20.05.2021 09:57 Uhr

Telek: "Mit dem Finale habe ich nicht gerechnet"

Sara Telek ist Österreichs Aushängeschild bei den Schiedsrichterinnen
Sara Telek ist Österreichs Aushängeschild bei den Schiedsrichterinnen

Sara Telek wurde als erste Schiedsrichterin aus Österreich für das Finale der Frauen-Champions League nominiert und steht seit Februar 2020 auch als erste weibliche Schiedsrichterassistenten in der Bundesliga an der Seitenlinie. Im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung" spricht sie über ihren bisherigen Werdegang.

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Seit fast eineinhalb Jahren beackert Sara Telek als erste weibliche Schiedsrichterassistenten die Seitenlinien der österreichischen Bundesliga, nun durfte sie sogar als erste Offizielle aus Österreich aktiv am Finale der Frauen-Champions League teilnehmen. Für die 32-Jährige ein wahres Karrierehighlight, auf das sie seit ihrem Einstieg in das Schiedsrichtergeschäft im Jahr 2008 hingearbeitet hat. Die ehemalige Redakteurin ist mittlerweile in der Frauen-Bundesliga eine fixe Größe, leitet auch schon Herren-Spiele bis zur Regionalliga und ist in den zwei höchsten Spielklassen des Männerfußballs in Österreich als Assistenten an den Außenbahnen im Einsatz.

"Mit dem Finale habe ich nicht gerechnet"

Im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung" spricht Sara Telek über ihren Einsatz im Champions League-Finale: "Mir wird das gesamte Erlebnis sicherlich ewig in Erinnerung bleiben, da es der Höhepunkt meiner bisherigen Schiedsrichterkarriere ist. Eine schöne Bestätigung für die letzten Jahre. Ich bin seit 2008 Schiedsrichterin und es ist einfach eine Freude zu sehen, wie man sich entwickelt hat und was sich plötzlich für Möglichkeiten auftun. Es ist einfach der Beweis, dass sich der Einsatz und die Arbeit auszahlen und wertgeschätzt werden."

Angerufen wurde sie persönlich von der UEFA, um sie von ihrer Aufgabe im Ullevi-Stadion in Göteborg zu informieren: "Das war ein riesengroßer Freudensmoment, da es eine große Ehre und besondere Auszeichnung ist. Mit dem Finale habe ich nicht gerechnet. Umso größer war die Freude. Das war ein unglaublicher Moment, wo ich jetzt noch merke, dass er mich unheimlich bewegt."

Als Schiedsrichterin ist Sara Telek in einer weiterhin sehr männlich-dominierten Umgebung unterwegs, dieses Mal war sie wieder rein unter weiblichen Kolleginnen, doch einen wahren Unterschied konnte die 32-Jährige nicht ausmachen: "Ich fokussiere mich ja immer auf das Gleiche. Auf das Spiel und darauf, den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin bestmöglich zu unterstützen, in meiner Rolle als Assistentin. Bei den Abseitsentscheidungen ist ja letztlich egal, wer auf dem Platz ist. Es sind die einzelnen Situationen, die je nach taktischer Auslegung der Mannschaft, unabhängig von der Geschwindigkeit, genauso herausfordernd sein können. Für mich macht es keinen Unterschied."

"Du brauchst einen starken Charakter"

Telek selbst kam 2007 über die ÖFB-Kampagne "Karriere mit Pfiff" zum Schiedsrichterinnendasein, als sie selbst noch aktive Fußballerin war. Damals hatte sie kein klares Ziel vor den Augen, erst mit der Zeit merkte sie, was in diesem Bereich möglich ist. Dass sie als Frau anders von männlichen Fußballern behandelt wird, glaubt Telek nicht unbedingt: "Grundsätzlich habe ich schon das Gefühl, dass eine gewisse Wertschätzung da ist. Die kann aber auch sehr schnell umschlagen, je nach Situation und Entscheidung. Es hängt sicher auch sehr viel davon ab, wie man mit den Spielern umgeht."

In Österreich zählt Sara Telek aktuell zu der einzig weiblichen Schiedsrichterin, die auch in der höchsten Spielklasse zum Einsatz kommt. Dass liegt wohl auch daran, dass der Beruf weiterhin sehr männlich geprägt ist, wie sie darlegt: "Ich glaube, viele Frauen fühlen sich einfach nicht angesprochen, weil der Beruf sehr männlich behaftet ist. Du brauchst einen starken Charakter um dich durchzusetzen. Jedes Wochenende ein bis vier Spiele, gerade in den Unteren Ligen sind nicht nur körperlich, sondern auch mental sehr fordernd."

Telek glaubt auch, dass viele junge Kolleginnen anfangs negative Erfahrungen sammeln und sich dadurch schwer tun, mit möglichen Misserfolgen umzugehen. "Auch fehlende Wertschätzung, Respekt oder Dank führen dazu, dass viele nicht lange dabei bleiben. Gerade bei jungen Unparteiischen wird versucht, die Unsicherheit auszunutzen", so die Schiedsrichterin weiter.

Telek freut sich auf VAR

In Österreich herrscht in dieser Hinsicht auf jeden Fall noch Nachholbedarf, da ist man im Nachbarland Deutschland doch schon deutlich weiter, wie Telek anmerkt: "In Deutschland zum Beispiel ist das System so, dass jeder Verein regelmäßig Schiedsrichter an den Verband stellen muss, damit kein Mangel aufkommt. Das ist in Österreich nicht so. Die Möglichkeit Schiedsrichter zu werden ist überhaupt nicht präsent - und wenn, dann negativ behaftet. Es wäre hilfreich, wenn Funktionäre oder Trainer jüngere Menschen auf die Möglichkeit hinweisen, Schiedsrichter zu werden. Ich glaube, das Potenzial der Schiedsrichterei wird unterschätzt."

Zuletzt hagelte es viel Kritik an den Schiedsrichtern in Österreich, gerade in der Bundesliga gab es zuletzt eine Häufung an Fehlentscheidungen, viele sehnen den VAR als Abhilfe herbei. Sara Telek freut sich ebenfalls über den Einsatz der modernen Technologie: "Das Ganze wird noch moderner, zeitgemäßer. In anderen Ligen hat das System ja dazu beigetragen, den Fußball fairer zu machen und im Sinne und Geiste des Fußballs krasse Fehlentscheidungen zu korrigieren."

red

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