13.12.2018 12:40 Uhr

Darum findet Bayern noch nicht zurück zu alter Stärke

Bei Ajax Amsterdam gab der FC Bayern zweimal eine Führung aus der Hand
Bei Ajax Amsterdam gab der FC Bayern zweimal eine Führung aus der Hand

Sechs Tore, zwei Roten Karten und zwei Elfmeter: Das Auswärtsspiel des FC Bayern in der Champions-League war ein wahres Spektakel. Doch ob defensive Schwächen oder Pulverfässer auf der Bank: Das 3:3 gegen Ajax Amsterdam offenbarte auf und neben dem Platz große Probleme.

Die Bayern wurden nach dem Remis nicht müde hervorzuheben, wie schwer die Aufgabe beim Amsterdamer Renommierklub war. "Ajax ist einfach gut, das haben wir schon in München gesehen", so etwa Kapitän Manuel Neuer. Grund auch für Trainer Niko Kovac, seinen "Jungs" ein "großes Kompliment" auszusprechen. "Bei Ajax so zu spielen", sei alles andere als einfach. 

Ohnehin sei einzig und allein wichtig, dass sein Team mit 14 von 18 möglichen Punkten den Gruppensieg einfuhr. Auch die Ergebnisse stimmen mittlerweile wieder: In den letzten zwölf Pflichtspielen kassierte der FC Bayern nur eine Niederlage.

Dennoch bleiben große Zweifel, dass die Münchner in der aktuellen Verfassung um die angepeilten Titel in der Champions League und in der Bundesliga wirklich mitspielen. weltfussball hat die Probleme des Rekordmeisters analysiert.

  • FC Bayern verliert das Selbstverständnis

Gegen Ajax wurde eine große Schwäche der Bayern in dieser Saison mehr als offenkundig. Nach gutem Beginn und verdienter Führung ließ die Kovac-Elf die Zügel in der zweiten Halbzeit allmählich aus der Hand. 

Nicht nur der Ausgleich durch Dusan Tadic nach rund einer Stunde brachte den Favoriten aus dem Konzept. Auch die Auswechslung von Serge Gnabry, bis dato einer der stärksten Akteure, schien das Team zu verunsichern. Thiago, der für Stabilität im Mittelfeld sorgen sollte, konnte den Kombinationsfluss der Münchner nicht aufrecht halten.

Wirr und bisweilen aberwitzig trat Bayern in der Folge auf, den Vorteil durch die Rote Karte gegen Amsterdams Wöber (67.) machte Thomas Müller wenig später (75.) mit dem eigenen Platzverweis wieder zunichte. Dass zum sechsten Mal in dieser Saison ein Vorsprung verspielt wurde, spricht Bände. Immer wieder haben die Münchner demnach Probleme, den Sack zuzumachen.

Obendrein verdeutlichen die Spielstatistiken das aktuell fehlende Selbstverständnis: Gegen eine, zugegeben, mutig aufspielende Heimmannschaft, hatte Bayern weniger Ballbesitz (46 Prozent) und verzeichnete weniger Torschüsse (14 zu 17). 104 Fehlpässe sammelte der Gast aus München, Ajax derer nur 89. Auch die Passquote fällt mit nur 78 Prozent (Ajax: 84 Prozent) negativ aus.

  • Löchrige Defensive beim FC Bayern

Niklas Süle und Jérôme Boateng bilden mittlerweile das feste Duo in der Innenverteidigung. Wirklich überzeugen konnte gegen Ajax aber keiner der beiden. Daher ist die anfällige Defensive derzeit eine der größten Baustellen von Niko Kovac.

Allen voran Boateng erwischte keinen guten Tag. Während er sich eingangs als einer der Stabilsten Verteidiger auszeichnete, ging dem 30-Jährigen mit fortwährender Spieldauer die Souveränität abhanden.

Sein Aussetzer in der Schlussphase, als er Kasper Dolberg im Strafraum unnötig umfuhr, bescherte Ajax die zwischenzeitliche Führung.

Nur allzu passend, dass sein Nebenmann Niklas Süle ebenfalls keine Bestleistung zeigte. In der Nachspielzeit war es der 23-Jährige, der mit einer unglücklichen Grätsche das dritte Gegentor verursachte. Schon beim 1:1-Ausgleich passte die Abstimmung zwischen den beiden Innenverteidigern nicht, als Ajax über mehrere Stationen schnellen Kombinationsfußball zeigte.

Letztlich ist die Defensive mit 24 Gegentoren in dieser Saison zu anfällig. Will Bayern in dieser Saison Titel gewinnen, muss an dieser Stellschraube gedreht werden.

  • Das Pulverfass auf der Bank des FC Bayern

"Süle und Boateng haben die letzten drei Spiele gut gemacht, ergänzen sich", erklärte Kovac nach dem Auftritt in der Champions League bei "Sky", "deshalb ändere ich dort jetzt erst einmal nichts." Worte, die bei Mats Hummels wohl nicht gut ankommen.

Denn dieser stand letztmalig bei der 2:3-Niederlage gegen den BVB in der Anfangsformation. Seither begnügt sich der Verteidiger mit einem Bankplatz. Der Anspruch des Routiniers ist allerdings vielmehr, als Führungsspieler in Erscheinung zu treten.

Da der FC Bayern obendrein offen mit einer Verpflichtung von Stuttgarts Benjamin Pavard im Sommer kokettiert, dürfte die Luft für den Noch-29-Jährigen künftig noch dünner werden.

Noch prekärer ist die Situation jedoch bei Offensivstar James Rodríguez, der abermals auf der Bank Platz nehmen musste. Der Leihspieler stand unter Kovac erst siebenmal in der Startelf. Auch deshalb wird immer wieder über die große Unzufriedenheit des Kolumbianers berichtet.

Mittlerweile ist gar ein Abschied des 27-Jährigen im Winter denkbar - eine erstaunliche Entwicklung, zählte James unter Jupp Heynckes in der vergangenen Saison noch zu den großen Säulen.

Dass sowohl James als auch Hummels unter Kovac künftig wieder eine Rolle spielen, ist derzeit nicht abzusehen. Allein deshalb drohen den Bayern in den nächsten Wochen neue Nebenkriegsschauplätze. Schließlich haben die vergangenen Monate gezeigt, wie schnell die Stimmung in München umschlagen kann. 

Gerrit Kleiböhmer

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten