10.05.2019 09:30 Uhr

Leitner erklärt den "Spirit, der uns drinnen hält"

Torhüter Andreas Leitner ist vom Klassenerhalt der Admira überzeugt
Torhüter Andreas Leitner ist vom Klassenerhalt der Admira überzeugt

Seit 2011 ist die Admira durchgehend in der Bundesliga, als einziger Verein neben den großen Vier. Im Interview spricht Torhüter Andreas Leitner über das aktuelle Mini-Tief, den "gewissen Spirit", der den Klub auszeichnet und er erklärt, warum "in Ruhe arbeiten" in der Südstadt keine leere Phrase ist.

Die Admira ist ein Phänomen, das in der Wahrnehmung des österreichischen Fußballs oft unter dem Radar zu verschwinden scheint. Als Vorstadtklub im Ballungsraum Wien trotzt der lange als "graue Maus" verschriene Verein der Konkurrenz und hat sich längst wieder in der Bundesliga konsolidiert.

Seit acht Jahren sind die Niederösterreicher nun ununterbrochen im Oberhaus vertreten und machen immer wieder mit Ausreißern nach oben auf sich aufmerksam. Nach der Teilnahme an der Europacup-Qualifikation letzten Herbst ist diesen Frühling etwas der Wurm drinnen. Die Gegenwart heißt Abstiegskampf.

>> Leitners komplette Einsatzstatistik in der weltfussball-Datenbank

Goalie Andreas Leitner stellt im Interview mit weltfussball klar, dass der Gang in Liga zwei "für niemanden bei uns infrage kommt", verrät das Geheimnis des scheinbar unerschöpflichen Pools an Nachwuchstalenten in der Südstadt, wo praktisch jeden Sommer mehrere Leistungsträger ersetzt werden müssen und erklärt die "außergewöhnlichen Fähigkeiten" von Schlüsselspieler Saša Kalajdžić.

weltfussball: Für alle Klubs außer Salzburg und den LASK scheint die erste Saison nach der Ligareform eine sehr nervenaufreibende zu sein. Wie empfindet ihr diese Meisterschaft und wie geht eure junge Mannschaft damit um?

Andreas Leitner: Es ist auf jeden Fall extrem spannend. Für Salzburg und den LASK ist das Ganze erledigt, die restlichen Mannschaften sind alle am Kämpfen. Die Ligareform mit der Punkteteilung trägt natürlich ihren Teil dazu bei. Druck wird bei uns eher mannschaftsintern gemacht, aber es ist bei der Admira nicht so, dass wir vom Verein oder medial einen Riesendruck auferlegt bekommen. Daher sind wir sehr fokussiert auf die Sache.

Das heißt, bei euch ist das berühmte "in Ruhe arbeiten können" nicht nur eine Phrase, sondern Realität im Alltag.

Das kann man so unterschreiben. Natürlich ist Druck da, schließlich sind es momentan nur zwei Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz. Aber wir haben es in der eigenen Hand. Es liegt nur an uns, dass wir das selbst richten können.

Beschäftigt euch das Thema Abstieg innerhalb der Mannschaft?

Der Abstieg ist für keinen ein Thema, der kommt für niemanden bei uns infrage!

Trotzdem ist die Situation nach nur einem Punkt aus den letzten drei Spielen für euch wieder brenzlig geworden. Wieso seid ihr nach dem guten Start ins Frühjahr in dieses Mini-Tief gerutscht?

In den beiden Spielen gegen Mattersburg war natürlich vieles ausbaufähig. Da haben wir zu einfach Punkte liegen gelassen, bis zu einem gewissen Grad eigentlich verschenkt. Mit der Leistung gegen Rapid würde ich aber überhaupt nicht von einem Tief sprechen. Wie die Mannschaft nach dem 0:3-Halbzeitrückstand noch einmal zurückgekommen ist, zeigt, dass wir teamintern sehr intakt sind.

Jetzt stehen in dieser Saison noch drei direkte Abstiegsduelle auf dem Programm. Worauf wird es ankommen, damit man in diesen entscheidenen Spielen bestehen kann?

Es wird auf die Mentalität ankommen. Jetzt brauchen wir nicht schön zu spielen, sondern da heißt es, von Anfang an am Platz präsent zu sein, sich reinzuhauen und über den Kampf ins Spiel zu finden. Dass wir gut kicken können, weiß jeder, daher sind wir überzeugt, dass wir diese direkten Partien für uns entscheiden werden.

Die Admira ist seit 2011 durchgehend in der Bundesliga vertreten, als einziger Verein neben den vier Großen Salzburg, Rapid, Austria und Sturm. Wird diese Konstanz öffentlich zu wenig gewürdigt?

Wir gelten als kleiner Ausbildungsverein und das sind wir im Vergleich zu den Großklubs auch. Wenn man die letzten Saisonen verfolgt, sieht man, dass wir unsere besten Spieler leider abgeben. Natürlich ist es für uns Spieler schon eine Genugtuung, weil wir seit 2011 kaum einmal in einem Jahr nicht als Abstiegskandidat gehandelt wurden. Das zeigt einfach einen gewissen Spirit, der die Admira auch insgesamt auszeichnet, weil die Mannschaft ja doch immer verschieden ist. Es liegt ein gewisser Spirit in der Südstadt, der uns immer drinnen hält.

Wie erlebst du die ganzen Umbrüche in den Sommer-Transferzeiten, wenn man immer wieder Leistungsträger ersetzen muss? Überlegt man sich auch hin und wieder, was möglich wäre, wenn man die Mannschaft vielleicht noch ein Jahr zusammenhalten könnte?

In den vergangenen Jahren, als wir in anderen Regionen der Tabelle waren, hat man gesehen, was möglich ist. Natürlich spielt man mit dem Gedanken, was drin wäre, wenn du mit der Truppe eineinhalb oder zwei Jahre zusammenbleibst. Aber das ist das Los des Ausbildungsvereins, das ich aber auch gerne habe. Jeder ist sich bewusst, was hier passiert und wie das in der Transferzeit abläuft.

Andere Vereine beklagen immer wieder, dass es so wenige Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu den Profis schaffen. Bei der Admira rücken jedes Jahr einige Junge nach und spielen praktisch auf Anhieb in der Ersten mit? Was ist das Geheimnis eurer Nachwuchsarbeit?

Es ist das eher ruhige und familiäre Arbeitsklima. Andere Vereine können oder wollen es sich nicht leisten, die Jungen ins kalte Wasser zu schmeißen. Bei uns ist es einfach selbstverständlich, dass die jungen Spieler nachrücken und sie beweisen Jahr für Jahr, dass sie es genauso draufhaben. Da greift einfach eines ins andere. Mit einer gewissen Portion Routine, mit ein paar älteren Spielern oder auch jenen, die bereits in jungen Jahren Erfahrung gesammelt haben.

Letzten Sommer war der Aderlass wieder einmal enorm, mit Max Sax, Lukas Grozurek, Markus Lackner, Thomas Ebner und Markus Wostry verließ euch fast eine halbe Mannschaft aus Leistungsträgern. Trainer Ernst Baumeister musste nach einem schlechten Start in die Saison nach zwölf Runden gehen? War sein Rauswurf deiner Meinung nach voreilig?

Es war klar, dass es eine Zeitlang brauchen würde, bis wieder eine Mannschaft zusammenwächst. Ob es voreilig war, weiß ich nicht. Im Endeffekt ist es die Entscheidung des Vereins und die wurde auch zusammen mit dem damaligen Trainer getroffen.

Aktuell scheinen bei der Admira Erfolg und Misserfolg sehr an Saša Kalajdžić zu hängen. Was macht ihn aus und was traust du ihm auf seinem Karriereweg zu?

Bei Saša ist jetzt enormes Interesse da, das aber auch absolut berechtigt ist. Der Bursche hat wirklich außergewöhnliche Fähigkeiten, vor allem, was das Fußballerische betrifft. Auf den ersten Blick erwartet man das vielleicht gar nicht, weil er ein großer, etwas schlaksiger Typ ist. Aber er ist mit der Kugel richtig stark und in Kombination mit seiner Größe und seiner Stärke in der Luft ist er eine richtige Waffe. Ich traue ihm sehr viel zu. Er beweist, dass er, wenn wir ihn brauchen, bereits jetzt funktioniert und uns hilft. Das zeigt, dass er auch im Kopf bereit ist.

Was spricht dafür, dass die Admira die neunte Saison in Serie erstklassig bleibt?

Der Spirit, den ich schon angesprochen habe, die Geschlossenheit, die wir in der Mannschaft haben und der gemeinsame Wille, mit dem wir Tag für Tag arbeiten. Das überzeugt mich, dass wir es schaffen!

David Mayr

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten