08.10.2016 16:20 Uhr

(K)Ein Spiel wie jedes andere

Für Aleksandar Dragović und Marko Arnautović steht ein ganz besonderer Termin an
Für Aleksandar Dragović und Marko Arnautović steht ein ganz besonderer Termin an

Österreichs Nationalteam reiste am Samstag zum Auswärtsspiel (Sonntag, ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in der WM-Qualifikation gegen Serbien ab. Neben Anspannung vor dem nächsten schweren Duell waren bei auch Aleksandar Dragović und Marko Arnautović auch Emotionen im Gepäck.

"Man kann dort auch nur drei Punkte holen, wie in Georgien", gab Aleksandar Dragović bereits nach dem 2:2 daheim gegen Wales zu Protokoll. Natürlich hat er damit recht. Für Österreich ist vor allem ein voller Erfolg gegen die unter ihrem Wert aus dem vierten Lostopf gezogenen Serbien wichtig. Sie liegen in der Gruppe D Österreich sowie Wales und Irland bei vier Punkten gleichauf.  Verlockend ist die Hoffnung sich in dieser Gruppe nach vorne absetzen zu können.

Insofern ist es ein "Spiel wie jedes andere", nicht aber auf persönlicher Ebene. Weder für Dragović noch seinen Spezi Marko Arnautović. Beide haben serbische Wurzeln. "Ich habe sehr viel Familie in Serbien", erklärte der Stoke-Legionär. "Natürlich wird es für mich emotional."

Der Sohn eines Serben und einer Österreicherin stand vor dem Duell naturgemäß in Kontakt mit Verwandten und Freunden: "Nicht alle werden mir die Daumen drücken. Aber ich spiele für Österreich und werde alles geben." Auch Dragović wusste: "Leider Gottes halten alle zu Serbien, nur meine Oma und mein Opa zu mir. Wir sind in Unterzahl."

Pfiffe des Publikums, weil sich beide gegen eine Karriere beim serbischen Verband entschieden haben, sind nicht auszuschließen. "Das ist normal so", meinte Arnautović, "es geht wahrscheinlich jedem Spieler so, der Verwandte in einem anderen Land hat." Seinerseits wolle er "Fans nicht provozieren".

Respekt ist angesagt

Falls Marko Arnautović gegen Serbien einen ähnlich exzellenten Tag erwischt wie gegen Wales und sein Konto von bisher 13 Länderspieltreffern weiter erhöht, steht eines für den 27-Jährigen fest: "Natürlich freue ich mich dann riesig, aber ich werde nicht jubeln, aus Respekt vor meinem Vater." Aleksandar Dragović rechnete zwar nicht mit einem persönlichen Torerfolg - "das kommt selten vor" -, würde aber ebenfalls vom Jubel absehen: "Innerlich ja, aber äußerlich würde es sich in Grenzen halten."

Anders als Arnautović, der beim 1:3 daheim im Oktober 2008 gegen Serbien sein zweites Länderspiel für Österreich bestritt, kennt Dragović das als "Marakana" besser bekannte Stadion Rajko Mitić schon. Im Juni 2009 absolvierte der Innenverteidger beim 0:1 in der WM-Qualifikation sein ÖFB-Debüt, weil Sebastian Prödl einer Erkrankung zum Opfer fiel. "Ich kann mich bei Constantini (damals Teamchef, Anm.) nur tausend Mal bedanken, dass er mich eingesetzt hat."

Von seinem Opa wurde der Ex-Austrianer Aleksandar Dragović zum Fan von Crvena Zvezda (Roter Stern Belgrad) "erzogen". Die Premiere in "seinem" Stadion wird für ihn stets ein Highlight bleiben: "Es hätte kein schöneres Debüt geben können, naja vielleicht wenn wir gewonnen hätten."

Nun hält der 25-jährige Neo-Leverkusener bei 51 Einsätzen im ÖFB-Team, sieht sich gereift und verfolgte das Scheitern von Crvena Zvezda in der Champions-League-Qualifikation im TV mit. Die serbische Liga interessiere ihn weniger, um die gegenwärtigen Akteure des Nationalteams zu kennen ist das auch nicht zwingend notwendig.

Dragović hebt Serbien in Favoritenrolle

"Meiner Meinung nach sind sie Favorit, weil sie zu Hause spielen", so Dragović. "Sie standen zuletzt in der Kritik, haben aber beim 3:0 in Moldau bewiesen, dass sie eine schlagkräftige Truppe haben."

Coolness wird jedenfalls gefragt sein, auch wenn das 54.000 Zuschauer fassende Marakana eher nur zur Hälfte gefüllt sein wird. "Wenn es nicht läuft, dann drehen sie leicht durch, schimpfen den Schiedsrichter und so weiter", erklärte Dragović, "Wichtig ist, wir dürfen uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Egal was passiert."

Wohlwollende Worte gab es auch von Arnautović in Richtung des Gegners. "Die Einzelspieler haben riesige Qualitäten. Aber auch sie haben einen Druck, gegen uns ist vielleicht eines ihrer schwersten Spiele. Wir können uns auf jeden fall drauf einlassen, dass wir gegen eine überragende Mannschaft spielen."

Selber tiefstapeln, die Stärken des Gegners loben. Es klang tatsächlich wie vor jedem anderen ÖFB-Länderspiel. Fast. "Ich wünsche ihnen das Beste für die WM-Quali, aber gegen uns sollen sie einen schlechten Tag erwischen", so Dragović, "sie sollen Zweiter werden." Hinter Österreich natürlich.

Mehr dazu:
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Sebastian Kelterer, weltfussball.at aus Belgrad

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