04.11.2020 12:30 Uhr

Argentinien betet für sein Heiligtum Maradona

Großer Andrang vor dem Krankenhaus in Buenos Aires
Großer Andrang vor dem Krankenhaus in Buenos Aires

Argentinien bangt erneut mit seinem Heiligtum: Diego Maradona musste sich einer Operation am Kopf unterziehen. Der Eingriff soll gut verlaufen sein.

Sie weinten, sie beteten, sie zitterten, schwenkten Fahnen und sangen immer wieder seinen Namen: Diego Maradona. Hunderte Fans harrten vor der Clinica Olivos in Buenos Aires aus, während ihr Liebling, ihr Held, ihr Heiligtum drinnen von vier Ärzten am Gehirn operiert wurde. Am späten Abend dann erste Entwarnung - doch das Bangen um Maradona geht weiter.

"Diego hat den Eingriff gut vertragen, er ist schon wach", sagte sein Leibarzt Leopoldo Luque nach der eilig angesetzten OP, die knapp 1:20 Stunden dauerte, im Gewusel von Anhängern und TV-Teams: "Es geht ihm gut." Doch bei Maradonas Vorgeschichte - viel zu viel Alkohol und Drogen - kann man natürlich nie wissen. "Wir müssen abwarten", schrieb die Zeitung "Clarin".

Es ist "traurig" sagte ein Fan vor der Klinik in der Avenida Maipu Nummer 1600, "aber wir sind immer an seiner Seite, bis zum letzten Tag". Und wie immer wenn es beim Fußball-Idol um Leben und Tod geht, war auch diesmal Argentinien quasi live dabei.

Maradona geht es ja schon lange nicht gut. Am Montag, drei Tage nach seinem 60. Geburtstag, wurde der Weltmeister von 1986 in La Plata, wo er als Trainer des ortsansässigen Erstligisten Gimnasia y Esgrima angestellt ist, in ein Krankenhaus eingeliefert.

Am Dienstag verschlechterte sich sein Zustand überraschend, um 18:01 Uhr Ortszeit wurde Argentiniens "Dios" (Gott) nach Buenos Aires verlegt - zwei Polizeiautos eskortierten den Transport, drei Autos für Familie und Freunde fuhren hinterher. Der Tross suchte sich den Weg durch ein chaotisches Spalier von Reportern und Schaulustigen, irgendjemand zündete sogar Bengalos.

Früher hielten seine Fans den Atem an, wenn Maradona den Ball bekam - heute vor Angst, er könnte sie für immer verlassen. Gegen 19 Uhr traf Maradona in der Klinik ein und lag zwei Stunden später schon auf dem OP-Tisch. Ihm wurde ein subdurales Hämatom entfernt, eine Blutung zwischen Hirnhaut und Gehirn. Drinnen wachten seine Töchter Gianinna und Dalma sowie einige seiner sieben Geschwister am Krankenbett, draußen hielten Anhänger Mahnwache mit ihren Bannern und Fahnen.

Viele glauben, dass die "10" immer noch der genialste Spieler der Geschichte ist. "Mit Maradona ist der Hunger leichter zu ertragen", stand auf einem Fanplakat während seiner besten Zeit in Neapel. Er verlieh Spielern Klasse, die ohne ihn höchstens Durchschnitt waren. Aber danach schaffte es Maradona nicht, halbwegs geräuschlos durch das Leben zu gehen.

"Er ist ein komplizierter Patient, schwer zu behandeln, weil er nicht so gehorsam ist wie andere", sagte sein Leibarzt Luque zuletzt. An seinem 60. Geburtstag gab Maradona ein trauriges Bild ab, sichtbar geschwächt, er hatte Schwierigkeiten beim Gehen und Sprechen. Laut Luque griff Maradona wieder häufig zum Alkohol, um Depressionen zu entfliehen.

Vor der Clinica Olivos werden sie weiter für Maradona beten - er ist ihr Liebling, ihr Held, ihr Heiligtum.

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