03.07.2017 08:10 Uhr

Schiedsrichterinnen am Weg nach oben

Im Gegensatz zu den Fußballerinnen kommt die Frauen-EM in den Niederlanden für Österreichs Schiedsrichterinnen zu früh. "Die EM ist noch kein Thema. Wir sind im Bereich U19 und U17 zu Hause", sagte ÖFB-Schiri-Chef Robert Sedlacek. In Zukunft soll sich das ändern. Julia Baier machte dafür zuletzt einen Schritt, sie überzeugte bei der U17-EM in Pilsen, durfte auch das Finale leiten.

"Es war mein Karriere-Highlight, eine sehr gute Erfahrung, die mich weitergebracht hat", schilderte Baier. Die 28-Jährige ist die jüngste von den drei ÖFB-FIFA-Schiedsrichterinnen. Barbara Poxhofer (31) hat die größte Routine, daneben gibt es noch Michaela Fritz (30). "Sie sind jung und ambitioniert. Wir sind langsam, aber sicher, auf dem Weg nach oben", ist Sedlacek zufrieden.

Um dem Frauen-Schiedsrichtertum mehr Professionalität zu geben, wurde analog zu den Männern ein Förderkader für Frauen eingerichtet. "Die Dichte bei den Frauen ist aber nicht so groß", sagte der Vorsitzende der ÖFB-Schiedsrichter-Kommission. Baier weiß warum. "Frauen-Schiedsrichter ist noch nicht so eine beliebte Tätigkeit, das Interesse daran ist nicht so groß, sehr viele Mädels tun sich das nicht an", erläuterte die Oberösterreicherin.

Für Baier überwiegt das Positive. "Ich habe große Freude am Fußball. Man lernt viele Leute kennen, und dass man sich ein Taschengeld dazuverdienen kann, ist ein netter Nebeneffekt", sagte die Ex-Musik-Pädagogin. Bereits früh wurde sie vom Schiedsrichtervirus infiziert. "Ich bin damit aufgewachsen, weil mein Vater über 20 Jahre lang Schiedsrichter war", erzählte Baier. Zuerst spielte sie in einem Verein, dann wurde sie Schiedsrichterin.

"Alles ist trainierbar"

Bereits seit 2007 geht sie dem zeitintensiven Hobby nach. Der Weg war nicht immer einfach. "Vorurteile gibt es immer wieder, wie in jeder Berufssparte hat man damit zu kämpfen. Es interessiert mich aber nicht, was andere denken. Wenn einer meint, dass eine Frau nichts am Fußballplatz zu suchen hat, ist das seine Sache. Mir ist das egal", verlautete Baier.

Sie leitet mehr Herren- als Damenspiele, hat sich von der untersten Klasse bis in die Regionalliga gekämpft. Die Zuschauer haben sich mittlerweile mit dem weiblichen Geschlecht als Referee angefreundet. "Es ist nicht mehr kurios, wenn eine Frau als Schiedsrichter daherkommt", freut sich Baier. Kleinlaute Bemerkungen aus dem Publikum gebe es trotzdem. Damit hat sie umgehen gelernt. "Man entwickelt eine dicke Haut und mit den Jahren wird man immer gefestigter, was das Mentale betrifft", gab Baier Einblick. Beruflich hat sie umgesattelt, absolviert die Ausbildung zur Polizistin.

Sportlich will sie sich bei den Herren in der Regionalliga und bei den Frauen international, wo sie in der dritthöchsten Kategorie ist und auch Champions-League-Spiele der ersten Runden sowie Länderspiele und Endrunden-Qualipartien leiten darf, weiter etablieren. "Die Männer-Bundesliga habe ich mir jetzt nicht als Ziel gesetzt, weil ich mich nicht mit einem dritten Ziel noch mehr unter Druck setzen möchte. Es wird aber eventuell eines werden", sagte Baier.

Die körperlichen Anforderungen dafür sind im Gegensatz zu den unteren Ligen für Frauen und Männer gleich. Das schreckt laut Sedlacek Frauen ab. Genauso wie der "schwere Weg" nach oben. "In Ländern wie Norwegen, Frankreich oder Deutschland können sich Frauen über den Frauenfußball qualifizieren. Bei uns müssen gute Frauen den Weg über die Landes- und Regionalliga gehen", erinnerte Sedlacek.

Sara Telek ist eine davon. Sie schaffte den Sprung in den Männer-Förderkader für Assistenten. "Das zeigt, dass alles trainierbar ist", sagte Baier. Bringen Förderkader-Mitglieder gute Leistungen ist nach "ein, zwei Jahren" der Sprung nach oben möglich. Für Baier zählt die Gegenwart, da darf sie am Samstag in Falkenberg beim Test von EM-Teilnehmer Schweden gegen Mexiko EM-Luft schnuppern. Sie ist vierte Offizielle, Poxhofer Schiedsrichterin.

apa

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