13.08.2018 17:03 Uhr

Das bedeutet der Kehrer-Abgang für Schalke 04

Thilo Kehrer wird den FC Schalke 04 verlassen
Thilo Kehrer wird den FC Schalke 04 verlassen

Am Sonntag überraschte Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 mit der Bekanntgabe des Transfers von Thilo Kehrer zu Paris Saint-Germain. Sportlich ist der Abgang des Innenverteidigers verkraftbar. Auf anderer Ebene ist Kehrer für die Königsblauen jedoch kaum zu ersetzen.

Die Aussagen waren eindeutig. "Der Transfer hat eine wirtschaftliche Dimension, wo auch Schalke nicht Nein sagen kann", begründete Christian Heidel im Rahmen einer Pressekonferenz den bevorstehenden Wechsel von Thilo Kehrer zu Paris Saint-Germain.

Es handele sich um den "zweitteuersten Transfer der Vereinsgeschichte", ergänzte der Manager des FC Schalke 04. Kurz gesagt: Wirtschaftlich war der Abgang des 21-jährigen Hoffnungsträgers alternativlos.

37 Millionen Euro plus Bonuszahlungen überweisen die Pariser angeblich nach Gelsenkirchen - ein warmer Regen für den Revierklub, der in dieser Saison erstmals nach drei Jahren Durststrecke wieder in der lukrativen Champions League vertreten ist. Nur der Verkauf von Leroy Sané im Sommer 2016 an Manchester City spülte mehr Geld in die Schalker Kassen.

Das Transferminus von bislang rund 25 Millionen Euro in diesem Sommer gleichen Heidel und Co. mit dem Kehrer-Deal auf einen Schlag aus. Zudem wird zusätzliches Geld frei, um die Kaderbreite womöglich mit weiteren Neuzugängen zu erhöhen.

Kehrer ist sportlich für den FC Schalke 04 ersetzbar

Aus sportlicher Sicht dürfte der Abgang von Kehrer die Aussichten der Schalker auf eine erfolgreiche Saison nur geringfügig schmälern. Einen Stammplatz hatte Kehrer in Anbetracht der Konkurrenzsituation im Team von Trainer Domenico Tedesco nicht sicher.

Neben Neuzugang Salif Sané von Hannover 96 können mit Naldo, Matija Nastasic und Benjamin Stambouli drei weitere arrivierte Kräfte die Positionen in der defensiven Dreierkette besetzen.

Sofern nicht gleich mehrere zentrale Abwehrspieler über einen längeren Zeitraum ausfallen, ist die nötige Quantität und Qualität in diesem Mannschaftsteil auch nach dem Kehrer-Abgang gewährleistet.

Einen Panikkauf, um den ehemaligen Junioren-Nationalspieler noch vor Saisonstart kurzfristig zu ersetzen, muss Schalke unter diesen Vorzeichen nicht tätigen.

Weiterer Schlag für die Fan-Seele auf Schalke

Für die Schalker Fan-Seele ist der Verlust des Youngsters jedoch ein weiterer Stich. Mit Kehrer verlieren die Gelsenkirchener einmal mehr einen Spieler, der aus der eigenen Jugendabteilung den Sprung zu den Profis schaffte.

Zwar wechselte Kehrer erst im Alter von 15 Jahren vom VfB Stuttgart in die Knappenschmiede. Die Anhänger des siebenfachen deutschen Meisters betrachteten den gebürtigen Schwaben jedoch trotzdem als "echtes" Eigengewächs.

2015 führte Kehrer die U19 der Königsblauen als Kapitän zum Meistertitel in der Junioren-Bundesliga. Im Februar 2016 folgte im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg das Profi-Debüt.

Spätestens nach seinem ersten Bundesligator, dem Treffer zum 1:1 Revierderby gegen Borussia Dortmund im April 2017, war ihm die uneingeschränkte Zuneigung der Fans gewiss. Der damalige Kapitän Benedikt Höwedes adelte den Youngster nach der Partie als "Schalker Jungen".

Auch die unwürdige Posse im Sommer 2015, mit der Kehrer einen Wechsel zu Inter Mailand erzwingen wollte, war vergeben.

Thilo Kehrer bejubelt erstes Bundesligator gegen den BVB
Thilo Kehrer bejubelt erstes Bundesligator gegen den BVB

Kaum mehr Eigengewächse beim FC Schalke 04 übrig

Doch eben diese Schalker Jungen sind nach dem Abgang von Kehrer im Kader der Königsblauen zu einer Rarität geworden.

Mit Höwedes und Max Meyer verließen zwei weitere Absolventen der Knappenschmiede in diesem Sommer den Klub. Torhüter und Kapitän Ralf Fährmann ist das letzte verbliebene Eigengewächs im Team.

Die einst so beeindruckende Durchlässigkeit vom Jugendbereich hin zur ersten Mannschaft hat in den letzten Jahren deutlich gelitten.

Seit Kehrer 2015 zu den Profis stieß, hat sich kein weiterer Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Profiteam etabliert - abgesehen von Weston McKennie, der allerdings erst mit 18 aus den USA nach Gelsenkirchen kam.

Schalke muss aufpassen, dass es seinen Ruf als exzellenter Ausbildungsverein nicht verliert - und weiterhin Leistungsträger sowie Identifikationsfiguren aus dem eigenen Stall heranwachsen können.

Erste Anzeichen, dass das 19 Jahre alte Abwehrtalent Niklas Wiemann die freiwerdende Kaderposition von Kehrer übernehmen könnte, machen Hoffnung, dass dies auch den Verantwortlichen bewusst ist.

Jonas Hofmann

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