12.06.2015 11:10 Uhr

Winnie gegen den Rest der Welt

Winfried Schäfers Jamaikaner sind der große Außenseiter in der Gruppe B
Winfried Schäfers Jamaikaner sind der große Außenseiter in der Gruppe B

Ein starbesetzter Top-Favorit, ein bissiger Titelverteidiger, eine Oldietruppe auf der letzten großen Reise und ein exotischer Wild-Card-Inhaber: In der Gruppe B trifft ein bunter und spannender Mix aufeinander. Die vier Mannschaften in der Übersicht:

Argentinien: Mit Starpower gegen die Durststrecke

Alles wie gehabt: Der Weg zum Titel führt wieder einmal nur über die Albiceleste. Der Vizeweltmeister zählt auch unter Ex-Barca-Coach Gerardo Martino, der im vergangenen August das Erbe von Alejandro Sabella antrat, zu den ganz Großen im internationalen Fußball. In der Offensive tummeln sich Weltklassespieler wie Lionel Messi, Sergio Agüero, Gonzalo Higuain, Angel di Maria und Rückkehrer Carlos Tévez. Sie alle können mit ihrer individuellen Qualität Spiele alleine entscheiden.

Der Schock des verlorenen WM-Finals ist längst verdaut, jetzt soll endlich der erste große Titel seit 22 Jahren (Copa America-Gewin 1993) her. Nur wenige neue Gesichter sind im Laufe der vergangenen Monate neu zum Kader gestoßen, auch Shootingstars wie Mauro Icardi oder Franco di Santo fanden unter Martino keine Berücksichtigung. Mit der geballten Erfahrung von knapp 900 Länderspielen ist Argentinien zweifelsfrei der Top-Favorit auf den Gewinn der Copa.

Beste Copa-Platzierung: 14 x Champions (1921, 1925, 1927, 1929, 1937, 1941, 1945, 1946, 1947, 1955, 1957, 1959, 1991, 1993)
Der Trainer: Gerardo Martino – Ein anerkannter Taktikfuchs, der bei seinem ersten großen Auftritt als Nationalcoach gleich nach dem Titel strebt.
Starspieler: Lionel Messi. „La Pulga“ bricht Rekorde im Akkord. Der aktuell beste Spieler der Welt!

 

Uruguay: Die Ersatzbeißer

Eine Truppe mit Biss - der Titelverteidiger sieht sich auch ohne Luis Suárez für das Turnier gerüstet! Viel wurde geschrieben über die Sperre des frisch gebackenen Champions-League-Siegers, der nach seiner Attacke gegen Giorgio Chiellini bei der WM 2014 für neun Pflichtspiele der Celeste gesperrt wurde. Diesmal müssen es also andere richten. Einer davon ist Edinson Cavani, Torgarant von Paris St. Germain, der als Hoffnungsträger der Urus auserkoren wurde. Nach dem Karriereende von Diego Forlan liegt viel Verantwortung auf den Schultern des baumlangen Knipsers.

Zudem treibt Nationalcoach Oscar Tabarez den überfälligen Umbruch im Kader Uruguays voran und setzt speziell in der Offensive auf einige neue Gesichter. Abgesichert von der Dino-Abwehr um Kapitän Diego Godin (88 Länderspiele), Maxi Pereira (101) und Alvaro Pereira (67) sollen vielversprechende Talente wie Sebastián Coates und Diego Rolán bei diesem Turnier reifen. Mit insgesamt 15 Copa-Triumphen ist Uruguay übrigens alleiniger Rekordhalter. Zum 16. Titel dürfte es wohl nicht reichen, doch mindestens das Halbfinale ist drin.

Beste Copa-Platzierung: 15 x Champions (1916, 1917, 1920, 1923, 1924, 1926, 1935, 1942, 1956, 1959, 1967, 1983, 1987, 1995, 2011)
Der Trainer: Oscar Tabarez – seit neun Jahren im Amt und in der Heimat verehrt. Erfolgscoach Tabarez ist Kult!
Starspieler: Edinson Cavani. Der wertvollste Spieler der Copa America 2011 steht unter gewaltigem (Erwartungs-)Druck, doch nach 31 Toren in 52 Pflichtspielen für PSG strotzt der Goalgetter vor Selbstvertrauen. Seine Form entscheidet über Wohl und Wehe der Celeste.

 

Paraguay: Die rockenden Oldies

"Ich roque" – immer noch! Der mittlerweile 33-jährige Roque Santa Cruz weiß einfach, wo das Tor steht. Am vergangenen Sonntag traf der 105-fache Nationalspieler gleich dreifach beim 2:2 gegen Honduras. Wie das geht? Zwei Mal netzte der ehemalige Bayern-Stürmer ins richtige und einmal ins falsche Gehäuse. Bei seinem letzten großen Turnier will er die Albirroja in die Knockout-Phase schießen. Unterstützt wird er bei diesem Vorhaben von einigen aus der Bundesliga bekannten Gesichtern: Schlitzohr Nelson Váldez von Eintracht Frankfurt soll ebenso für Tore sorgen wie Neu-Nationalspieler Raúl Bobadilla, der nach einer brillanten Saison beim FC Augsburg den Sprung ins Aufgebot geschafft hat. Zudem darf auch Lucas Barrios, der einst den BVB zum Meistertitel knipste, auf Einsätze im rot-weiß-blauen Dress hoffen.

Gegen Argentinien und Uruguay sind die Guaraníes, die mit einem Durchschnittsalter von über 28 Jahren fast schon als Fußballrentner durchgehen, zwar nur der Underdog, doch der dritte Platz, der unter Umständen fürs Viertelfinale reichen könnte, sollte am Ende schon herausspringen. Der eine oder andere Fan träumt sicher auch von einer Wiederholung des Wunders von 2011, als Paraguay erst im Finale der Copa das Nachsehen hatte.

Beste Copa-Platzierung: 2 x Champions (1953, 1979)
Der Trainer: Ramon Diaz - der langjährige Erfolgstrainer von River Plate Buenos Aires wurde im Dezember 2014 als Nachfolger von Víctor Genes verpflichtet. Seine Hauptaufgabe wird sein, dem Kader die notwendige Verjüngungskur zu verpassen.
Starspieler: Derlis González. Der 21-jährige Flügelflitzer wirbelt beim FC Basel und gilt als Mann für die Zukunft in Paraguay. In der abgelaufenen Champions-League-Saison machte er durch drei Treffer in acht Partien auf sich aufmerksam.

 

Jamaika: Das karibische Abwehrbollwerk

Die Exoten dieser Copa sind die Jamaikaner, die als Gastmannschaft eingeladen wurden. Die Reggae Boys werden immer noch vom bestens bekannten Winfried Schäfer gecoacht. Mit Daniel Gordon vom KSC gehört sogar ein Deutschland-Legionär zum Kader des Karibikstaats. Wes Morgan (Leicester City) und Adrian Mariappa (Crystal Palace) verfügen immerhin über Premier-League-Erfahrung und stabilisieren die Defensive, die das Prunkstück der Jamaikaner bildet. In der starken Gruppe B könnte die Mannschaft zum Zünglein an der Waage werden, die K.O.-Runde wird aber wohl ohne das Team aus der Karibik stattfinden.

Beste Copa-Platzierung: Jamaika nimmt zum ersten Mal teil
Der Trainer: Winfried Schäfer – "Winnie" betreut das Team seit 2013 und steht vor der schwierigen Aufgabe, mit seinen Jungs zwei große Wettkämpfe innerhalb von wenigen Wochen absolvieren zu müssen – im Juli steht nämlich schon der Gold Cup an!
Starspieler: Wes Morgan. Der eisenharte Verteidiger hat gerade erst den Klassenerhalt mit Leicester City gefeiert und dabei so manchen Stürmer der Premier League das Fürchten gelehrt. Physisch unglaublich stark.

 

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Heiko Lütkehus

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