23.10.2020 09:23 Uhr

Aiwu: "Bin reifer und selbstbewusster"

Emanuel Aiwu ist mit 19 bereits zum
Emanuel Aiwu ist mit 19 bereits zum "Leader" bei der Admira herangewachsen

Mit 17 Jahren das Bundesliga-Debüt, mit 19 Jahren mittlerweile unangefochtene Stammkraft beim FC Flyeralarm Admira. Der Stern von Abwehrtalent Emanuel Aiwu ging in rasantem Tempo auf und brachte den jungen Österreicher mit nigerianischen Wurzeln bereits bis ins U21-Nationalteam. Grund genug für weltfussball, um den Shootingstar aus der Südstadt zu seinem bisherigen Karriereweg zu befragen.

>> Die Vereinsstatistik von Emanuel Aiwu in der weltfussball-Datenbank

Wir schreiben den 8.Mai.2018. Die Admira hat nach einem 4:2-Heimsieg gegen den WAC im folgenden Auswärtsspiel den FK Austria Wien vor der Brust. Der damalige Admira-Trainer Ernst Baumeister hat vor der Partie gegen die "Veilchen" mit einigen Verletzungssorgen in der Defensive zu kämpfen und bedient sich deshalb aus dem vereinseigenen Nachwuchs. Emanuel Aiwu heißt der damals erst 17-jährige Abwehrspieler, der gegen die Austria folglich zu seinem Bundesliga-Debüt kommen sollte.

Guter Einstand, Etablierung unter Reiner Geyer

Dabei war der Abwehrspieler eigentlich an jenem Wochenende für die U18 der Admira eingeplant, die noch um den Meistertitel in der Nachwuchsliga spielte. Für Emanuel Aiwu eine sehr besondere Situation, wie er im Interview mit weltfussball darlegt: "Ich hatte am Freitagabend noch das Abschlusstraining mit der U18-Mannschaft, als mich danach Ernst Baumeister angerufen hat und zu mir sagte, dass ich gegen die Austria spielen werde und meine Chance bekomme. Das hat mich natürlich sehr glücklich gemacht. Ich bin dann am nächsten Tag ohne Abschlusstraining direkt mit der Mannschaft zum Spiel gefahren und klar war ich zunächst etwas nervös, aber nach ein paar Ballkontakten hat sich das gelegt und ich wusste, solange ich mein Spiel durchziehe, kann nichts passieren."

Die Partie gegen die Austria endete mit einem torlosen Remis, eine weiße Weste zum Bundesliga-Debüt war für den damaligen Nachwuchskicker ein beachtlicher Einstand. Doch es sollte nicht seine letzte Partie in dieser Saison gewesen, in den letzten beiden Runden kam Emanuel Aiwu gegen Sturm Graz und den SKN St. Pölten zu zwei weiteren Stammelf-Einsätzen über 90 Minuten.

Nach einem etwas durchwachsenen Saisonstart in die Saison 2018/19, konnte sich der damals 17-Jährige nach dem Trainerwechsel von Ernst Baumeister zu Reiner Geyer seinen Stammplatz in der Abwehrzentrale der Südstädter erarbeiten und brachte es unter dem deutschen Ex-Coach auf 19 Bundesligaeinsätze, bei denen ihm drei Tore gelangen.

Kein Problem mit Trainerwechseln

Seitdem ist Emanuel Aiwu in seiner bisherigen Bundesligakarriere bei der Admira nun schon unter sechs verschiedenen Trainern gesetzt, doch die Umstellung fiel ihm dabei nie allzu schwer: "Klar will jeder Trainer etwas anderes, aber wir sind Profis und müssen mit solchen Situationen umgehen. Ich versuche immer, mein Bestes im Training zu geben und zu zeigen, dass ich in der Startelf bleiben will und das versuche ich dann auch im Match umzusetzen und der Mannschaft zu helfen. Ich weiß, was ich kann und bin natürlich sehr dankbar, dass bereits mehrere Trainer mir das Vertrauen gegeben haben."

Mittlerweile steht der 19-Jährige nun schon bei 57 Pflichtspieleinsätzen für die Admira und hat sich als wahrer Führungsspieler in der Defensive des niederösterreichischen Klubs etabliert. Eine Rolle, die er gern annimmt: "Als Innenverteidiger habe ich das Spiel immer vor mir und da versuche ich meinen Mitspielern mit Coaching zu helfen, mit ihnen viel zu reden und ihnen positiv Unterstützung zu geben. Natürlich bin ich noch jung, aber ich hab' mich in den letzten Jahren viel weiterentwickelt, bin reifer und selbstbewusster geworden und geb' einfach mein Bestes, um der Mannschaft zu helfen."

Als Abwehrchef ist es auch wichtig, stets einen coolen Kopf zu bewahren. In seinen bisherigen Pflichtspielen für den FC Flyeralarm Admira musste der 19-Jährige bisher noch kein einziges Mal frühzeitig aufgrund einer gelb-roten oder roten Karte vom Platz. Ein Umstand, der den Youngster nicht überrascht: "Ich hab' dafür schon einige gelbe Karten bekommen (lacht). Wenn ich verwarnt bin, weiß ich einfach, dass ich vorsichtiger sein muss und beginne dann mein Spiel zu überdenken. Ich geh' nicht mehr mit vollem Risiko in jeden Zweikampf, gerade wenn der gegnerische Stürmer den Kontakt suchen könnte. Je mehr Spiele du absolvierst, desto mehr Routine gewinnst du dazu und das hat mir bisher gut geholfen, nicht mit Gelb-Rot vom Platz geflogen zu sein."

Salzburg-Interesse und der Traum von der Premier League

Der rasante Aufstieg des Abwehrjuwels der Admira blieb natürlich nicht unbemerkt und die ersten Interessenten erkundigten sich bald nach dem 19-jährigen Defensivtalent. Richtig konkret wurde es im Frühjahr 2020, als niemand geringerer als Meister Red Bull Salzburg bei den Südstädtern mit einer Rekordablösesumme anklopfte.

Im Hinblick auf den kommenden Abstiegskampf, lehnte die damalige sportliche Führung der Admira einen Wechsel trotz eines reizvollen Transferangebotes ab. Obwohl Aiwu im ersten Moment schon etwas enttäuscht war, trauerte er dieser Möglichkeit nicht allzu lange nach: "Es ist natürlich eine große Ehre, wenn dich ein Verein wie Red Bull Salzburg haben möchte und es war schon schade, dass es nicht funktioniert hat. Aber ich kann auch die Admira verstehen und hab mir damals gesagt, es ist so wie es ist, alles im Leben hat einen Grund und wenn sich irgendwo eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo wieder eine andere. Ich muss einfach weiter hart an mir arbeiten, meine Spiele machen und dann sehen wir, was sich in Zukunft ergibt."

Die Admira behielt mit ihrer Entscheidung folglich recht, Aiwu blieb und der Klassenerhalt wurde am letzten Spieltag geschafft. Dennoch folgte im Sommer noch nicht der nächste Schritt, obwohl es Interesse gegeben hat: "Ja, es gab einige Gespräche mit Vereinen, aber im Endeffekt haben wir uns alle dann geeinigt, dass ich noch bei der Admira bleibe. Was in ein paar Monaten oder am Saisonende passiert, sehen wir dann."

Als mittlerweile vierfacher U21-Teamspieler Österreichs hat Emanuel Aiwu auch schon auf internationaler Ebene einige Erfahrungen sammeln können. Gerade die 1:2-Niederlage gegen England blieb ihm dabei gut in Erinnerung, ging es dort doch gegen einige Spieler, die bereits in der englischen Premier League zum Einsatz kommen. Eine Liga, die er in der Zukunft nur allzu gerne selbst als Spieler erleben möchte: "Es wäre auf jeden Fall mein Traum, dort zu spielen. Es ist meiner Meinung nach die beste Liga und da will ich mich definitiv irgendwann mal zeigen können."

Max Augustin

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