, auch gegen Mannschaften wie Sturm Lösungen zu finden."

Dennoch drohte man das Ticket in die Top sechs zuletzt noch zu verspielen. Seit der Winterpause gelangen in fünf Spielen nur fünf Punkte. "Wir hatten im Frühjahr richtig schwere Momente", sagte Schopp. Man hätte durch den Erfolg im Herbst plötzlich etwas zu verlieren gehabt. "Hie und da waren wir noch zu naiv." Dazu kam eine wegen mangelnder Trainingsmöglichkeiten alles andere als optimale Vorbereitung. Schopp: "Das Thema mit den Plätzen nach der Winterpause war nicht einfach zu lösen."

"Stadiontechnischen Ambitionen" in Hartberg

Hartberg will sich nicht nur sportlich, sondern auch infrastrukturell weiterentwickeln. Am Stadtrand soll ein neues Stadion entstehen, die bisherige Arena für das Zweitteam und den Nachwuchs erhalten bleiben. Für Schopp hat das Thema seit seiner Rückkehr nach Hartberg Ende 2022 Priorität. "Seit Wochen und Monaten haben wir auch die stadiontechnischen Ambitionen", sagte der Ex-Internationale. "Das neue Stadion wäre schon ein großer Schritt. Das würde uns helfen, um gesund wachsen zu können."

Die Zeit drängt. Die mobilen Stahlrohrtribünen der Profertil-Arena sind von der Bundesliga nur noch bis 2025 zugelassen. Geht es nach Schopp, sollen sie in der Meistergruppe mit 5.000 Besuchern aber öfter so voll sein wie gegen Sturm. 2020, bei Hartbergs erstem Antritt im Konzert der Top sechs, waren wegen der Corona-Pandemie ebenso keine Zuschauer zugelassen wie bei der folgenden Europacuppremiere in Polen (2:3 gegen Piast Gliwice). Versäumtes will man vier Jahre später nachholen.

"Unser Ziel ist es jetzt, einen internationalen Platz zu erspielen", gab Kapitän Jürgen Heil die Marschroute vor. "Mit der Punkteteilung ist alles dicht beisammen." Die Hartberger sind als Tabellenfünfter punktegleich mit dem drittplatzierten LASK. "Es ist eine richtig tolle Momentaufnahme, aber auch nicht mehr", sagte Donis Avdijaj, der gegen Sturm per Freistoß den umjubelten Ausgleich erzielte. "Es gilt, diese Leistung weiter zu steigern, um die Gegner oben vor Herausforderungen zu stellen."

Sturms Affengruber voller Motivation: "Es kann losgehen"

Die Hartberger dürfen sich zum Auftakt der Finalrunde am Sonntag (17 Uhr) gleich bei Serienmeister Salzburg beweisen. Sturm gastiert bei Austria Klagenfurt, ehe nach der Länderspielpause am Ostersonntag der erste Showdown gegen Salzburg folgt. Mit nach der Punkteteilung zwei Zählern Rückstand sind die zweitplatzierten Grazer nach dem Grunddurchgang näher am Serienmeister dran als im Vorjahr (3). "Es sind zwei Punkte, du spielst zweimal gegen jeden", rechnete Verteidiger David Affengruber vor. "Es kann losgehen."

Mit dem Remis in Hartberg verlor Sturm erstmals im Frühjahr etwas Boden auf die Salzburger, die am Samstag beim LASK mit 1:0 gewonnen hatten. Die Doppelbelastung für Österreichs letzten verbliebenen Europacup-Starter fordert ihren Tribut. "Wir hatten schon zwölf Spiele mehr als Hartberg, auch wenn unser Kader danach ausgerichtet ist", erklärte Trainer Christian Ilzer. "Wir müssen von diesen internationalen Lerneffekten profitieren. Aber natürlich kosten die vielen Spiele Substanz."

Neben neuen Langzeitverletzten wie ÖFB-Teamstürmer Manprit Sarkaria (Knöchelbruch) fehlten in Hartberg auch die erkrankten Tomi Horvat und Javi Serrano, sodass Ilzer nur fünf Feldspieler auf die Ersatzbank setzte. Einer davon war Offensivmann Seedy Jatta, der weniger als zwei Monate nach einer schweren Knöchelverletzung einen überraschenden Kurzeinsatz verbuchte. "Ein Comeback 52 Tage nach einer Syndesmoseband-OP, das ist Europarekord", meinte Ilzer. "Wir sind bei Ärzten und Physios richtig gut aufgestellt." Jatta hätte erst einige Trainings absolviert. "Wichtig ist, dass er wieder dabei ist", sagte Ilzer über den 20-jährigen Norweger, für den Sturm im Sommer mehr als 2,5 Mio. Euro Ablöse bezahlt hatte. "Er ist fit, hat keine Schmerzen. Wir müssen aber bei seinen Einsatzzeiten aufpassen."

Am Donnerstag (21 Uhr) steht nach der 0:3-Hinspielpleite das Achtelfinalrückspiel der Conference League bei OSC Lille auf dem Programm. Mittelfeld-Schlüsselspieler Jon Gorenc Stankovic, der in Hartberg gesperrt zuschauen musste, könnte die Reise trotz seines Nasenbeinbruchs mitmachen. Ilzer: "Eine Woche nach einer Nasenbeinfraktur spielt nicht jeder. Es wird ihm eine spezielle Maske angepasst. Wenn einer spielt, dann ist es Jon."

apa

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