20.07.2017 09:40 Uhr

Thalhammer: Quereinsteiger als Erfolsgcoach

Dominik Thalhammer hat alles im Griff
Dominik Thalhammer hat alles im Griff

Ein Sieg bei der EM-Premiere, neuer Meilenstein im österreichischen Frauenfußball: Mit dem 1:0 gegen die Schweiz haben Viktoria Schnaderbeck und Co. ihrer Sportart einen weiteren Imagegewinn verschafft. Vater des Erfolgs ist Dominik Thalhammer. Der ÖFB-Frauen-Teamchef hätte bei seiner Bestellung 2011 eine derart starke Entwicklung nicht für möglich gehalten.

Thalhammer war 2011 eigentlich nur als Leiter des Nationalen Frauenzentrums und U17-Coach vorgesehen. Nach dem Tod von Ernst Weber wurde er ins kalte Wasser geschmissen und lernte auch als A-Teamchef schnell schwimmen. Die Fußstapfen von Österreichs Frauenfußball-Pionier Weber waren dem damaligen "Quereinsteiger" nicht zu groß. Gestartet als Interimstrainer schaffte er den Sprung zur Ideallösung.

"Mir war damals wichtig, dass ich etwas aufbauen kann, das hatte mir zuvor gefehlt", gab Thalhammer Einblick. Er hat mit seinem Team den Sprung vom Spiel "quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit" ins Rampenlicht geschafft. Die EM-Teilnahme ist die dritte für den ÖFB nach der U17- (2013) und U19-EM (2006). Nach dem gesetzten Meilenstein schrieb der Weltranglisten-24. und Zypern-Cup-Sieger von 2016 mit dem Erfolg beim EM-Debüt weiter Geschichte. Thalhammer denkt schon an den nächsten Coup, gibt sich mit Erreichtem nicht zufrieden. "Wichtig ist mir, nie Stillstand einkehren zu lassen", betonte der ÖFB-Coach.

Er ist nicht der Typ, der sich den Erfolg alleine auf die Fahnen heften will. "Es gibt sehr viele Leute, die im Hintergrund sehr viel arbeiten", unterstrich Thalhammer. Vor allem Irene Fuhrmann spielt als Co-Trainerin eine große Rolle. Das Duo ergänzt sich gut. "Die Konstellation ist ideal", sagte der 46-Jährige. Die Spielerinnen haben sowohl eine männliche als auch weibliche Bezugsperson. Das ist in vielen Nationalteams Standard.

Thalhammer wirkt nach außen hin sehr ruhig. "Wichtig ist mir eine gewisse Professionalität vorzuleben", sagte der ÖFB-Coach. Von einem schreienden Trainer die Leviten gelesen bekommen Viktoria Schnaderbeck und Co. nicht. "Mir ist ein respektvoller Umgang sehr wichtig. Wenn man lauter wird, geht es eher nach hinten los. Im Frauenfußball soll man auf sozialer Ebene bleiben", schilderte der gebürtige Wiener.

Eisenfuß, Trainer-Jungspund und Student

Thalhammer kam als Spieler nicht über den Amateurbereich hinaus. Der Spitzname Eisenfuß vom Wienerwald sei passend gewesen für seine Spielweise. "Mich hat damals schon ein gewisses taktisches Verständnis ausgezeichnet, das war eher meine Stärke als das Technische", sagte der Ex-Kicker. Schnell wechselte er die Seiten. "Ich habe mich sehr früh für das Trainerwesen interessiert", so Thalhammer. Nach Erfahrungen beim SC Brunn folgte der Wechsel zur Admira. Dort arbeitete er sich bis zu den Profis hinauf, wo er im September 2004 mit 33 Jahren zum jüngsten Bundesligatrainer avancierte.

Im August 2005 folgte die Trennung, die Tätigkeit als Sportlicher Leiter des LASK 2007/08 blieb seine bisher letzte Erfahrung im Oberhaus. Bevor ihn der Ruf der Frauen ereilte habe er 2010 daran gedacht, den Trainerjob an den Nagel zu hängen. Er nahm damals auch sein Jus-Studium im zweiten Abschnitt wieder auf. Der Fußball verhinderte bisher einen Abschluss, sollte es in Zukunft Möglichkeiten geben will er den nachholen.

Priorität hat der Fußball. Thalhammer ist ein "sehr analytischer" Trainer. "Im Vergleich zu einigen Jahren davor bin ich viel gelassener und lockerer, nicht mehr so verbissen", gab der ÖFB-Teamchef Einblick. Eine Rückkehr ins Männergeschäft ist denkbar. "Nach der EURO will ich alles für mich neu ordnen. Mir macht meine Arbeit grundsätzlich viel Spaß, aber es gibt eben Phasen, wo man darüber nachdenkt, wie es weitergehen soll", hielt sich Thalhammer alles offen.

Oberster Fußballlehrer

Die ÖFB-Frauen sind nur ein Teil seines Arbeitsspektrums, seit Februar 2016 ist er auch als Sportlicher Leiter der ÖFB-Trainerausbildung tätig. "Das nimmt mehr Zeit in Anspruch. Es ist oft so, dass nach einem langen Tag am Abend noch Frauenfußball ansteht. 12- bis 13-Stunden-Tage sind keine Seltenheit", erklärte Thalhammer.

Die restliche Zeit widmet der Wahl-Oberösterreicher seinen zwei Töchtern und seiner Frau. "Arbeit und Familie, für mehr bleibt keine Zeit", so Thalhammer. Hobbies wie Golf, die früher von ihm ausgeübt wurden, müssen vorerst hinten anstehen. "Es ist wie es ist. Ich bin zufrieden", so Thalhammer.

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apa

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