15.01.2016 11:20 Uhr

Vor 50 Jahren: ...und keiner geht hin

Leere Ränge im Berliner Olympiastadion
Leere Ränge im Berliner Olympiastadion

In Zeiten des ständig ansteigenden Zuschauerandrangs blickt manch Fußballanhänger nicht ohne Häme auf die Werksklubs aus Wolfsburg oder Leverkusen, um darüber zu spotten, dass in den überschaubaren Stadion ab und an ein paar Plätzchen unbelegt bleiben. Auch die zurückhaltend gefüllten Ränge in Sandhausen oder dem Frankfurter Volksbank Stadion rufen nicht selten Spötter auf den Plan. Szenen wie beim Gastspiel der Fohlenelf aus Mönchengladbach bei Tasmania Berlin am 15. Januar 1966 sind heutzutage hingegen schlichtweg kaum vorstellbar. 

Berti Vogts und Co. kickten im altehrwürdigen Berliner Olympiastadion damals vor 827 handverlesenen Fans - bis heute pilgerten niemals weniger Anhänger zu einer Partie im deutschen Oberhaus. 

Dabei begann das Abenteuer Spitzenfußball für Tasmania Berlin, das sich in seiner ersten und einzigen Bundesliga-Spielzeit 1965/1966 den unrühmlichen Titel "Schlechtester Bundesligist aller Zeiten" verdiente, verheißungsvoll: Beim Debüt in Liga eins wurde der Karlsruher SC vor mehr als 80.000 Fans mit 2:0 bezwungen. Nach einer 0:5-Auswärtsabreibung in Mönchengladbach schien den Berlinern die Lust am Fußball aber auch schon wieder vergangen zu sein. Beim nächsten Heimspiel gegen den BVB pilgerten wenigstens noch 70.000 Mannen ins Rund, zwei Wochen später nur noch 40.000 und fünf Heimpleiten später bestaunten nur noch 4000 Zuschauer die 1:2-Niederlage gegen Schalke. Zwei weitere sieglose Partien daheim folgte dann der Kick vor eingehend erwähnter historischer Minuskulisse. 

Etwas Gutes hatte das müde 0:0 vor heutigem Landesliga-Zuschauer-Niveau aber doch - und zwar einen Punkt für die gebeutelten Berliner. Angepeitscht von diesem Erlebnis, stürmten beim nächsten Heimkick wieder 8000 Zuschauer ins Olympiastadion, das "Hoch" hielt jedoch nicht lange an.

Mehr dazu:
>> Tasmania-Heimspiele Hinrunde 1965/1966
>> Tasmania-Heimspiele Rückrunde 1965/1966
>> Spielbericht der historischen Partie

Marc Affeldt

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