WM 2010 in Südafrika » Gruppe F » Liveticker: Italien - Neuseeland 1:1

Fazit:
Was ein Paukenschlag, welch eine Überraschung! Nach fast 95 Minuten sorgen die Underdogs aus Neuseeland für eine faustdicke Sensation und ringen dem amtierenden Weltmeister ein 1:1 ab! Verdient oder unverdient? Zählt das in solchen Momenten, in denen der Fußball noch den guten alten utopischen Traum von der Chancengleichheit träumt, überhaupt? Natürlich nicht. Ja, sicher hatte die Lippi-Elf das große Chancenplus, natürlich weit mehr Ballbesitz und alle diese statistischen Überlegenheiten. Aber die Kiwis hatten heute etwas, das manchmal auch belohnt wird: das Herz und den Glauben an diese eine Chance, Geschichte zu schreiben. Und das haben sie getan. Gleich was jetzt passiert, die Jungs dürften binnen dieser einen Woche in ihrer Heimat zu Helden geworden sein! Schön, dass diese WM auch das liefert. Tschüss von hier!

Von Italien kommt nichts mehr und dann ist Aus, Schluss, Ende, Abpfiff!

3:50 über der Zeit. Das muss doch reichen!

Der letzte Wechsel nach 92 Minuten. Killon lässt sich verständlicherweise viel Zeit.

Nein, nein und nein! Das kann nicht sein! Vier Minuten Nachspielzeit zeigt der vierte Offzielle an! Sorry, aber wofür!

Und auch die wehren die Kiwis ab.

Langer Diagonalpass auf Di Natale. Der aber kann vor der Grundlinie den Ball nicht gut stoppen und die Kugel ist weg.

Es sind keine vier Minuten mehr zu spielen in Nelspruit. Und tatsächlich, so langsam können wir es wirklich nicht ignorieren, dass sich hier eine Sensation anbahnt!

Also, sie haben ja nur ganz ganz wenige Chancen, aber die sind fast besser als alle der Azzurri!

Nächster Eckstoß für den Weltmeister. Doch Chiellini stützt sich am langen Pfosten gegen Wood auf und der Schiri beendet die Situation zugunsten der Neuseeländer.

Den nächsten Versuch ähnlicher Natur unternimmt Di Natale. Er nähert sich schon an, aber unterm Strich geht auch dieser Ball vorbei.

Die wird gefährlich, doch wieder kann ein Weißer klären und es gibt den nächsten Eckball.

Und muss so ihre Hoffnung wieder in einen Freistoß setzen. Aber ganz ehrlich: Den schildere ich gar nicht weiter, das lohnt den Aufwand nicht.

Die Minuten verrinnen und Lippi steht festgewurzelt und mit versteinerter Miene am Spielfeldrand. Ob die Erwartungshaltung der 60 Millionen Landsleute da unten spürbar ist?

Montolivooooo...erneut ein feiner Schuss des Fiorentiners! Doch auch Paston ist wieder zur Stelle, wehrt ab und weiß das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite, weil wieder ein Mitspieler die Kugel aus der Box schlagen kann.

Montolivo wird von Bertos zu Fall gebracht. Das Ganze gut 28 Meter vorm Tor, ein paar Meter nach links versetzt. De Rossi wird ausführen...

Gefährlicher wird da schon ein Kopfball des aufgerückten Chiellini. Zumindest optisch. Denn auch hier fehlten noch zwei, drei Meter.

Fallon lässt sich viel Zeit, dann geht das Spiel mit Einwurf für die "All Whites" weiter. Cannavaro will per Kopf klären, die Kugel landet aber Vicelich direkt vorm Schlappen und der 33-Jährige lässt sich gar nicht lang bitten - ein ordentlicher Strahl zwitschert knapp an Marchetti Kasten vorbei! Die zweite Chance der Kiwis nach ihrem Führungstreffer.

Oha, Lippi wird nach nur einer Stunde zum dritten Mal wechseln! Pazzini macht sich bereit.

Freistoß für die Azzurri von der rechten Seite. Die Kugel kommt hoch an den Fünfer, aber in der Luft ist den Kiwis dahinten erst recht nicht beizukommen.

Die Kiwis kommen mal zu etwas Ballbesitz. Der ist sonst eine ziemlich ausschließliche Angelegenheit der Italiener.

Camoranesi wird ca. 32 Meter vor dem Tor zu Fall gebracht. Das bedeutet Freistoß. Den führt De Rossi jedoch stümperhaft aus und so überstehen die "All Whites" auch diese Situation schadlos.

Rückpass auf Kiwi-Keeper Paston und der gerät etwas in Bedrängnis, kann aber noch ins Seitenaus klären.

Lippi hat offenkundig ein wenig den Kaffee auf, wechselt gleich zweimal. Nicht einverstanden war er mit den Darbietungen von Gilardino und Pepe, für die Di Natale und Camoranesi es nun richten sollen.

Halbzeitfazit:
Wir schauen auf die Anzeigetafel und reiben uns durchaus verwundert die Augen. Weltmeister Italien kommt nach 45 Minuten nur zu einem mauen 1:1 gegen Neuseeland. Wäre ich ein bösartiger Zyniker, würde ich sagen: Die "Sqadra Azzurra" wurde hier mit eigenen Mitteln geschlagen. Aber sowas bin ich natürlich nicht und stelle daher nüchtern fest, dass den von hinten bis (zum nur auf dem Papier vorhandenen) vorne defensiv eingestellten "All Whites" ein lichter Moment reichte, um in Führung zu gehen. Der Weltmeister war darüber doch mächtig erbost und wütete daraufhin in der Hälfte der Kiwis. Für einen Treffer bedurfte es aber dann doch eines Elfers. In der Folge verlegten sich die Blauen auf Distanzschüsse - oder aber, falls das gar nicht gewollt war: es fiel ihnen nicht mehr ein. Ich steck da ja nicht drin, in den De Rossis und Montolivos. Bis gleich!

De Rossi setzt aber nochmal ne Duftmarke, zieht aus 22 Metern ab. Der vedeckte Schuss stellt Paston vor größere Probleme, aber Neuseelands Keeper hat Glück, dass der nach vorne abgewehrte Ball von einem Mitspieler rausgeschlagen wird, ehe Iaquinta merkt, was da Phase ist.

Die Blauen schieben sich an der Mittellinie die Kugel zu, dann soll's schnell gehen. Wie meist über die rechte Seite und Montolivo. Am Ende pfeift Schiri Batres aber das Ganze ab, denn er will im Strafraum ein Stürmerfoul gesehen haben. Ich konnte nichts dergleichen entdecken, schenke ihm aber mal Vertrauen.

Und was machen unsere neuseländischen Freunde? Richtig, Stahlbeton. Bei Ballbesitz der Italiener wird sich so weit zurückgezogen, wie man es von Insulanern gar nicht erwartet, und bei eigenem Ballbesitz viel Zeit gelasen.

Vierte Ecke für die Italiener. Pepe bringt den Ball in den 16er, Reid wieder aus selbigem raus - dann zimmert Criscito die Kugel Richtung Oberrang.

Smith hält De Rossi, sieht Gelb und Iaquinta darf zurecht an den Punkt...

Sorry Mr. Fallon, aber das muss nun nicht sein. Rory Fallon nimmt zum wiederholten Mal den Ellenbogen im Luftkampf zur Hilfe, ohne dafür ernstlich belangt zu werden. Und er hat ja schon Gelb gesehen. Es soll ja Schiedsrichter bei dieser WM geben, die für schon weit weniger mit Karten um sich werfen.

Cannavaro zieht immer den Kürzeren. Eben gibt's den Ellenbogen von Fallon ab, jetzt bekommt er von Fallon einen mit. Keine Kinder von Traurigkeit, die "All Whites".

Gelbe Karte für Rory Fallon (Neuseeland)
Die erste Karte des Spiels holt sich Rory Fallon ab. Wofür kann ich grad gar nicht genau sagen.

Derweil haben wir nochmal die Zeitlupe des Tores gesehen und müssen feststellen, dass es wahrscheinlich ein irreguläres Tor war. Denn zum Zeitpunkt der Verlängerung des Freistoßes durch Reid stand Smeltz klar im Abseits. Der Assistent ist wahrscheinlich davon ausgegangen, dass der Ball nicht von Reids Kopf, sondern von seinem italienischen Gegenspieler kam. Na, ich bin froh, dass ich das nicht entscheiden muss!

Tooor für Neuseeland, 0:1 durch Shane Smeltz
Ich flipp weg! Shane Smeltz legt den Italienern hier ein dickes Ei ins Netz! Weiter Freistoß aus dem linken Halbfeld. Der Ball wird im 16er verlängert, Cannavaro kommt nicht kontrolliert dran und direkt vor Keeper Marchetti ist Kollege Smeltz zur Stelle und schiebt ein! Was'n Ding!

Erster langer Ball der Azzurri, aber Neuseelands Hintermannschaft besteht den Test, stellt Montolivo Abseits.

Keine zwei Minuten gespielt, und wir sehen den ersten Eckball für Italien...

So, unser strittiger Freund Jabulani hat den Arbeitstag in Nelspruit aufgenommen!

An der Tastatur im Übrigen heute: Lars Plantholt

Die Teams betreten derweil das - atemberaubend gut aussehende - Geläuf und wir beginnen den sonnigen Tag hier mit Nationalhymnen. Zum Einwippen geht's mit der italienischen los.

Das Spiel findet übrigens im kleinsten WM-Stadion, dem Mbombela Stadium statt. Aber das ist ein echtes Schmuckstück! Gut 40.000 dürften sich eingefunden haben. Und natürlich haben da auch nicht wenige daheim die Vuvuzela wieder unterm Sofa hervorgekramt, um uns gepflegt die wenigen verbliebenen Nerven wegzutröten.

Wo die - zugegeben nicht zahlreichen - Stärken der Kiwis liegen, bekamen die Italiener damals deutlich vor Augen geführt: "Besonders in der Luft und bei Standardsituationen geht Gefahr aus", weiß Giorgio Chiellini noch. Vor einem Jahr konnte die Squadra Azzurra aber wenigstens noch auf die eigene Offensive zählen. Ob das anno 2010 auch noch der Fall ist, erscheint dagegen eher fraglich. Die Ergebnisse des Jahres: 0:0, 1:1, 1:2, 1:1. Die Gegner: Kamerun, Mexiko, Schweiz, Paraguay. So richtig überzeugend ist das alles nicht.

Und heute wartet auf den Weltmeister natürlich ein ganz schwerer Brocken, eine echte Hürde, ein Riese des Weltfußballs: Neuseeland. ...Na gut, wir wollen die Kiwis nicht veralbern. Immerhin konnte das Land am anderen Ende der Welt schon den ersten WM-Punkt feiern - den ersten überhaupt wohlgemerkt.

...und bis dahin natürlich in der Vorschau zum Spiel!

Kaum ein Spiel der gesamten Vorrunde dürfte auf dem Papier eine so klare Sache sein wie das Treffen des amtierenden Weltmeisters und des Ausßenseiters vom anderen Ende der Welt.